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Ausverkaufte Lesung

Pulitzer-Preisträger Richard Ford zeigt sich bei Karlsruher Literaturtagen gut gelaunt

Das Beste zum Schluss: Pulitzer-Preisträger Richard Ford bescherte den Karlsruher Literaturtagen einen ausverkauften Abend im Prinz-Max-Palais.

Autor Richard Ford bei den Literaturtagen Karlsruhe am 23. Oktober 2023.
Über Glück schreiben wollte US-Autor Richard Ford in seinem neuen Roman „Valentinstag“, den er nun persönlich im Prinz-Max-Palais Karlsruhe vorstellte. Foto: MLO

Eigentlich wollte er kein weiteres Buch schreiben: „Meine Frau hat es verboten“, sagte der Pulitzerpreisträger Richard Ford am Montagabend in Karlsruhe. „Sie hat mir ein riesiges Stopp-Schild gekauft und hat es an die Wand gehängt.“

Das war ihm ganz recht, denn nach seinem letzten großen Roman fühlte er sich, wie viele Autoren, leer: „Nie wieder.“ Aber dann und zum Glück für seine Leser hat er sich seines Helden Frank Bascombe doch noch einmal angenommen und Material gesammelt. Und nach zwei Jahren sammeln und sichten fiel ihm ein Wort ein: „Glück“. Und darum geht es in seinem Roman „Valentinstag“.

Über 2.000 Menschen besuchten 40 Lesungen in Karlsruhe

Mit Fords ausverkaufter Lesung bei der Literarischen Gesellschaft gingen die diesjährigen Karlsruher Literaturtage zu Ende. Ein voller Erfolg: „Über 2.000 Literaturinteressierte besuchten 40 Lesungen an 30 Orten in Karlsruhe“, hieß es von den Veranstaltern, die auch auf die gute Atmosphäre, lebendige Diskussionen und positive Rückmeldungen der zahlreichen Kooperationspartner hinwiesen.

Wie überregional und sogar international die Literaturtage aufgestellt sein können, zeigten die Lesungen von Ford, Angelika Klüssendorf und Matthias Politycki. Auch das: ein Glück.

Lesung mit Richard Ford im Prinz-Max-Palais Karlsruhe am 23.10.2023
Ausverkauft war der Saal der Literarischen Gesellschaft bei der Lesung mit Richard Ford im Prinz-Max-Palais Karlsruhe. Der US-Autor (links am Tisch) stellte seinen Roman „Valentinstag“ vor. Foto: MLO

„Glück“ war auch das erste Wort, das Ford dann hinschrieb, „Happiness“, wie er in einem oft schwer verständlichen Amerikanisch erzählte, bei dem auch sein Übersetzer Steven Uhly ab und zu nachfragen musste.

„Und dann musste ich ja einen ersten Satz schreiben.“ Wort für Wort ging es weiter: „Mir geht es nicht um Plots oder Charaktere“, erzählte Ford, „sondern um Wörter. Ich konnte als Kind nicht gut lesen. Ich hatte deswegen auch keine Zeit, ‚shitty‘ Literatur zu lesen. Und auch beim Schreiben führt bei mir ein Satz zum nächsten.“

Gut gelaunt gibt Autor Richard Ford Auskunft über sein Schreiben

So ging es, bis der Roman fertig war, in dem der 74-jährige Frank Bascombe mit seinem 47-jährigen, an ALS leidenden Sohn eine letzte gemeinsame Reise nach Mount Rushmore unternimmt. Wo sie sich gegenseitig bei aller Distanz auch annähern, über das Leben und das Glück nachdenken, sich gegenseitig herausfordern und unterstützen. Einmal sagt Paul zu seinem Vater: „Du bist mein Lieblingsarschloch, Frank. Weißt du das nicht?“ Und Frank antwortet: „Nein. Das weiß ich nicht. Freu mich aber, es zu hören.“

Gut gelaunt, entspannt und aufmerksam gab Ford Auskunft über sein Schreiben, die der moderierende Uhly ihm entlockte. Warum er schreibt? „Das Leben ist es wert, dass man es achtsam wahrnimmt. Und ich schreibe, weil ich es schön finde, wenn ein Buch jemanden emotional erreicht.“ Das hat er selbst erlebt und hofft es auch von seinen Büchern.

Begeistert und glücklich war Ford auch von der deutschen Lesung durch den Schauspieler Stephan Wolf-Schönberg, der mit seinem genauen Vortrag die emotionalen Bilder des Romans in die Köpfe der Zuhörer zauberte. Das Schlusswort aber hatte Ford selbst mit dem Schluss seines Romans: „Okay, sage ich. Ich bin bereit für etwas Anderes.“

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