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Logistische Herausforderung

Bücherland in Karlsruhe ist umgezogen und 35.000 Bücher wechselten den Standort

Der Second-Buchladen Bücherland in Karlsruhe ist umgezogen. Rund 35.000 Bücher wechselten dabei den Standort. Der ist vom alten gar nicht weit entfernt, dennoch war der Umzug notwendig.

Thomas Stieber steht mit einem Bücherstapel auf dem Arm vor Bücherregalen
Heilfroh im selben Quartier in der Oststadt bleiben zu können, ist Bücherland-Betreiber Thomas Stieber. Rund 500 Meter ist das neue vom alten Domizil entfernt. Foto: Volker Knopf

Langweilig wird es Thomas Stieber, Betreiber vom Bücherland in der Karlsruher Oststadt, aktuell eher nicht. Der Grund: Der Buchhändler ist vor einigen Wochen umgezogen.

Keine leichte Aufgabe, wenn man einen der größten Second-Hand-Buchläden Süddeutschlands führt. Rund 35.000 Bücher befanden sich in den bisherigen Räumlichkeiten auf 608 Quadratmetern, die nun ihren Platz im 524 Quadratmeter neuen Domizil finden mussten.

Wer selbst einmal einen Privatumzug mit einem gut gefüllten Bücherschrank gemacht hat, weiß wie schwer Bücher sind. Und dann gleich 35.000 Exemplare? „Das war eine logistische Herausforderung, keine Frage. Aber viele ehrenamtliche Helfer und Freunde machten mit. Mit der entsprechenden Muskelkraft ging das ganz gut“, sagt Stieber.

Die Vorbereitung habe rund zwei, drei Wochen gedauert. Innerhalb von drei Tagen, mithilfe eines Transporters und rund zehn Unterstützern wurde der schweißtreibende Umzug Anfang Juli gewuppt.

Bücherland Karlsruhe in die Gerwigstraße umgezogen

Zuvor befand sich das Bücherland in der Rintheimer Straße, nun in der Gerwigstraße 35, keine 500 Meter von altem Standort entfernt. Stieber ist glücklich darüber, dass er adäquate und vor allem bezahlbare Räume gefunden hat und nicht den Stadtteil wechseln musste. In Mühlburg hatte er sich umgeschaut, auch in Durlach. Am Ende fanden sich die Räume in der direkten Nachbarschaft in der Oststadt. Dort befand sich zuvor die zentrale Annahmestelle des Diakonischen Werks.

Wir haben zahlreiche Stammkunden, die freuen sich darüber, dass wir hiergeblieben sind.
Thomas Stieber, Betreiber des Bücherlands

Das neue Haus des Bücherlands soll ähnlich wie der Vorgänger eine Institution in Sachen Bücherkultur im Stadtteil werden. Die erste Resonanz der Besucher sei bislang positiv. „Wir haben ja zahlreiche Stammkunden, die freuen sich erst mal darüber, dass wir hiergeblieben sind. Viele sagen, die Räume seien heller und wirken größer, obwohl der frühere Laden eigentlich größer war. Aber der war auch etwas verwinkelter“, sagt Thomas Stieber.

Früherer Vermieter hatte Miete für das Bücherland während Corona erhöht

Er ist heilfroh, dass er aus dem alten Geschäft, einem ehemaligen Supermarkt, raus ist. Der Vermieter des vorigen Domizils habe ihn über die Jahre immer wieder im Unklaren gelassen, ob sein Vertrag kurzfristig verlängert werde oder nicht. In Corona-Zeiten sei die Miete sogar um 50 Prozent erhöht worden, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Situation des Buchladens mit Antiquariat, berichtet Stieber Kopf schüttelnd.

Nun habe er faire Vermieter gefunden. „Es ist großartig, dass wir eine kooperative Eigentümerfamilie haben, die uns eine bezahlbare Miete ermöglicht“, ist der 59-Jährige erleichtert. Es sei wichtig, dass man im Stadtteil geblieben sei. Hier gebe es ein urbanes, oft akademisches Publikum in KIT-Nähe, welches das Kulturgut Buch noch zu schätzen wisse.

Es geht zum einen um Lesekultur, aber auch um einen sozialen Treffpunkt.
Thomas Stieber, Betreiber des Bücherlands

„Es geht zum einen um Lesekultur, aber auch um einen sozialen Treffpunkt. Man hat hier einfach sehr viele schöne Gespräche. Die Leute können hier so lange verweilen, wie sie mögen, und in Ruhe stöbern“, erklärt Stieber. Er ist eigentlich studierter Physiker, hatte aber irgendwann von Computern und Statistiken genug und suchte wieder die Nähe zu den Menschen.

Lesungen im Bücherland in der Karlsruher Oststadt geplant

Auch Lesungen und bibliophile Veranstaltungen soll es bald wieder geben. Ende September– so Corona es zulässt – ist eine erste Krimi-Lesung geplant. Zu den Favoriten bei den Lesern in seinem Laden zählt er den US-Schriftsteller T.C. Boyle, den Schweizer Bestseller-Autor Martin Suter ebenso wie die Thriller von Sebastian Fitzek oder die Bücher der kürzlich verstorbenen, nordirischen Autorin Lucinda Riley.

„Krimi und Fantasy gehen auch immer. Ebenso Reiseliteratur oder unsere badische Ecke mit Historie und Autoren der Region“, berichtet er. Gegründet hat er das Bücherland vor etlichen Jahren mit seinem Kumpel Klaus Ackermann, der mittlerweile eigene Wege geht und Stadtführungen zur Fußballgeschichte in Karlsruhe anbietet.

In jedem Falle, die Arbeit wird dem Karlsruher und seinen Helfern so schnell nicht ausgehen. Bis alle Regale stehen, alle Bücher eingeräumt und letzte Schönheitsreparaturen erledigt sind, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. „Ich schätze, bis Ende des Jahres sind wir durch“, lautet die optimistische Schätzung des Self-Made-Buchhändlers aus der Oststadt. Stöbern und Einkaufen kann man aber auch jetzt schon.

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