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Pflegekräfte sind schwer zu finden

Diakonie Eggenstein-Leopoldshafen klagt über fehlenden Nachwuchs

Der Mangel an Pflegekräften trifft seit Jahrzehnten in der Region etablierte Angebote ebenso wie neu gegründete Unternehmen.

Bis zum Jahresende soll sich ihr neues Unternehmen in Stutensee selber tragen, hoffen Melissa Penkwitt (links) und Melina Stober.
Bis zum Jahresende soll sich ihr neues Unternehmen selber tragen, hoffen Melissa Penkwitt (links) und Melina Stober. Foto: Dietrich Hendel

Die beiden jungen Frauen bringen Erfahrung mit. Melina Stober (33) und Melissa Penkwitt (36), ausgebildete Altenpflegerinnen, waren vormals bei verschiedenen Pflegediensten angestellt. Jetzt haben sie in Stutensee-Blankenloch ihr eigenes Unternehmen gegründet: „Ich hatte schon länger die Idee, einen eigenen Pflegedienst einzurichten“, berichtet Melissa Penkwitt. Sie weiß: Der Alltag einer Pflegekraft ist belastend. Ihre Kollegin, die mit ihr die neue Firma leitet, sieht das ebenso: „Man muss immer funktionieren.“

Hoher bürokratischer Aufwand

Im vergangenen Dezember sei die Idee konkret geworden. Sie fanden geeignete Räume, erstellten ein Konzept, formulierten ein Leitbild und gründeten eine GmbH. Am 28. Februar 2023 war Gründungstag. Was so einfach klingt, sei ganz schön schwierig gewesen, erzählen die beiden. „Wir mussten ziemlich viele Unterlagen bei verschiedenen Stellen für die Zulassung einreichen. Manchmal wusste man nicht einmal, woher was zu bekommen war“, berichten die Gründerinnen: Zuerst der Mietvertrag für die Räume, dann die Abstimmung mit Kranken- und Pflegekassen, mit der Berufsgenossenschaft, mit Versicherungen: „Der bürokratische Aufwand ist hoch“, so Stober und Penkwitt. Die Kosten mussten sie größtenteils selber tragen. Es gab einen Förderkredit und staatliche Hilfen. 

Demenzfälle bei Jüngeren nehmen zu

„Wir haben zu zweit angefangen und zunächst die Betreuung allein gemacht“, berichten Melina Stober und Melissa Penkwitt. Mittlerweile habe das Team vier Mitarbeiterinnen, davon eine in Ausbildung. Die Versorgung älterer Menschen werde angesichts des demografischen Wandels schwieriger, ergänzt Penkwitt, weil die früher fast überall praktizierte Hilfe innerhalb der Familie in der ehemaligen Art und Weise nicht mehr funktioniere. Unter anderem, weil familiäre Hilfskräfte keine medizinische Behandlungspflege erteilen dürfen und viele Pflegefälle dement seien. „Menschen mit Demenz werden immer jünger“, haben die beiden Pflegerinnen festgestellt. 

Genaue Vorgaben der Pflegekassen

Ein großes Problem sei, dass der Arbeitsmarkt keine gelernten Pflegekräfte hergebe. „Der personelle Notstand führt dazu, dass die Pflege der ambulant besuchten Patienten immer knapper werden muss.“ Wirtschaftliches Arbeiten sei da nicht einfach. Die beiden Firmengründerinnen achteten auf kurze Wege und richteten sich Spielräume ein. Wobei sie sich an die Vorgaben der Pflegekassen halten müssten: fünf Minuten für die Medikamentengabe, 20 Minuten für die Körperpflege. „Wir hoffen, dass sich das Geschäft bis zum Jahresende selbst trägt und dass die Mitarbeitenden sich wohlfühlen“, sagen die Gründerinnen. „Dann haben wir alles richtig gemacht.“ 

Die Personalprobleme treffen Pflegedienste, die schon lange aktiv sind, genauso wie die neuen. „Wir müssen Kunden ablehnen, weil wir nicht genügend Mitarbeitende haben“, berichtet Uwe Barthel, der seinen Pflegedienst in Eggenstein-Leopoldhafen und Neureut seit 30 Jahren führt. „Man muss lange warten, wenn man eine Fachkraft sucht, selbst wenn man über Tarif bezahlt“, sagt er. Das sei schon vor Corona so gewesen. Werbung um Fachkräfte aus dem Ausland dauere sehr, sehr lange. 

Wir müssen Kunden ablehnen, weil wir nicht genügend Mitarbeitende haben.
Uwe Barthel, Leiter von Ihr Pflegedienst

„Die Situation am Arbeitsmarkt ist ziemlich kompliziert“, sagt Katalin Zimmermann, Verwaltungsmitarbeiterin bei der Sozialstation Stutensee-Weingarten, die seit 30 Jahren aktiv ist. „Wir werben sehr breit für neue Arbeitskräfte, aber ohne Erfolg.“ Man könne nur die notwendigen Leistungen erbringen. Zeit für Gespräche bleibe nicht. Neue Patienten könne man nicht annehmen. 

„Es gibt keinen Nachwuchs, wenn ältere Mitarbeitende ausscheiden“, berichtet Manuela Stollenmeier, Pflegedienstleitung bei der Diakonie Eggenstein-Leopoldshafen, die ebenfalls 30 Jahre besteht. Man hoffe darauf, dass eine Auszubildende nach ihrem Abschluss bleibe. 

Werbung bringt meist nichts

„Pflege war schon immer ein schwieriges Berufsfeld“, meint Oliver Klenk aus der Verwaltung beim Pflegedienst Sandra in Spöck, den es seit 18 Jahren gibt. Werbung um Personal bringe meist nichts, bestätigt er. Aber er habe die Erfahrung gemacht, dass Helfer, die nicht aus der Pflege kommen, oftmals besser passten als unmotivierte gelernte Kräfte. „Fachkräfte lernen Helfer an, das wäre ein Weg“, meint Klenk. 

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