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Ärger der Bauern

Erneuter Protest: Landwirte auf dem Karlsruher Marktplatz fühlen sich von Berlin ignoriert

Der Ärger der Bauern ebbt nicht ab. Das Agrargewerbe hat sich von den Protesten mehr erwartet, die Reaktionen aus Berlin lassen die Betroffenen verärgert zurück, auch in Karlsruhe.

Ein Dutzend Traktoren auf dem Karlsruher Marktplatz.
Bis zum Nachmittag stehen die Traktoren einer Landwirte-Demonstration auf dem Marktplatz, jedoch in unterschiedlicher Besetzung. Warum? Insgesamt 50 angemeldete Fahrzeuge rotieren zwischen den Proteststandorten Karlsruhe, Lauterburg und Kandel. Foto: Holger Keller

Für die Regierenden in Berlin hat der Landwirt Jürgen Zapf kaum mehr übrig als Kopfschütteln. Mit anderen Landwirten steht er zu Wochenbeginn auf dem Karlsruher Marktplatz. Etwa ein Dutzend Bauern stehen mit ihren großen Landmaschinen nördlich und südlich der Pyramide. Sie protestieren weiter.

Bauernprotest auf dem Karlsruher Marktplatz

Auch, weil die Landwirte daran zweifeln, dass die Botschaft der bundesweiten Proteste eine Woche zuvor verstanden worden ist.

Zapf, der ein landwirtschaftliches Unternehmen in Kandel führt, erklärt: „Uns geht es gar nicht mehr um den Dieselpreis. Das Problem ist größer.“ Zapf kritisiert die vor wenigen Tagen ins Gespräch gebrachte Tierwohlabgabe.

„Das bringt gar nichts. Die Tiere werden immer noch durch Europa gefahren. Nur der Verbraucher zahlt dafür wieder drauf“, prophezeit Zapf. Eine Abgabe, die als Steuer auf den Preis tierischer Produkte aufgeschlagen werde, löse keines der fundamentalen Probleme, mit denen sich die Landwirte auseinandersetzen müssen.

Die Erträge aus der Abgabe wären zweckgebunden und würden Maßnahmen für das Tierwohl zugutekommen. Für die Landwirte bedeutet das nur wieder mehr Auflagen und Bürokratie – die schon heute von den allermeisten Bauern als ausufernd gebrandmarkt wird.

Wir waren nicht in Berlin, um eine Steuererhöhung durchzudrücken.
Jürgen Zapf
Landwirt aus Kandel

„Wir waren nicht in Berlin, um eine Steuererhöhung durchzudrücken“, ärgert sich der Mann. Aus Sicht der Protestierenden sei man nicht ernst genommen worden, die Reaktion der Regierung eine geringschätzige gewesen.

Die Ungleichheit ärgert die Landwirte auch in Karlsruhe

Die Landwirte stoßen sich an Rahmenbedingungen, die die Konkurrenzfähigkeit zunichtemachten. „Solange der Mindestlohn in Spanien nur ein Bruchteil des deutschen Mindestlohnes ist, wird sich nichts ändern“, ergänzt der Karlsruher Landwirt Matthias Becker. Er war schon Organisator der großen Landwirtefahrt durch Karlsruhe.

Eine Traktorenkolonne fährt die Karl-Friedrichs-Straße in Richtung Süden.
Gegen kurz vor Mittag macht sich ein Großteil der Landwirte von Karlsruhe auf in Richtung Lauterburg – dafür kommen Bauern aus Lauterburg auf den Marktplatz in Karlsruhe. Foto: Rake Hora

Ungleichheiten gäbe es nicht nur bei den Ausgaben: Es seien auch Beschränkungen beim Pflanzenschutz, die an den Felderträgen knabberten. „Und das sind nur wenige Aspekte, die uns die Arbeit erschweren“, klagt Zapf.

Die Landwirte rücken gegen 12 Uhr ab, ein Großteil der Fahrzeuge macht sich auf den Weg nach Lauterburg, wo ebenfalls eine Demonstration stattfindet. Andere Traktoren sind in Kandel, Zapfs Heimatstadt: „Es ist unser erster Protest in der Pfalz, in Baden-Württemberg und im Elsass. Immerhin ist es kein rein deutsches Problem. Es ist ein Problem für uns Landwirte in Europa.“

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