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Guter Geist aus Neureut

„Auch wenn sie krank und alt sind“: Wera Schmitz aus Karlsruhe lebt mit 20 Katzen

Eine kranke Katze abzuweisen, bringt Wera Schmitz nicht übers Herz. Die 76-jährige Karlsruherin leitet die Katzenhilfe Neureut. Sie ist ein guter Geist in Karlsruhe.

Zwei Frauen und Katze
Anne Grumer (rechts) hat Wera Schmitz für ihr Engagement als guten Geist vorgeschlagen. Grumer hat bereits mehrere Katzen der Katzenhilfe aufgenommen. Foto: Jörg Donecker

Es gibt ja Wohnungen und Häuser, in denen steht alles voller Katzen. Getöpferte, gemalte, gehäkelte oder solche in Plüsch.

Voller Katzen ist das Haus von Wera Schmitz auch. Nur sind dies keine leblosen Zierobjekte, sondern echte Samtpfoten. Geht man durch die Räume des Hauses in der Alten Kreisstraße in Neureut, so scheinen sie überall zu sein.

Auf den Schränken, in den Schränken, von Katzenbäumen herablugend, in Sofaecken geschmiegt. Oder auf den Fensterbrettern mit dem Blick nach draußen ins Freigehege, wo ebenfalls Katzen über Katzen schlafen, dösen, spielen und fressen. Trotz der Fülle an Vierbeinern geht es friedlich zu.

Wahrscheinlich wissen die Tiere instinktiv, dass sie hier bei der Katzenhilfe in Sicherheit sind. Denn sie sind zumeist Notfellchen, die hier Unterschlupf und eine Vermittlungsmöglichkeit gefunden haben.

Wera Schmitz war schon immer eine Tierfreundin

Wera Schmitz, die aus einem tierfreundlichen Zuhause in Hohenwettersbach stammt, war immer schon eine Tierfreundin und hat ihr Leben seit Langem dem Schutz und der Betreuung von Katzen gewidmet. Einen Notfall abzuweisen, bringt sie kaum übers Herz, obwohl die Räumlichkeiten der Katzenhilfe überfüllt sind.

Pflegestellen werden immer gesucht, auch Spender, sagt die jugendlich wirkende 76-jährige, die seit 2009 einen eigenen Katzen-Verein betreibt. Tag und Nacht ist sie erreichbar und das rechtfertigt mehr als genug den Ehrentitel „Guter Geist“. Findet zumindest die vorschlagende Anne Grumer aus Karlsruhe-Rüppurr, die mehrere scheue Freigängerkatzen von der Katzenhilfe aufgenommen hat.

Frau Schmitz war mir von Anfang an sympathisch und sie kann sehr überzeugend sein.
Anne Grumer
Tippgeberin

„Eigentlich wollte ich ja nur mal schauen“, so Grumer schmunzelnd. „Oder nur eine nehmen. Dann waren es schließlich vier. Aber Frau Schmitz war mir von Anfang an sympathisch und sie kann sehr überzeugend sein.“ Das muss wohl so sein, denn die zahmen Katzen werden recht gut vermittelt, während die scheuen Tiere mit schlechten Erfahrungen oftmals Dauergäste werden.

Darunter auch alte Katzen – wie etwa Lily mit ihren 17 Jahren – oder Katzen mit Behinderungen. Manche einfach verstoßen. Sie alle finden bei Wera Schmitz eine helfende Hand. Als sie in Vorruhestand ging, nahm sie sich vor: „Jetzt mache ich es richtig. Das war mein Lebensziel“, sagt die 76-Jährige.

Bei der Katzenhilfe gibt es viel zu tun

Mehrere Helfer kommen über den Tag verteilt, teilweise von der Arbeiterwohlfahrt vermittelt, und helfen bei den nicht immer angenehmen Tätigkeiten, die rund um ein „Katzenhaus“ anfallen: Toiletten säubern, Futter richten, putzen und zum Tierarzt fahren. Auch nicht selten ereilt Schmitz, die früher als Bankkauffrau in Mannheim tätig war, ein Anruf, dass ein verletztes oder scheues Tier aufgefunden wurde.

So auch während des Interviews mit dieser Redaktion. Eine streunende Katze muss am Elsässerplatz begutachtet werden. Oft sind es auch Jungtiere, die von der Katzenhilfe aufgefunden und kastriert werden.

Jetzt bei der Kälte muss bei mir keine Katze zurück nach draußen.
Wera Schmitz
Katzenhilfe Neureut

Und danach? Wieder in die „Freiheit“? „Nein. Jetzt bei der Kälte muss bei mir keine Katze zurück nach draußen“, sagt Schmitz, die sich nur selten Urlaub gönnt. Und wenn, dann auf Einladung der Tochter, die im Ausland lebt.

Überhaupt die Familie. Der Ehemann musste sich damit arrangieren, dass er seine Wohnung mit etwa 20 Katzen teilt. Doch er hilft seiner Frau gerne. Anders ginge es wohl auch nicht. Denn die Hilferufe reißen nicht ab. Erst im August 2023 etwa musste die Katzenpopulation eines Obdachlosen in Rintheim versorgt werden. Eine Herkulesaufgabe.

Bei alledem darf nämlich nicht vergessen werden, dass die ganzen Hilfeleistungen sehr viel Geld kosten: Behandlungen, Kastrationen und Operationen. „Das bleibt zum größten Teil an uns hängen“, sagt Schmitz.

Viele Tiere wurden während Corona angeschafft

Vor allem in der Corona-Zeit wurden viele Katzen als Schmusetiger angeschafft und nicht bedacht, dass Tiere Geld kosten und Zeit brauchen. Da kommt dann schon mal die exotische Rassekatze zur Katzenhilfe, weil sie viel mehr Auslauf und Beschäftigung braucht, als die Halter glaubten.

Gerne nimmt die Katzenhilfe auch Fördermitgliedschaften oder Patenschaften an. Regelmäßige Flohmärkte auf dem Gelände helfen auch, die Kasse etwas aufzufüllen. Für alle diese Aktivitäten, das ist Wera Schmitz wichtig, möchte sie sich herzlich bei ihren Helfern bedanken.

Ein alternatives Lebensmodell ist für Schmitz nicht denkbar: „Ich lebe eben mit meinen Tieren, auch wenn sie krank und alt sind.“

Service

Weitere Informationen zur Arbeit der Katzenhilfe Neureut unter www.katzenhilfe-karlsruhe.de.

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