Dijana Dzelajlija aus Karlsruhe kauft für eine große Silvesterparty ein. Der Wagen ist voll, doch was tun, wenn vieles übrigbleibt oder das Verfallsdatum nahe rückt? Wegwerfen kommt nicht in Frage für die umweltbewusste junge Frau.
Durch einen registrierten Nutzer wird sie den Rest bei Foodsharing „unterbringen“. Lebensmittel, die nicht mehr verwendet werden, können an verschiedenen Orten in Karlsruhe in sogenannten Fair-Teile Schränken abgegeben werden. Registration, Abgaberegeln und Standorte sind im Internet unter dem Stichwort „foodsharing Karlsruhe“ zu erfahren.
Karlsruhe bietet verschiedene Adressen für „foodsharing“
Verderbliches Essen ist die sensibelste Spende, die man nach den Feiertagen zu vergeben hat. Damit sie weiß, dass alles zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort kommt, hat sich Hannelore Pichler entschlossen, aktiv zu werden, bevor Überbleibsel erst entstehen. Sie hat im selben Discounter wie Dijana Dzelajlija eingekauft. Tee. Kaffee. Honig. Spenden für die Beiertheimer Tafel „Das ist für mich am einfachsten und ich weiß gleich, dass es auch ankommt.“
Abgepackte Lebensmittelspenden sind der Tafel willkommen
Diese Art von Lebensmittelspende, nämlich in geschlossener Verpackung, ist bei der Tafel natürlich hochwillkommen. Doch nach Weihnachten regnet es auch noch andere gute Gaben, die unter dem Baum lagen. Der Marktleiter der Beiertheimer Tafel in der Marie-Alexandra-Straße 35, Ronny Strubel, schmunzelt: „Das Phänomen ist uns vertraut. Die Leute bekommen ein Geschenk, das ihnen nicht gefällt und wollen nicht unhöflich sein. Dann landet es bei uns und beglückt einen neuen Abnehmer.“
Außer Medikamenten, Alkohol und Tabak nimmt die Tafel alles. Ab dem 8. Januar kann man wieder täglich abgeben. Auch das Lernfreundehaus (Rintheimer Querallee 2) freut sich über Spenden aller Art. Initiatorin Jasmin Sahin „Wir richten ja auch Tüten für Obdachlose. Bekommen wir Spenden, verschenken wir die Dinge weiter und so vermehren wir die Freude.“
Beim Tagestreff für Frauen sind Pflegeprodukte der Renner
Pflegeprodukte sind besonders begehrt beim Tagestreff für Frauen (Belfortstraße 10). Nach Weihnachten kann man dort von 10 bis 13 Uhr den Lippenstift in der falschen Farbe oder das Parfüm, das nicht passend duftet, abgeben und einer anderen Frau eine Freude machen.
Nach Neujahr gelten noch kürzere Öffnungszeiten; ab dem 8. Januar ist das TafF wieder wie üblich geöffnet. „Manche Kleinigkeiten, die wir bekommen, verschenken wir auch an unsere ehrenamtlichen Helferinnen oder wir verkaufen sie bei unserem Flohmarkt“, sagt Sozialarbeiterin Katharina Neubauer. Die großen Diakonieläden Déja Vue (Windeckstraße 7) und Kashka (Karlstraße 56) sind den Karlsruhern bereits vertraute Abgabestellen für alles, was zu schön zum Wegwerfen ist.
Mal sehen, was kommt. Es ist immer eine Wundertüte.Iris Fahrenbruch
Ladenleiterin
Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten, jene Dinge loszuwerden, die zwar gut gemeint waren aber nicht gefallen. Da wäre ebenfalls in der Karlstraße der Laden 23 (Karlstraße 23), wo das Blumenväschen oder der Kerzenständer mit reinem Gewissen zurückgelassen wird. Die Mitarbeiter des sozial-diakonischen Projekts führen den Verkaufserlös christlich-sozialen Zwecken zu. Bis zum 6. Januar ist der Laden geschlossen. Und danach? Ladenleiterin Iris Fahrenbruch: „Mal sehen, was kommt. Es ist immer eine Wundertüte.“
Bei Oxfam (Waldstraße 41) landen vor allem Kleindekoartikel und Kleidung. Das sind weniger verschmähte Weihnachtsgeschenke als vielmehr das Ergebnis eines Feiertagsausmistens. „Wir merken immer, wenn schlechtes Wetter war.“ Weihnachtspräsente, die vielleicht auch doppelt unter dem Gabentisch lagen, tauchen vor allem in Gestalt von Büchern auf. „Manches Buch von den Bestsellerlisten sieht noch ganz neu aus“, sagt Shopleiterin Andrea Sieber. Der Erlös des Verkaufs geht an Oxfam. Ein Klassiker im „Abgabegeschehen“ ist das A & S Bücherland (Gerwigstraße 35).
Tagein tagaus wuchten Menschen Kisten mit Büchern hinein. A & S Betreiber Thomas Stieber: „Wir bekommen nicht so oft ungeliebte Weihnachtsbücher. Oder zumindest nicht sofort. Meistens werden sie erst gelesen, bevor sie bei uns landen.“ Doch dann gibt man das einstige Geschenk wenigstens mit guten Gefühlen ab.
In der Waldstadt macht es die „Tauschhütte“ (Neisser Straße 8) leicht, sich von etwas zu trennen, das nicht so ganz gefällt. Mehr als drei Jahre gibt es dieses Projekt einer Bürgerinitiative, wo „reintun“ und „rausholen“ ganz einfach ist. Gründer Chen-Ko Sung: „Um die Weihnachtszeit bekommen wir viel Kerzen, Kugeln und Lichter aber auch Winterkleidung wird gespendet.“ Nach Weihnachten, wenn ab dem 6 Januar die Tauschhütte wieder offen ist, werden gewiss auch viele schöne Geschenke dort auf einen neuen Liebhaber warten.