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Warntag

Sirenen lösen keine Panik in Karlsruhe aus

Die Alarmsignale heulen auch in Karlsruhe am Warntag. Das Gute: alle Anlagen funktionieren.

Florian Geldner zeigt Bürgermeister Lenz die Karte mit den Zonen der Warnsirenen
Überblick über die Standorte: Florian Geldner zeigt Bürgermeister Martin Lenz die Karte mit den verschiedenen Zonen der Warnsirenen. Foto: Peter Sandbiller

Von unserem Mitarbeiter Hauke Heuer

Pünktlich um 11 Uhr heulen am Donnerstag die Sirenen. Eine Minute lang ist auch in Karlsruhe das Alarmsignal mehr oder weniger deutlich zu hören. Anlässlich des ersten bundesweiten Warntages kamen alle verfügbaren Warnsysteme auf den Prüfstand und wurden einmal probehalber ausgelöst, um sicherzustellen, dass sie im Ernstfall auch funktionieren.

Wir müssen auch in Zeiten der Digitalisierung diejenigen erreichen, die sich nicht über ein Smartphone informieren können.
Martin Lenz, Sozialbürgermeister von Karlsruhe

„Bei vielen Leuten erzeugt der Klang der Sirenen kein schönes Gefühl. Dennoch ist diese Maßnahme wichtig. Wir müssen auch in Zeiten der Digitalisierung diejenigen erreichen, die sich nicht über ein Smartphone informieren können“, erklärte Martin Lenz (SPD), Karlsruher Bürgermeister für Sport und Soziales, im Innenhof der Feuerwache an der Ritterstraße, von wo aus der Probealarm koordiniert wurde.

Karlsruhe verfügt im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten über eine umfangreiche Sirenenanlage. Insgesamt 57 Lautsprecher wurden in den vergangenen Jahren für rund eine Millionen Euro auf Hausdächern und an Sendemasten aufgestellt.

Jetzt wurde das neue System erstmals im gesamten Stadtgebiet getestet. Die Feuerwehr hatte die Bürger im Vorfeld mit Flugblättern aufgefordert, eventuell auftretende Fehlfunktionen der Sirenen zu melden. Doch scheinbar funktionierte alles wie geplant und der Alarm ertönte in ganz Karlsruhe.

Parallel zu den Sirenen wurden auch lokale Rundfunkanstalten und Presseagenturen über den Alarm informiert. Auch über die Warn-App NINA sollte eine Mitteilung ausgespielt. Dies hat jedoch nicht flächendeckend funktioniert. Über die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook äußerten sich einige Nutzer, dass die Warn-App gar nicht oder erst spät informiert hätte. Zu spät, wenn es sich um eine echte Gefahrenlage gehandelt hätte, so die Einschätzung vieler Nutzer.

Mit den Sirenen erreichen wir sicher viele Bürger. Wir können aber keine Informationen transportieren.
Florian Geldner, Leiter der Branddirektion Karlsruhe

Die Karlsruher Feuerwehr verfügt über eine spezielle Software, die es ermöglicht, innerhalb kürzester Zeit die verschiedenen Adressaten der Warnung zu erreichen. „Mit den Sirenen erreichen wir sicher viele Bürger. Wir können aber keine Informationen transportieren. Deshalb fordern wir dazu auf, die Warn-App zu installieren“, erklärt Florian Geldner, Leiter der Branddirektion Karlsruhe.

Darüber hinaus böte die App die Möglichkeit, zielgerichtet zu warnen und differenziert zu kommunizieren. So könne die App auch dann zum Einsatz kommen, wenn es eher unklug wäre, die Sirenen anzuwerfen, weil dies nur unnötig Panik verbreiten würde. Eine Panik anlässlich des Probealarms blieb am Montag aus.

„Wir haben unseren Schichtplan umgestellt, um kurzfristig zusätzliche Apparate in der Leitstelle besetzen zu können, falls die Leute nach dem Alarm bei uns anrufen“, berichtet Frank Humpfer, Abteilungsleiter für den Katastrophenschutz bei der Feuerwehr. Letztendlich seien die Telefone aber stumm geblieben. Auch die Passanten auf Karlsruhes Straßen ließen sich augenscheinlich nicht von dem Probealarm aus der Ruhe bringen. „Ich wusste eigentlich, dass ein Alarm kommt.

Ich habe weder die Sirene gehört, noch wurde im Radio darauf hingewiesen.
Peter Decker, Handwerker

In dem Moment hatte ich es aber vergessen und bin kurz erschrocken“, sagt die 18-jährige Eliv Demir und fügt hinzu, „wäre das ein Ernstfall gewesen, hätte ich gar nicht gewusst, was ich machen soll.“ Handwerker Peter Decker saß während des Probealarms in seinem Auto: „Ich habe weder die Sirene gehört, noch wurde im Radio darauf hingewiesen“, zeigt sich der 58-Jährige verwundert. Decker ist sich jedoch sicher, dass er sich im Ernstfall im Internet schnell über eine Notlage informieren kann.

Dass ein echter Notstand in Karlsruhe tatsächlich eintreten könnte, hält Florian Geldner durchaus für möglich. „Nur weil Ereignisse sehr selten sind, heißt es nicht, dass sie nie geschehen“, sagt der Feuerwehrmann. So sei es beispielsweise denkbar, dass ein großflächiger Stromausfall für mehrere Tage ganze Städte und Regionen lahmlegt.

Geldner empfiehlt deshalb allen Bürgern, sich einen kleinen Vorrat an Nahrungsmitteln und Wasser anzulegen. Sollte einmal ein Alarm ausgelöst werden, gelte es, die Ruhe zu bewahren und sich in den Medien oder über die Warnapp über die genaue Situation zu informieren.

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