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Aufwendige Gestaltung

Gebürtiger Neudorfer arbeitet vier Jahre an einem achtteiligen Kreuzweg

Die Arbeiten von Andreas Herzog sind jetzt in der Kirche St. Wendelinus in Neudorf zu sehen. Eine Darstellung der Bergpredigt ist noch geplant.

Vier Jahre lang arbeitete Andreas Herzog mit großem kunsthandwerklichem Geschick an seiner achtteiligen Kreuzwegdarstellung, die jetzt in St. Wendelinus in Neudorf zu sehen sind. 
Vier Jahre hat Andreas Herzog an seiner achtteiligen Kreuzwegdarstellung gearbeitet, die jetzt in St. Wendelinus in Neudorf zu sehen sind. Foto: Alexander Werner

In der Kirche St. Wendelinus Neudorf können Besucher über die Osterzeit ganz besondere kreative Schmuckstücke bewundern. Andreas Herzog hat dort, in seiner ursprünglichen Heimatgemeinde, mit dem katholischen Gemeindeteam seine acht Kreuzwegmodelle aufgestellt.

Sie führen Szenen des Leidenswegs und der Auferstehung Jesu auf sehr lebendige Weise vor Augen. Sie werden in der Kirche die Karfreitagsliturgie, die Osternachtsfeier, das Ostervesper und die Eucharistiefeier am Ostermontag bereichern. Ausgestellt bleiben sie bis nach der festlichen Erstkommunion am 6. April.

Der 77-jährige Herzog wurde in Neudorf geboren, in der Kirche getauft und feierte dort seine Erstkommunion. Nach der Heirat mit seiner Rußheimer Frau zog er vor 57 Jahren in den Nachbarort und ist Mitglied der dortigen Pfarrgemeinde. Zu Kirchen machte sich der gläubige Christ früher auch zuweilen auf, wenn er seinem Beruf als Dachdecker auf Kirchturmspitzen nachging.

Für seine Bastelbegabung hat Herzog eine einfache Erklärung: „Es ist ein Geschick, das mir Gott mit auf den Weg gab.“ Er erzählt, wie er für seine Kinder und Enkel große Modelle wie etwa einen Bauerhof mit Ställen und Tieren oder eine Burg gebaut hat. Er arbeitet mit Holz, Gips, Styrodur, Leintüchern sowie Stoff- und Spezialkleber für Holz.

Basteleien von Kindern als Anregung

Von Kreuzwegen habe er wie alle katholisch aufgewachsenen Kinder schon früh alles gewusst, erinnert sich Herzog. Früher habe es dazu an Karfreitag noch Prozessionen gegeben. Angeregt zu seinen Modellbauten hätten ihn Kreuzweg-Basteleien von Kindern des katholischen Kindergartens „Sonnenblume“ in Liedolsheim.

„Es hat mich total fasziniert, wie gut die Kinder das machten und darstellten. Ich dachte, ich versuche das in größerer Form für die Kirche in Rußheim. Ich ging es Stück für Stück ohne Pläne oder vorherige Aufzeichnungen an, ließ einfach meiner Fantasie freien Lauf und fing mit dem Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern an.“ #

Schon bei dieser Szenerie und einer halb offenen, einer Krippe ähnelnden Hütte fühlt sich der Betrachter spontan ins Geschehen hineinversetzt.

Details bis zum geschnitzten Fischerkahn

Später setzte Herzog dem noch zwei Ereignisse aus dem frühen Evangelium voran. Zum einen die Begegnung der schwangeren Frauen Maria und Elisabeth mit ihren ungeborenen Kindern Jesus und Johannes dem Täufer. Das andere Werk zeigt, wie Jesus seine ersten Jünger am See Genezareth beruft.

Auch da sticht ins Auge, wie fein und detailliert Herzog arbeitet, bis hin zum selbst geschnitzten Fischerkahn. Durchweg ist bei ihm nichts statisch, was noch verstärkt wird durch Umgebungen mit einem Vordergrund, über den das Gesamtwerk Perspektive und Tiefe erhält.

Besonders aufwendig und vielseitig gestaltete Herzog das Geschehen in Jerusalem mit der Vertreibung der Händler aus dem Tempel, den Einzug Jesu auf dem Esel am Palmsonntag und seine Verhandlung mit Verspottung und Auspeitschung vor Pontius Pilatus. Es setzt sich bei insgesamt acht Stationen fort bis zur Kreuzigung und der Auferstehung.

Noch ist das von zwei Soldaten flankierte Grab mit dem Leichnam mit einem großen Stein verschlossen. An Ostern wird der Stein herausgenommen. Anstelle der Soldaten erscheinen dann Engel und der auferstandene Jesus.

Einzig die Figuren kaufte Herzog zu. Sie zu bekommen, und auch noch in der richtigen Größe, sei immer schwierig gewesen, sagt er. Vier Jahre arbeitete er ab 2017 an dem Kreuzweg und stellte ihn bislang in Kirchen in Rußheim, Sandhausen, Linkenheim sowie in Liedolsheim auch im katholischen Kindergarten aus.

Aktuell plant er, noch eine Darstellung der Bergpredigt zu fertigen. „Für mich ist es einfach wunderbar und auch eine Anerkennung, wenn Menschen meine Werke sehen können“, sagt Herzog. 

Pastoralreferent der Kirchengemeinde Graben-Neudorf-Linkenheim ist begeistert

„Ich bin super begeistert und finde es großartig, was Andreas Herzog über eine so lange Zeit hinweg geschaffen hat“, sagt Marc Rahmann, der Pastoralreferent der katholischen Kirchengemeinde Graben-Neudorf-Linkenheim. „Es ist wie eine Weihnachtskrippe für Ostern. Sie regt die Fantasie an, mit Menschen in ihrem Alltagsleben, in deren Mitte sich biblische Geschichten abspielen.“

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