Skip to main content

„Das ist eine Revolution“

So war die Karlsruher Demo für Freiheit im Iran

Der Protest lässt nicht nach: Auch in Karlsruhe solidarisieren sich am Samstag Menschen mit den Protestierenden im Iran.

Klare Botschaft: Zahlreiche Menschen protestieren am Wochenende für die Freiheit im Iran.
Klare Botschaft: Zahlreiche Menschen protestieren am Wochenende für die Freiheit im Iran. Foto: Felicitas Luis

Vor zwei Monaten wurde die iranische Studentin Mahsa Amini in Teheran getötet, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen habe. Es sei Herzversagen gewesen, sagt die Sittenpolizei.

Eine Erklärung, die nie jemand wirklich geglaubt hat. Seitdem gehen die Menschen auf die Straße, rufen „Frau, Leben Freiheit“, „nieder mit der Diktatur“ - Im Iran, in Europa und auch hier in Karlsruhe. Etwa 350 Menschen waren es Samstag, die sich auf dem Kronenplatz trafen und dann über die Kaiserstraße zum Friedrichsplatz zogen.

Die kleine Gruppe ist jetzt größer geworden

Direkt nach dem Tod von Mahsa Amini sei es eine kleine Gruppe von Iranerinnen gewesen, die sich getroffen hätte, sagt Anis, die die Demo als Ordnerin begleitet. Jetzt sind es Männer und Frauen, Junge und Alte, Iranerinnen und Deutsche. Auch Arash, ebenfalls Ordner, sagt: „Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich das sehe.“

Die Größe und Professionalität der Demos nähmen weiter zu. Er selbst protestierte schon 2009 während der Grünen Revolution in Teheran, wurde „kurz verhaftet, alles mögliche“. Diese Revolution wurde schließlich erstickt, ebenso die Proteste vom November 2019. „Aber jetzt ist es wirklich etwas anderes“.

Dass diese Bewegung erfolgreich sein wird, ist eine Zuversicht, die viele Menschen hier teilen. Im Iran zu protestieren, wo willkürliche Erschießungen, Verhaftungen und Folter drohen, erfordert unfassbaren Mut. „Aber wer keine Luft mehr zum Atmen hat“, sagt Saeidi, „keine Aussicht auf Zukunft, wer seine Familienangehörigen betrauert – da bleibt man nicht länger still.“

Der Tod von Mahsa Amini sei der Funke gewesen, der die explosive Grundstimmung hat hochgehen lassen. Was als Protest für Frauenrechte begann, ist zu einer Revolution des Iranischen Volkes geworden: „Jetzt ist es unumkehrbar“.

Weltweite Proteste zeigen Wirkung

Und: Die weltweite Solidarität kommt an. Die Iranische Regierung versucht, ihre Bevölkerung vom Internet abzuschneiden, doch Bilder der weltweiten Proteste drängen zu den Menschen durch, erzählt Zara, PhD Absolventin am KIT. Das mache Mut und zeige, dass sie nicht vergessen sind. Auf der Kaiserstraße rufen Passanten im Vorbeigehen die Slogans mit, heben den Arm zum Victory-Zeichen, bleiben stehen, klatschen.

Beleidigungen oder Beschwerden gibt es keine. Die Unterstützung in der Europäischen Bevölkerung sei immens hoch, sagt Arash. Doch die Regierung hinke in ihren Handlungen hinterher.

Er und andere Demonstrantinnen hofften auf konsequente Umsetzung, nachdem vergangene Woche weitere Sanktionen durch die EU verabschiedet wurden.

Menschen singen Regen

Es regnet in Strömen auf dem Friedrichsplatz, als die Menschen singen: „Bis aus dem Schmerz ein Lachen keimt, die ewige Sonne der Freiheit wird zum Licht unseres Himmels“.

Die Iranerinnen und Iraner hier in Karlsruhe werden weiter auf die Straße gehen, gemeinsam mit allen, die für Selbstbestimmung und Freiheit eintreten. Und gemeinsam mit den Menschen im Iran.

nach oben Zurück zum Seitenanfang