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Radio aus dem Gewerbehof

Karlsruher Radiomacher über Querfunk: „Uns eint Idealismus und guter Geschmack“

Knapp 30 Jahre gibt es den Querfunk. Am Wochenende gab es ein Festival mit Livebands und jeder Menge Radioprogramm. Die Macher sind Idealisten.

DJs des Senders Querfunk im Gewerbehof Karlsruhe
Beim Festival des freien Radiosenders Querfunk im Gewerbehof sorgen Radio-DJs und lokale Indie-Bands für das richtige akustische Ambiente. Foto: Volker Knopf

„Bei uns kann es vorkommen, dass zunächst ein Wortbeitrag läuft, dann Death Metal, danach Reggae. Das Spektrum ist riesig“, sagt Thorsten Lehmann. Gemeinsam mit Bertrand Eustache zählt er zu den Machern der ersten Stunde des Radiosenders „Querfunk“. Das freie Radio aus Karlsruhe hat sich auf die Fahnen geschrieben, ein Gegenstück zum durch formatierten Werbe-Radio mit seinen immer gleichen Mainstream-Songs zu sein. Am Samstag gab ein Festival im Gewerbehof – mit Livestream der Bands über den Äther.

Während das kommerzielle Radio seine Hörer nur ungern mit Unkonventionellem stört, gehört beim Sender in der östlichen Innenstadt Störung quasi zur DNA. Beim Querfunk-Festival im heimeligen Backstein-Ambiente des Gewerbehofes am Wochenende plaudert das Duo über die Anfänge des Senders vor fast 30 Jahren.

60 Kilometer Reichweite, wenn kein Hügel dazwischen steht

„Damals war Radio Dreyeckland eine wichtige Inspirationsquelle. Das war weit weg vom Kommerzradio“, sagt Eustache über den südbadischen „Piratensender“. Rund 100 Sendungen laufen beim freien Radio in Karlsruhe auf der UKW-Frequenz 104,8 Megahertz aktuell. Man teilt sich die Frequenz mit der Musikhochschule Karlsruhe.

Zwischen 30 und 60 Kilometer haben wir Reichweite, je nachdem, ob ein Hügel im Weg steht.
Thorsten Lehmann, Radiomacher bei Querfunk

Wie weit der Empfangsradius ist? „Zwischen 30 und 60 Kilometer haben wir Reichweite, je nachdem, ob ein Hügel im Weg steht“, meint Lehmann. Die Hörerzahlen lassen sich nur schwer beziffern. Schließlich können die vorwiegend ehrenamtlich Radio-Macher keine teuren Marktstudien in Auftrag geben.

„Aber so drei- bis vierstellig werden die Zahlen sein. Das hören wir aus Rückmeldungen. Man kann uns auch jederzeit im Stream hören“, fügt der 46-Jährige, der eine von vier Halbtagsstellen beim Sender hat, hinzu. Querfunk finanziert sich über Fördergelder der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) sowie Mitgliedsbeiträge.

Ein legendärer DJ als Vorbild

Die Radiomacher brennen für ihre Projekte. „Ich würde es so formulieren: Uns eint Idealismus und guter Geschmack“, meint Eustache süffisant. Inspirationsquelle für Beide war der legendäre, mittlerweile verstorbene Radio-DJ John Peel, der weltweit Indie-Bands förderte.

Auf Punkrock, Indie und Schräges kann sich das Duo schnell einigen. Zu seinen Allzeit-Favoriten zählt Lehmann, der in seiner Sendung „Bored Generation“ neue Gitarren-Bands oder Electronica spielt, die Punk/Dub-Institution „The Clash“. Sein 52-jähriger Kollege nennt „The Buzzcocks“, ebenfalls aus der ersten Generation britischer Punkbands, zu seinen Favoriten. Seine Sendung trägt den programmatischen Titel „Hörsturz“.

Sich probieren kann erstmal jeder

Der Sender hat noch weit mehr zu bieten: Spanischsprachiges, Literatur, Jazz, Politik, Istvans Ostrock oder Hip-Hop. Mitmachen kann jeder, der Lust hat. Zunächst wird ein Probe-Show produziert. „Wir haben benutzerfreundliches Equipment. Mischpult, Plattenspieler, sogar noch Tape-Recorder“, berichtet Lehmann.

Beim Fest stand naturgemäß Indie-Musik regionaler Bands im Fokus. Unter anderem spielten „The Coconuts“ (Surf Rock), „Mustang Fang“ (Blues Punk), „Sonja Singt“ (Singer Songwriter) oder „No Sugar, No Cream“ (Alternative Folk). Viel Applaus erhielt auch das Kinder-Rock-Duo „Die schreienden Raupen“. 

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