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Aktion im Festspielhaus

Flashmob in Baden-Baden: Mehr als 2000 Menschen singen gemeinsam die Europahymne

Am Freitagabend fand im Festspielhaus das Mitsing-Konzert oder Flashmob: „Europahymne - Götterfunken für alle“ statt. Mitorganisator war die Bürgerbewegung „Pulse of Europe“.

Dirigent Tristan Meister und sein Orchester auf der Bühne.
Dirigent Tristan Meister leitet Orchester und Publikum an, die gemeinsam Beethovens Ode an die Freude präsentieren. Foto: Ulrich Philipp

Nur selten sieht man an einem Ort in so viele freundliche und positiv gestimmte Gesichter, wie das am Freitagabend im Baden-Badener Festspielhaus der Fall war. In der mit 2500 Plätzen größten Opernbühne Deutschlands war gerade eine ebenso erhebende wie ermutigende Veranstaltung zu Ende gegangen. „Europahymne – Götterfunke für alle“ lautete der Titel des Mitsing-Konzertes zu dem das Festspielhaus und die pro-europäische Bürgerbewegung „Pulse of Europe“ eingeladen hatten.

Nichts weniger als einen solchen Auftakt hat dieser Abend verdient.
Evelin König
Moderatorin

Die Resonanz war sehr gut, die meisten Plätze im Saal waren belegt. Und etliche Besucher hatten eine weite Anreise in Kauf genommen, unter anderem wollten sich Mitglieder des Beethoven-Chores Ludwigshafen die Chance zu einem einmaligen Musikerlebnis nicht entgehen lassen.

„Nichts weniger als einen solchen Auftakt hat dieser Abend verdient“ begrüßte Moderatorin Evelin König die Besucher, nachdem ein Bläserensemble sehr feierlich den Beginn der Veranstaltung mit der Eurovisionshymne, die der französische Barockkomponisten Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) komponiert hat.

König moderiert unter anderem das ARD-Buffet, ehrenamtlich engagiert sie sich bei „Pulse of Europe“. „Es gibt gute Gründe heute zu feiern“ fuhr sie fort, denn am 7. Mai wird weltweit der 200 Geburtstag der 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens begangen, die 1884 in Wien uraufgeführt wurde. Ein weiterer Grund ist die Europawahl am 9. Juni. Auf der Festspielhaus-Bühne waren denn auch Banner mit politischen Statements aufgehängt wie: „Verteidige das Herz Europas“, „Wähl nicht den Rückzug“ und „Wähl nicht Dein Sofa“.

Nach dem einleitenden Auftritt des Barock-Ensembles „L’Art du Bois“ betraten Dirigent Tristan Meister und ein Orchester die Bühne, das in dieser Konstellation noch nie miteinander gespielt hat. Es muss eine organisatorische Meisterleistung gewesen sein, die Musiker für diesen einen Abend aus ganz Deutschland zusammenzubringen, wie König ausführte und den Verantwortlichen des Festspielhauses und namentlich Holger Bronner und Saule Tatubaeva ausdrücklich dankte.

Dirigent übt Sinfonie mit dem Publikum ein

„Allein bei den Streichern sind Musiker aus zehn Nationen vertreten, bei den Bläsern sind es fünf“ teilte die Moderatorin mit. Viel Heiterkeit machte sich dann breit, als Dirigent Meister mit dem Publikum begann die „Ode an die Freude“, den letzten Satz der 9. Sinfonie, einzuüben.

Dabei war es wohl den zahlreichen Chorsängern im Saal zu verdanken, dass bereits die ersten Versuche Gänsehautmomente verursachten. Lautstark und für Laien wie aus einem Munde, sangen die Teilnehmer: „Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische dein Heiligtum (…) Alle Menschen werden Brüder, Wo Dein sanfter Flügel weilt“.

Dennoch war Meister noch nicht ganz zufrieden und gewann mit seiner humorvollen Art viel Sympathie, als er die Sängerinnen und Sänger mit einem Augenzwinkern lobte: „Das war schon ganz wunderbar, aber entscheidend ist, dass wir gemeinsam anfangen“.

Darius Szymanski führte in das Werk Beethovens ein

Die zweite Strophe wurde später in Französisch gesungen. Der Baden-Badener Sänger Marc Marschall präsentierte nach den Proben mit Pianist René Krömer weitere Stücke aus seinem Repertoire. Eine ganz andere musikalische Note setzte später der Beatboxer Paul Brenning, der alle Töne eines Orchesters oder einer Band mit seinem Mund nachahmt. Darius Szymanski führte in das Werk Beethovens und die musikalischen Besonderheiten der Kompositionen ein, was für das Publikum eine wertvolle Hilfe war.

Wir dürfen diese Musik nicht von denen vereinnahmen lassen, die in Europa wieder Grenzen hochziehen wollen.
Benedikt Stampa
Festspielhaus-Intendant

Dann ergriff Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa das Wort: „Wir dürfen diese Musik nicht von denen vereinnahmen lassen, die in Europa wieder Grenzen hochziehen wollen“ forderte er unter dem Applaus des Publikums. Stampa erinnerte an den Eingangsbereich seines Hauses, der einmal ein Bahnhof war. Hier trafen Menschen aus der ganzen Welt ein, als Baden-Baden als Sommerhauptstadt Europas galt. „Die Musik heute ist 1000 Jahre europäische Musikkultur“ stellte Stampa fest.

Dann schließlich kam der große Moment des Abends, als König die Anwesenden aufforderte: „Lassen Sie uns die große Kraft des gemeinsamen Singens spüren“. Alle erhoben sich von ihren Plätzen und begannen begleitet vom Orchester wie aus einem Mund zu singen. Alle waren sichtlich bewegt von der Feierlichkeit und einer lichten Kraft, die im Saal aus mehr als zweitausend Stimmen entstanden war.

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