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Bauernregeln stimmen nicht mehr ganz

Landwirt aus Leopoldshafen: Regenwetter passt nicht zu den Hundstagen

Hundstage, Eisheilige und Schafskälte sind auch nicht mehr, was sie waren. Diese Temperaturphasen haben sich durch den Klimawandel verschoben oder abgemildert.

Rechtzeitig vor der Regenphase haben die Landwirte ihr Getreide geerntet. Die heißen Hundstage sind ausgeblieben.
Rechtzeitig vor der Regenphase haben die Landwirte ihr Getreide geerntet. Die heißen Hundstage sind ausgeblieben. Foto: Dietrich Hendel

Eisheilige im Mai, Schafskälte im Juni, Hundstage im August: Phänomene, die sich aufs Wetter auswirken. Die Eisheiligen bringen gerne Nachtfrost. Erst wenn die Nacht der Kalten Sophie vorüber ist, sollten Geranien oder Tomaten, Paprika und anderes Gemüse ins Freiland oder in Blumenkästen gepflanzt werden.

Die Schafskälte zwischen dem 4. und 20. Juni, so kann man in der Fachliteratur nachlesen, bezeichnet eine kalte Witterungsphase. Anfang bis Mitte Juni werden üblicherweise die Schafe geschoren, und ohne ihr dickes Wollkleid hätten Tiere unter der Kälte zu leiden.

Hundstage verdanken ihren Namen dem Stern Sirius

Die Hundstage im Juli und August wurden im alten Griechenland dem Kalender zugeordnet. Mitte Juli bis Mitte August sei in Griechenland die heißeste Zeit des Jahres, heißt es in einer Information des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Vor etwa 2.000 Jahren wurde der Aufgang des Sirius, des hellsten Sterns am Nachthimmel, im Bild des Großen Hundes beobachtet, informieren die Meteorologen. Davon ist die Benennung Hundstage für den Zeitraum abgeleitet.

Die vieljährigen Wetterstatistiken wiesen jedoch für den Kernzeitraum der Hundstage (28. Juli bis 7. August) in Mitteleuropa unbeständige Südwestwetterlagen aus. Der Aufgang des Sirius habe sich in Griechenland weiter in den August hinein verschoben. Dort liegt er auf dem 10. August. In Deutschland wird er heute für Offenbach, den Sitz des Deutschen Wetterdiensts, auf den 25. August terminiert.

Das heiße Pendant zur Schafskälte sind also die Hundstage. Sie werden zwischen 23. Juli und 23. August eingegrenzt. In diesem Zeitraum ist es üblicherweise sehr heiß. Allerdings haben sich die drei witterungsbedingten Temperaturphasen aufgrund des Klimawandels verschoben oder abgemildert, vermelden die Meteorologen.

Wir sind froh, dass wir die Getreideernte vor der Regenphase eingebracht haben.
Jochen Bolz
Landwirtschaftsmeister in Leopoldshafen

Dieses Jahr treffen die Hundstage, zumindest nach der aktuellen Wetterlage, nicht zu. Wenngleich es absehbar wieder wärmer werden soll. Jochen Bolz, Landwirtschaftsmeister in Leopoldshafen, hat noch ein paar vage Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend. Die Hundstage hätten starke nächtliche Gewitter gebracht.

Für die Landwirtschaft sei es dieses Jahr im Mai und im Juni schon zu heiß gewesen, sagt der Landwirt. Und die augenblicklich nasse und ziemlich kalte Witterungsphase habe nichts von Hundstagen. „Wir sind froh“, stellt Bolz fest, „dass wir die Getreideernte vor der Regenphase eingebracht haben.“ Andererseits nützten die Niederschläge dem Mais für ein besseres Wachstum vor der Ernte. Mehr Sonne –sprich Wärme – sei aber wünschenswert.

Bauernregeln findet man viele in der Literatur: „Sind die Hundstage heiß, bleibt’s im Winter lange weiß.“ Oder: „Was die Hundstage gießen, muss die Traube büßen.“ Diese Sprüche seien nicht sehr geläufig, meint Landwirt Uwe Lengert vom Lindenhof beim Schloss Stutensee. Momentan sei es vorteilhaft, dass es nicht so heiß sei, sagt Lengert, dessen Hauptprodukt Kartoffeln sind: „Wir müssen derzeit nicht so viel beregnen.“

Regen erhöht Pilzdruck bei Kartoffeln

Andererseits erhöhe der Regen den Pilzdruck bei Kartoffeln, die dann von Kraut- und Knollenfäule befallen würden. Klar, man könne dagegen Spritzmittel ausbringen. „Wir verwenden ein biologisches Mittel auf Stärkebasis, das auf dem Kartoffellaub – dort sitzen die Pilzsporen – schnell trocknet und dem Regen widersteht“, erläutert Lengert. Allerdings sei es derzeit schwierig, weil man kaum in die nassen Felder hineinfahren könne.

„Wir hatten in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel relativ lange konstantes Wetter“, sagt Agraringenieur Markus Leicht in Eggenstein. Der Regen nütze der Natur generell – für den Wald ebenso wie für das Grundwasser. Seinen Produkten schade er nicht. Beeren und Gemüse würden in Tunneln gezogen. Die kühlere Temperatur („Wir haben ja immer noch gut 20 Grad“) verlangsame das Wachstum etwas, vor allem, weil das Licht schwächer sei.

Im Norden sind die Landwirte schlechter dran

„In anderen Regionen, weiter nördlich, sind die Landwirte schlechter dran“, berichtet Leicht: „Ich war gerade mit Besuchern aus Frankreich, die sich für den deutschen Erdbeeranbau interessieren, unterwegs. Nördlich von Frankfurt ist noch wenig Getreide geerntet, und nördlich von Münster steht der Raps noch auf den Feldern.“ Dort bestehe Gefahr, dass nicht mehr geerntet werden könne.

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