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Ländliche Idylle

Kampagne für 30.000 Euro: Graben-Neudorf sucht dringend Hausärzte

Graben-Neudorf gilt bei der hausärztlichen Versorgung schon seit längerer Zeit als unterversorgt. Wenn zum Jahresende ein Hausarzt in der Gemeinde in Ruhestand geht, verschärft sich die Lage weiter.

Ein Arzt hält ein Stethoskop hinter dem Rücken
Landarzt gesucht: Die Versorgung in der Gemeinde gilt als kritisch – hier ein Symbolbild. Foto: Patrick Pleul picture alliance / dpa

Graben-Neudorf gilt bei der hausärztlichen Versorgung als unterversorgt. Damit sich in der Gemeinde künftig mehr Hausärzte niederlassen, startet die Gemeindeverwaltung eine Werbekampagne unter dem Motto „Graben-Neudorf ist Arzttraktiv“.

Dafür hat der Gemeinderat am Montagabend ein Budget von 30.000 Euro gebilligt.

Anzeigen und Flyer

„Die hausärztliche Versorgung ist ein Thema, das die Menschen umtreibt, deshalb müssen wir handeln“, sagt Bürgermeister Christian Eheim (SPD).

Mit Anzeigen und Inseraten auf verschiedenen Webseiten und auch im Ärzteblatt will die Gemeindeverwaltung auf den Standort Graben-Neudorf und auf die neu geschaffenen Praxisflächen aufmerksam machen. Flyer sollen in den umliegenden Krankenhäusern für neue Ärzte werben.

Bis zu 300 Quadratmeter für Praxisflächen in der „Neuen Mitte“

Bis zu 300 Quadratmeter Fläche sollen ab Anfang 2023 im Baugebiet „Neue Mitte“ für die ärztliche Versorgung zur Verfügung stehen.

Im Rahmen des Bauprojekts der Sparkasse Karlsruhe in der Ortsmitte sind auch dort Flächen für Arztpraxen vorgesehen. „Praxisflächen gibt es genug, jetzt müssen wir zusehen, dass auch ein Arzt kommt“, sagt Eheim.

Die hausärztliche Versorgung galt in der Kommune bereits seit längerer Zeit als kritisch. Die Gemeinde hat sich in den vergangenen zwei Jahren zwar bemüht, neue Hausärzte zu finden, allerdings seien die Gespräche auch durch die Corona-Pandemie nicht erfolgreich gewesen, hieß es in der Sitzung.

Ab 2023 nur noch drei Hausarztpraxen für 12.000 Einwohner

Zum 31. Dezember verschlechtert sich die Situation noch einmal deutlich, denn Horst Baumann tritt nach langjähriger Tätigkeit in Graben-Neudorf in den Ruhestand. Einen Nachfolger konnte der Allgemeinmediziner für seine Praxis nicht finden.

Ab dem neuen Jahr gibt es für die rund 12.000 Einwohner dann nur noch drei Hausarztpraxen im Ort. Dass alle Patienten von Baumanns Praxis bei den anderen Hausärzten untergebracht werden können, gilt als sehr unwahrscheinlich.

„Das ist unmöglich“, sagte Gemeinderat Peter Schäfer (CDU). „Die meisten Patienten werden künftig in den anderen Gemeinden zum Arzt gehen müssen.“

Viele Ärzte bevorzugen Arztgemeinschaften und Gemeinschaftspraxen.
Armin Gabler, Gemeinderat der Grünen

Neue Ärzte will die Gemeindeverwaltung vor allem durch „ländliche Idylle“ und die modernen Praxisflächen von einer Niederlassung überzeugen. „Viele Ärzte bevorzugen Arztgemeinschaften und Gemeinschaftspraxen“, sagte Armin Gabler (Grüne).

Vor allem, um Familie und Freizeit mit dem Beruf vereinbaren zu können und vor allem nicht dauerhaft erreichbar sein zu müssen.

Die Verwaltung bestätigte, dass die Größe der neu geschaffenen Flächen genau diese Konzepte zulasse. Die Option und die Offenheit dafür, dass sich mehrere Allgemeinmediziner in Graben-Neudorf zu einer Berufsgemeinschaft zusammenschließen, soll laut Gemeindeverwaltung auch Teil der Werbekampagne werden.

Finanzieller Anreiz nicht ausgeschlossen

Gemeinderat Klaus Wilhelm (CDU) hält auch „ein finanzielles Bonbon“ als Anreiz, in Graben-Neudorf eine Hausarztpraxis zu eröffnen, für denkbar.

Bürgermeister Eheim schließt solche Überlegungen nicht aus. „Eine Neugründung könnte man durchaus belohnen“, meinte er.

Wie diese Belohnung ausgestaltet werden könne, entweder durch finanzielle Unterstützung bei der Miete oder auch der Ausstattung, werde man beraten, sobald die Werbekampagne ins Rollen kommt und erste Interessenten sich melden. Bis dahin setze die Gemeinde alles daran, ihre „Pflichtaufgabe“ zu erfüllen und möglichst schnell neue Ärzte zu finden.

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