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Weltkrebstag

Diagnose Brustkrebs: Betroffene aus Ettlingen erzählt von ihrer Erkrankung

Am 4. Februar wird alljährlich der Weltkrebstag begangen. In Karlsruhe kümmert sich die Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige um Unterstützung von Betroffenen.

Frauen am Tisch
Seit Jahren kommt Patricia Jarry (rechts) regelmäßig zur AWO-Beratungsstelle. Sie kann dort offen über die Folgen ihrer Krebserkrankung sprechen. Hilfe bekommt sie unter anderem von Franziska Petridis. Foto: Martina Erhard

Auch wenn die Medizin in den zurückliegenden Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat, wenn es um die Behandlung von Krebs geht, so ist die Diagnose für die Betroffenen und ihre Angehörigen immer noch ein Schock.

Während und nach der Behandlung brauchen viele von ihnen Unterstützung, die über das Medizinische hinausgeht. Eine solche Unterstützung leistet die Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige, eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Großer Bedarf an Beratung

„Wir haben Patientenklienten und Angehörige. Manche kommen einmal, andere wöchentlich, einige kommen viele Jahre lang“, sagt Franziska Petridis, Leiterin der Beratungsstelle, und fügt hinzu, dass die neun Mitarbeiterinnen – Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen – im zurückliegenden Jahr rund 3.000 Beratungsgespräche geführt haben.

„Der Bedarf ist groß“, versichert sie. Manche der Klientinnen und Klienten haben psychische Probleme, Ängste, mit denen sie lernen müssen, umzugehen, andere haben auch sozialrechtliche Fragen, etwa dann, wenn es um die Beantragung eines Behindertenausweises geht.

Diagnose Brustkrebs

„Für mich war es wichtig, jemanden zu haben, mit dem ich über meine Ängste und Sorgen sprechen konnte und der nicht zu meiner Familie und zu meinem Freundeskreis gehört“, erzählt Patrica Jarry. Die heute 50-Jährige bekam 2016 die Diagnose Brustkrebs. „Der Krebs war sehr aggressiv und hat auch metastasiert“, sagt die Ettlingerin, die als freiberufliche Theaterpädagogin arbeitet.

Mithilfe der modernen Medizin hat sie den Krebs besiegt, was aber nicht bedeutet, dass sie wieder ein ganz normales Leben führen kann. Jarry leidet unter anderem an chronischer Fatigue. „In der Gesellschaft sind solche Folgen kaum bekannt. Da hört man immer wieder, dass es einem doch jetzt eigentlich gut gehen müsste“, meint sie und stellt fest, dass einem die leistungsorientierte Gesellschaft die Eingliederung in den Arbeitsalltag sehr erschwere, denn „ich muss immer noch stark mit meinen Kräften haushalten und es geht mir sehr schlecht, wenn ich über meine aktuelle Leistungsgrenze gehe“.

Erhebliche Nachwirkungen bei Betroffenen

Jarry, die vor ihrer Erkrankung ein „quirliger Mensch mit vielen unterschiedlichen Interessen“ gewesen sei, wie sie sagt, muss jetzt lernen, ihre Kräfte einzuteilen. Ihr helfen dabei die Gespräche in der Beratungsstelle, denn dort erfährt sie, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine ist.

Franziska Petridis berichtet, dass viele ehemalige Krebspatienten an Polyneuropathie leiden, einer Nervenstörung, bei der es zu starkem Kribbeln in Händen und Füßen kommt. „Das habe ich auch, weshalb ich oft unsicher gehe“, meint Jarry und bezeichnet dies als „Form der leichten Behinderung“, die wohl bleiben werde.

Auch ein Lipödem, welches aufgrund einer Stoffwechselstörung aufgetreten ist, behindert die 50-Jährige. Weitere Nebenwirkungen treten durch das Medikament Tamoxifen auf. „Ich habe stark zugenommen, leide an Hitzewallungen und an Muskelschmerzen“, zählt Jarry auf. „All diese Einschränkungen machen mir das Leben schwer, aber ich bin trotzdem sehr dankbar, dass es das Medikament gibt“, meint sie.

In so einem Zustand sei es schmerzhaft, sich seine eigene Hilflosigkeit einzugestehen. Es sei nicht leicht, zu akzeptieren, dass der jetzige Zustand – trotz aller Optimierungsversuche – ein Ist-Zustand sei. Umso dankbarer ist Jarry, dass sie in der Beratungsstelle Menschen gefunden hat, die sie begleiten und unterstützen. Dabei geht es nicht nur um das psychische Wohl, sondern auch um sozialrechtliche Fragen. „Ich bin froh, dass man mir Hilft, mit einem Wust an Papieren zurechtzukommen und dass man hier für mich kämpft.“

Service

Weitere Informationen über die Arbeit der Psychosozialen Beratungsstelle, Kaiserstraße 160–162, gibt es unter www.awo-karlsruhe.de/krebsberatung. Ein Termin kann unter der Telefonnummer 0721/98 96 20 vereinbart werden.

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