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Bilanz vorgelegt

Warum sich die relativ kleine Sparkasse Rastatt-Gernsbach pudelwohl fühlt

Größe ist nicht alles, auch nicht bei Banken und Sparkassen. Die Sparkasse Rastatt-Gernsbach kommt auch deshalb glimpflich durch die Wohnungsbau-Krise.

Das Gebäude der Sparkasse Rastatt-Gernsbach.
Eine vergleichsweise kleine Bank ist die Sparkasse Rastatt-Gernsbach. Doch aus Sicht des Managements ist dies gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation von Vorteil. Foto: Sven Schneider

In der Schalterhalle steht der Vorstandschef der Sparkasse Rastatt-Gernsbach, Ulrich Kistner, als Pappkamerad – eine Aktion der Werbegemeinschaft. Wenige Meter dahinter grüßt er leibhaftig. Die Szene hat etwas Symbolhaftes. „Mitarbeiter, die neu bei uns hinzukommen, schätzen es, dass sie den Vorstand täglich sehen und ansprechen können“, sagt Kistner.

Sparkasse Rastatt-Gernsbach: Keine Probleme bei der Nachwuchsgewinnung

Die damit verbundene flache Hierarchie-Struktur sein vermutlich ein Grund, weshalb die relativ kleine Sparkasse keine Personalnöte habe, sagt er – wohl wissend, dass große regionale Wettbewerber händeringend nach Bankern suchen. „Wir haben viele und gute Bewerbungen“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Klemens Götz.

Dabei waren auch die Sparkässler von der Murg vor einem Jahr skeptisch und führten daher als Option eine Vier-Tage-Woche für Auszubildende ein, um für Nachwuchs interessant zu bleiben. Diese Möglichkeit werde aber nicht genutzt, sagt Götz. Zehn Nachwuchskräfte habe man dennoch wie geplant neu hinzugewonnen.

Wir fühlen uns mit unserer Größe pudelwohl.
Ulrich Kistner
Vorstandschef Sparkasse Rastatt-Gernsbach

Die Sparkasse Rastatt-Gernsbach ist (Stand April 2023) auf Rang 240 von 361 deutschen Sparkassen. Sie zählt also zu den eher kleineren öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten, hat in der Technologieregion Karlsruhe einige große Wettbewerber. „Pudelwohl“ fühle man sich in dieser Größe, sagt Kistner. Eigenkapital, Digitalisierung und Regulatorik habe man gut im Griff. Wenn man für einzelne große Kreditengagements zu klein sei, suche man sich eben beim sogenannten Konsortialgeschäft Partnersparkassen in der Region.

Gerade als kleines Haus könne man schnelle Entscheidungen treffen. Auch deshalb sei man im vergangenen Jahr beim Einbruch des Baufinanzierungs-Neugeschäfts besser weggekommen als so mancher Konkurrent. 2022 waren es 107 Millionen Euro an Zusagen für neue Baufinanzierungen. Dann ging es um 16 Prozent auf 90 Millionen Euro nach unten. So mancher Wettbewerber kam hier aber auf ein Minus von 40 Prozent.

Etwa die Hälfte der neuen Baufinanzierungen bringen Vermittler ins Haus, darunter ist einer besonders von Gewicht, den die Vorstände nicht nennen wollen. „Die Geschwindigkeit in der Abwicklung wird gelobt.“ Deshalb komme man häufig zum Zuge, obwohl es Wettbewerber mit günstigeren Zinsen gebe.

Wir machen keine Konfektion. Wir machen Haute Couture.
Klemens Götz
Vorstand Sparkasse Rastatt-Gernsbach

Götz sagt, man wolle diese schnelle Genehmigungspraxis beibehalten und dabei weiterhin auch komplizierte Wünsche – wie Wohn-Riester – in die Baufinanzierung einbauen. „Wir machen keine Konfektion. Wir machen Haute Couture, einen Maßanzug“, sagt der Banker.

Tagesgeld wurde zu Direktbanken abgezogen

Das Individuelle hilft aber nicht immer. Die beiden Banker räumen ein, dass im vergangenen Jahr zunächst ordentlich (Tages-)Gelder abgeflossen seien, als Direktbanken mit sehr attraktiven Zinsen auf den Markt kamen. Insgesamt stehen auch zum Jahresende weniger Kundeneinlagen in den Büchern als im Vorjahr.

Diese Zahl dürfe man aber nicht isoliert betrachten, sagt Götz. Denn die Sparkasse habe sehr wohl reagiert und den Kunden Alternativen im Wertpapierbereich aufgezeigt. Resultat: Der Wertpapier-Netto-Umsatz hat sich im Vorjahresvergleich um 90 Prozent auf 62 Millionen Euro erhöht. Von der Sparkasse ausgegebene Zertifikate seien populär gewesen. „Die Kunden wollten Rendite sehen, die haben sie bekommen.“

Dass Sparkassen ein anderes Geschäftsmodell als Direktbanken haben und beim Tagesgeld im Vergleich zu vielen Wettbewerbern relativ knickrig sind, hat vor kurzem der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider mit dem Allfinanzansatz der Öffentlich-Rechtlichen begründet. „Wir machen alles“, so Schneider. Entscheidend für ihn sei: Mit einem Anteil von 38 Prozent bei privaten Kundeneinlagen hätten die Südwest-Sparkassen den Marktanteil halten können.

Nochmals zum Kundenkreditvolumen: Hinter rund zwei Drittel davon stünden Privatpersonen, nur hinter einem Drittel Unternehmen. Von solchem Gewicht ist die Privatkundschaft bei anderen Sparkassen nicht. Bei den Gewerbe- und Firmenkunden seien die Risiken auffallend gestreut und somit minimiert. Das ist bei der Risikovorsorge von Vorteil. Der Nachteil ist, dass die Rendite bei guten Ratings nicht so ergiebig ist und weniger als andernorts finanziert wird. Kistner: „Die Unternehmen hier sind starke Unternehmen und haben in der Finanzkrise 2008/2009 gelernt: Liquidität kann teuer werden, wenn man sie nicht hat.“ Also seien diese vergleichsweise flüssig.

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