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Bewegende Veranstaltung

Karlsruher Schüler erinnern mit einer Mahnwache an die Novemberpogrome von 1938

Mit der alljährlichen Mahnwache haben Schüler des Karlsruher Agnes-Hauses an die Novemberpogrome von 1938 erinnert. Fast 300 Menschen kamen.

Deutliches Zeichen: Mehr als 300 Anwesende versammeln sich an der ehemaligen Synagoge in der Kronenstraße zur alljährlichen Mahnwache.
Deutliches Zeichen: Fast 300 Menschen versammeln sich an der ehemaligen Synagoge in der Kronenstraße zur alljährlichen Mahnwache. Foto: Jörg Donecker

„Wie schön, dass hier so viele zusammenkommen“, sagte Oberbürgermeister Frank Mentrup, „und wie traurig, dass wir hier zusammenkommen müssen.“

84 Jahre ist es her, dass in Karlsruhe wie in ganz Deutschland jüdische Geschäfte und Synagogen zerstört und geplündert, Besitz vernichtet oder gestohlen, Juden misshandelt wurden. „Das Vergessen ist ein übermächtiger Feind“, führte Mentrup fort. Auf der „documenta“ habe man gesehen, dass der Antisemitismus in der Weltgemeinschaft immer noch virulent sei.

Fast 300 Menschen nehmen in Karlsruhe an Mahnwache teil

Bei der alljährlichen Mahnwache am Platz der Synagoge in der Kreuzstraße zum Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938 zeigte sich Mentrup dankbar über die fast 300 Anwesenden, die mit ihm zeigten, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur zu Karlsruhe dazugehören.

Es war eine bewegende Veranstaltung, die vor allem von den Schülerinnen und Schülern der katholischen Fachschule Agnes-Haus getragen wurde. Sie sangen nicht nur hebräische und jiddische Lieder wie „osi we’simrat Jah“, „Halicha L’Kesaria“ oder „unter deine waisse schtain“.

Sie haben sich auch lange mit jüdischen Schicksalen beschäftigt, haben für das Gedenkbuch für die Karlsruher Jüdinnen und Juden Biografien erforscht und zwei Klassenzimmer nach Mathilde Teicher und Bertha Emsheimer benannt, die beide Schülerinnen im Agnes-Haus gewesen sind, 1926/27 beziehungsweise 1933/34.

Während Bertha Emsheimer nach vier Wochen in Auschwitz starb, gelang es Mathilde Teicher, 1936 nach Palästina zu fliehen und später nach Australien. Für viele von ihnen sind diese Schicksale eine Mahnung, für ihre späteren Zöglinge ein Vorbild zu sein, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Schülerinnen geben Schicksal in Ich-Form wieder

Die Schülerinnen und Schüler haben zur Mahnwache auch Stellwände aufgebaut, auf denen die Geschichte von einigen Juden und Jüdinnen nachzulesen ist, einige von ihnen wohnten nicht weit von der Synagoge entfernt, ihre Stolpersteine sind vor ihren Häusern zu sehen. Noch bewegender war der Versuch von vier Schülerinnen, sich in die Situation von Bertha Emsheimer zu versetzen und Stationen aus ihrem Leben in der Ich-Form wiederzugeben.

Mit dem Totengebet, das der neue Kantor der jüdischen Gemeinde, Asher Varon, vortrug, endete die Mahnwache.

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