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Oberreuter kämpfen für Erhalt

Verdrängen Blocks den Jugendgarten in Oberreut?

Seit fast 15 Jahren ist der Jugendgarten in Oberreut eine wichtige Anlaufstelle für Jugendliche ab 15 aus dem Stadtteil. Das Idyll ist jedoch bedroht. Die Stadt möchte an der östlichen Otto-Wels-Straße Wohnblocks errichten. Die Oberreuter kämpfen nun für die Jugendeinrichtung, die Teil der Mobilen Jugendarbeit der Stadt ist, und setzen sich für den Erhalt ein.

Der Jugendgarten in Oberreut müsse erhalten bleiben, sagen (von links) Leo Serzenka, Bürgervereinsvorsitzender Klaus Schaarschmidt, Matze Barth und der Vize des Vereins, Johannes Stober.
Der Jugendgarten in Oberreut müsse erhalten bleiben, sagen (von links) Leo Serzenka, Bürgervereinsvorsitzender Klaus Schaarschmidt, Matze Barth und der Vize des Vereins, Johannes Stober. Foto: Jodo

Auf der Pulverhausstraße rauscht der Feierabendverkehr vorbei. Im Tonstudio, das in einem Container untergebracht ist, können Leo Serzenka und Nadine alias „Lady Waka“ trotzdem ungestört an den Gesangaufnahmen arbeiten.

Wichtiger Treffpunkt für die Jugend aus Oberreut

Vor dem Tonstudio fläzen sich Peter und Sergej auf den Sofas, eine kalte Limoflasche in der Hand. „Wir sind fast täglich hier“, sagt Sergej. Für den jungen Oberreuter und seine Freunde ist der Jugendgarten an der Ecke Pulverhausstraße/Otto-Wels-Straße der Treffpunkt schlechthin.

Das Tonstudio wird fast täglich genutzt

Verborgen hinter Holzwänden und dichtem Buschwerk liegt das Refugium der Oberreuter Jugendlichen. Es gibt eine Feuerstelle, einen selbst gebauten Grill, ein Basketballfeld, Graffiti-Wände, einen Gemeinschaftsraum und ein Tonstudio, das fast täglich genutzt wird. Hier können die Jugendlichen für sich sein, ohne dass sie jemanden stören.

Streetwork-Team unterstützt die Jugendliche

Zugleich ist der selbstverwaltete Jugendgarten Teil der Mobilen Jugendarbeit. Betreut wird die Einrichtung vom Streetworker-Team Ralf Schwendemann und Jennifer Weiß.

Stadt plant 110 Wohneinheiten an der östlichen Otto-Wels-Straße

Doch das Idyll scheint bedroht. Zumindest verheißt das Schreiben der Stadt, das der Vorsitzende des Bürgervereins (BV) Oberreut, Klaus Schaarschmidt, in den Händen hält, nicht nur Gutes. Es geht darin um die Fortschreibung des Flächennutzungsplans 2030, der auch die geplante Wohnbaufläche „Östliche Otto-Wels-Straße“ beinhaltet.  Auf der zwei Hektar großen Fläche, die entlang der Otto-Wels-Straße am Eingang von Oberreut verläuft, sollen 110 Wohneinheiten entstehen. Die Fläche umfasst auch den Jugendgarten.

Oberreuter forderten Stadt auf, die Baufläche zu verkleinern

In einer Stellungnahme, die der BV im Februar zu dem Flächennutzungsplan abgegeben hat, sprachen sich die Oberreuter vehement für den Erhalt des Jugendgartens aus und forderten die Stadt auf, die Bebauungsfläche entsprechend zu verkleinern. „Wir haben außerdem darauf hingewiesen, dass es wegen der Geräuschkulisse zu Konflikten kommen kann, wenn die Häuser zu nah am Jugendgarten gebaut werden“, sagt Schaarschmidt. Zwar ist im neuen Entwurf (Stand Juni 2019) nun vermerkt, dass der Jugendgarten bei den Planungen beachtet werden soll. Die Anzahl der geplanten Wohnungen wurde jedoch nicht reduziert.

Bislang haben wir von der Stadt keinen Alternativvorschlag bekommen.

Das macht Schaarschmidt und seinen Vize Johannes Stober stutzig. „Das ist hochgradig widersprüchlich!“, findet Schaarschmidt und verweist vor allem auf eine Passage des Schreibens aus dem Rathaus. Dort heißt es: Würde man den Jugendgarten aus der geplanten Wohnbaufläche herausnehmen, wie es die Oberreuter fordern, und die Wohnbebauung in direkter Nachbarschaft errichten, wären Konflikte, vor allem hinsichtlich des Lärms programmiert. Die Einhaltung eines Mindestabstands würde aber zugleich die Bebaubarkeit der Fläche einschränken. Im Schreiben der Stadt ist auch von Alternativprüfungen die Rede. „Bis jetzt haben wir jedoch nicht einen Alternativvorschlag bekommen“, kritisieren Schaarschmidt und Stober.

Der Jugendgarten muss auf jeden Fall bleiben!

„Der Jugendgarten muss auf jeden Fall bleiben“, betont Leo Serzenka, der das Tonstudio leitet. Er hat den Aufbau des Jugendgartens vor rund 15 Jahren als Kind erlebt. „Die Jugendlichen wären ganz schön stinkig, wenn man ihnen den Jugendgarten wegnehmen würde. Die Jugendlichen aus Oberreut haben damals alles selbst mitaufgebaut. Würden wir eine neue Fläche bekommen, müssten wir wieder bei Null anfangen“, kritisiert Serzenka.

Angebote des Jugendzentrums "Weiße Rose" richten sich eher an die Jüngeren

Sein Kollege Matze Barth, der den Jugendgarten verwaltet und nach dem Rechten schaut, betont: „Das hier ist die Anlaufstelle Nummer eins für Jugendliche ab 15 Jahren. Das Tonstudio nutzen sogar auch Jugendliche aus den umliegenden Stadtteilen.“ Es gebe in Oberreut zwar auch das Jugendzentrum „Weiße Rose“, dort richten sich die Angebote aber eher an die Jüngeren.

Unterschriften gesammelt

Nicht nur der Bürgerverein und die jungen Leute aus dem Jugendgarten setzen sich für den Erhalt der Einrichtung ein, in deren Ausbau auch Fördergelder des Landes flossen. Mehr als 1 000 Unterschriften hat der BV gesammelt. Sie werden an diesem Mittwoch an Baubürgermeister Daniel Fluhrer im Rathaus übergeben.

Jugendgarten Oberreut

Vor fast 15 Jahren gab es in Oberreut immer wieder Probleme mit Jugendcliquen. Die Heranwachsenden hatten keinen Ort für sich, sie trafen sich oft hinter dem Jugendzentrum „Weiße Rose“. Es gab jedoch immer wieder Beschwerden über Ruhestörungen und Gewaltdelikte. Die Jugendlichen fühlten sich missverstanden und gegängelt. Als der Bürgerverein erfuhr, dass ein Grundstück an der Pulverhausstraße frei würde, setzte er alle Hebel in Bewegung. In den Ausbau, die Infrastruktur und die Instandsetzung des Jugendgartens flossen rund 90 000 Euro. Das Angebot spricht vor allem junge Menschen von 14 bis 27 Jahren an. Der Jugendgarten ist Teil der Mobilen Sozialarbeit. Es gilt das Prinzip der Mitverantwortung: Die Jugendlichen verwalten den Garten teilweise selbst und kümmern sich um die Instandhaltung.

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