Skip to main content

Tag der Artenvielfalt am Montag

Der Artenschutzbeauftragte für den Regierungsbezirk Karlsruhe sieht keinen Grund zum Feiern

Säugetiere wie die Wildkatze, Vögel wie Bienenfresser, Wiedehopf oder Uhu und Insekten wie die Feuerlibelle und die Gottesanbeterin – die beeindruckende Liste der Tierarten, die in den vergangenen Jahren wieder in die Region zurückgekehrt oder neu eingewandert sind, ließe sich fortsetzen.

Bienenfresser
Ein Bienenfresser an seinem Nest. Foto: Franz Lechner

Und wenn dann auch noch der Artenschutzbeauftragte für den Regierungsbezirk Karlsruhe, Peter Zimmermann, sagt „die Artenvielfalt in der Region hat in den letzten Jahren nicht deutlich abgenommen“, ist doch der Tag der Artenvielfalt am Montag, 22. Mai, ein Grund zu feiern.

Oder doch nicht? „Nein, nicht wirklich, die Bilanz fällt nämlich sehr unterschiedlich aus“, widerspricht der Landschaftsökologe. Die Artenvielfalt habe nur deswegen nicht deutlich abgenommen, weil inzwischen viele vom Menschen eingeschleppte Arten in der Region lebten, und das sei alles andere als erfreulich, erklärt er seinen Einwand.

Eingeschleppte Arten sind ein Problem

Im Gegensatz zu den mit dem Klimawandel selbstständig aus dem Süden eingewanderten Tiere wie beispielsweise die Gottesanbeterin oder der Bienenfresser, verursachten viele der Neobiota, wie Biologinnen und Biologen die eingeschleppten Tiere und Pflanzen nennen, einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. Und nicht nur das.

Schmuckschildkröten, Kanadische Goldrute, Staudenknöterich und andere invasiven Arten bedrohten die Tier- und Pflanzenwelt der Region. „Und die Zahl der bei uns heimische Arten hat in den letzten Jahrzehnten ohnehin schon deutlich abgenommen“, erklärt Peter Zimmermann, warum er am Tag der Artenvielfalt nicht unbedingt feiern will.

Der Artenschutzbeauftragte hat ohnehin keine Zeit zu feiern. Er hat zu viel Arbeit. Viele Arten stehen in der Region nämlich kurz vor ihrer Ausrottung. Vögel wie beispielsweise die Grauammer, das Rebhuhn und der Große Brachvogel, Amphibien wie der Moorfrosch und die Knoblauchkröte und Blumen wie die Arnika könnten nur noch durch aufwendige Schutzmaßnahmen in der Region überleben.

Das letzte Vorkommen des Großen Brachvogels in der Region muss beispielsweise durch eine naturschonende Bewirtschaftung der Wiesenflächen, in denen er brütet, geschützt werden. Aber nicht nur das. „Wegen der vielen freilaufenden Hunde und auch wegen der Füchse muss jedes Nest der Bodenbrüter aufwendig gesichert werden“, erzählt der Artenschutzbeauftragte für den Regierungsbezirk Karlsruhe.

Auch das Anlegen spezieller Laichgewässer für die Knoblauchkröte oder den Moorfrosch gehört zu den vielen Projekten, mit denen der Naturschutz in der Region mal mehr und mal weniger erfolgreich um die heimische Artenvielfalt kämpft.

Viele Arten sind auf Schutz angewiesen

So erfreulich die Rückkehr von Uhu, Wanderfalke, Wildkatze, Biber und Wiedehopf also sind: Sie darf nicht darüber hinweg täuschen, dass viele Arten am Tropf des Naturschutzes hängen. Außerdem verschwinden viele der kleinen unauffälligen Arten, ohne dass es überhaupt jemand registriert. „Wir haben einfach zu wenig Fachleute, die sich mit den vielen, verschiedenen Wildbienen-, Käfer-, Pilz-, Flechten- oder Moosarten auskennen“, beklagt der Artenschutzbeauftragte.

Selbst bei so faszinierenden Tieren wie den Fledermäusen gebe es kaum jemand, der das Vorkommen der verschiedenen Arten in der Region genau einschätzen könne.

Ornithologen gibt es dagegen viele. Und die berichten seit Jahren vom Rückgang vieler einst alltäglicher Feld-und Wiesenvogelarten. „Die Ursachen für das Verschwinden dieser und anderer heimischer Arten aus der Region sind sehr vielfältig und bei einzelnen Arten sind sie auch nicht immer eindeutig geklärt“, sagt Peter Zimmermann und ergänzt: „Aber sicher spielen Landschaftsverbrauch, Klimaveränderung, die moderne Agrarwirtschaft und die Freizeitnutzung der Natur eine wesentliche Rolle.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang