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480 Einsätze im Jahr

Karlsruhes Notfallseelsorger helfen, wenn jede Hilfe zu spät ist

Wenn ein geliebter Mensch stirbt oder das Haus abbrennt, brauchen viele Menschen Hilfe. Die von der christlichen Kirchen getragene Notfallseelsorge hat sich genau dieser Aufgabe angenommen.

ie Mitarbeiter der Notfallseelsorge stehen Menschen nach schweren Verlusten zur Seite.
Die Mitarbeiter der Notfallseelsorge stehen Menschen nach schweren Verlusten zur Seite. Foto: David Groschwitz/ekiba

Nach schweren Unfällen, bei Selbsttötungen oder nach einem Herzinfarkt müssen Polizeibeamte oder Mediziner den Angehörigen oft schlimme Nachrichten überbringen. Menschen, die ihre Liebsten verloren haben, stehen unter Schock.

Seelischen Beistand in solchen Ausnahmesituationen bietet die Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis an. Getragen wird die Arbeit der rund 50 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer seit fast 20 Jahren von der evangelischen und der katholischen Kirche.

Die Arbeit der Notfallseelsorge gliedert sich in zwei Bereiche: Da ist zum einen die Krisenintervention, bei der die Notfallseelsorger zu Menschen gerufen werden, die Unterstützung benötigen. Da ist aber auch die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) mit ihren Angeboten für Einsatzkräfte im Blaulichtbereich. Letztere findet ausschließlich in Gruppenarbeit statt.

480 Einsätze im vergangenen Jahr für Notfallseelsorger

„Bei der Krisenintervention sind wir prinzipiell in Zweierteams unterwegs“, erklärt Daniel Paulus. Er ist Diakon bei der evangelischen Kirche und die eine Hälfte des ökumenisch besetzten Leitungsteams, zu dem auch der katholische Diakon Thomas Christl gehört.

„Das Überbringen einer Todesnachricht ist Aufgabe der Polizei, aber wir sind als Begleiter dabei“, so Paulus. „Wir werden ausschließlich über die Leitstelle informiert und zu Einsätzen gerufen“, fügt Christl hinzu. Wenn Notärzte, Polizeibeamte oder Feuerwehrleute das Gefühl haben, seelischer Beistand sei nötig, fordern sie die Notfallseelsorger an. Im vergangenen Jahr wurde das Team zu 480 Einsätzen gerufen, in Stadt und Landkreis ergaben sich daraus fast 1.500 Einsatzstunden.

Viele der betroffenen Angehörigen sind für ein Gesprächsangebot dankbar.
Thomas Christl, katholischer Diakon

„Viele der betroffenen Angehörigen sind für ein Gesprächsangebot dankbar, manche wollen sofort reden, andere wollen erst einmal nur schweigen, sind aber froh, dass jemand bei ihnen ist, der die Situation mit ihnen aushält“, sagt Christl. Die Notfallseelsorger sind oft auch Helfer, wenn es um Organisatorisches geht: „Manche der Betroffenen wissen im ersten Schock nicht einmal mehr die Telefonnummern ihrer Kinder, um sie informieren zu können“, meint Christl.

Es geht aber glücklicherweise nicht immer um Todesfälle, wenn die Notfallseelsorger zum Einsatz gerufen werden. Im Falle eines Wohnungsbrandes, bei dem das Leben gerettet, der Besitz aber zerstört wurde, stehen die Menschen ebenfalls unter Schock. „Wir stellen uns vor, helfen mit, warme Getränke oder eine Bleibe für die Nacht zu organisieren“, erklärt Christl.

Notfallseelsorge sucht jüdische und muslimische Ehrenamtliche

Paulus weist darauf hin, dass alle Gesprächsangebote freiwillig seien. „Wenn jemand nicht reden möchte, gehen wir wieder“, sagt er und fügt hinzu, dass das Angebot nichts mit einer Religionszugehörigkeit zu tun habe. Die Notfallseelsorge ist zwar eine Einrichtung der evangelischen und der katholischen Kirche, aktuell werden aber auch Ehrenamtliche gesucht, die jüdischen oder muslimischen Glaubens sind, um sie zu Notfallseelsorgern auszubilden.

Ehrenamtliche, die sich für die Arbeit in der Notfallseelsorge interessieren, sollten die Bereitschaft aufbringen, sich selbst zu reflektieren, teamfähig sein und mit Tod und Sterben umgehen können. „Die Haltung ist entscheidend“, erklärt Paulus.

Finanzierung über die Kirchensteuer

„Wir sind getragen von der Kirche und werden auch zum großen Teil aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert“, erklärt Christel. „Natürlich sind wir aber auch auf Spenden angewiesen“, meint er. In diesem Zusammenhang nennt er als Beispiel den Karlsruher Unternehmer Thorsten Ehlgötz, der 2.500 Euro für die Notfallseelsorge gespendet hat. „Dieses Geld werden wir in neue Dienstkleidung investieren“, sagt Christl und berichtet, dass allein eine der lilafarbenen Einsatzjacken 230 Euro kostet. „Für die kalte Jahreszeit wollen wir nun auch einheitliche Mützen anschaffen.“

Besonders hoch sind aber die Kosten für die Ausbildung, für regelmäßige Fortbildungen und für die Supervision, der sich die Ehrenamtlichen in regelmäßigen Abständen unterziehen müssen.

Weitere Informationen zur Arbeit der Notfallseelsorge gibt es im Internet unter www.notfallseelsorge-ka.de

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