Skip to main content

„Toilette für alle“

Rathaus in Graben-Neudorf erhält spezielles stilles Örtchen

Die „Toilette für alle“ soll Menschen mit schweren Behinderungen zugute kommen. Ein Projekt setzt sich für die Installation solcher „stiller Örtchen“ ein. Das Rathaus in Graben-Neudorf ist ganz vorne mit dabei.

Toilette für alle Graben-Neudorf
Patientenliege, ein Lift und Platz für Pflegepersonal: Die „Toilette für alle“ ist Hightech. Foto: Nathalie Rösch

Die Gemeinde Graben-Neudorf setzt sich für mehr Barrierefreiheit ein. Nachdem im vergangenen Jahr die Eingangstür des Rathauses barrierefrei umgebaut wurde, ist nun im Erdgeschoss des Rathauses in unmittelbarer Nähe der Information eine „Toilette für alle“ eingerichtet und am 31. März offiziell eröffnet worden.

Institutionen machen sich für „Toiletten für alle“ stark

Normale Behindertentoiletten sind ja inzwischen weit verbreitet, doch für viele Menschen mit komplexer Behinderung, beispielsweise mit Querschnittslähmung, Schädel-Hirn-Trauma oder Multipler Sklerose reichen sie häufig nicht aus.

Auch ältere Menschen, die pflegebedürftig oder dement sind, brauchen spezielle Hilfe.



Darauf weisen die „Stiftung Leben pur“ sowie der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM) hin und haben das Projekt „Toilette für alle“ ins Leben gerufen.

Toilette für alle Graben-Neudorf
Toilette für alle Graben-Neudorf Foto: Nathalie Rösch

Bislang sind die „Toiletten für alle“ noch eher spärlich vertreten. In der Region gibt es sie lediglich auf der Messe Karlsruhe, am Bahnhof Eppingen, im Stadion der TSG Hoffenheim in Sinsheim und im Bäderpark Leimen. Graben-Neudorf ist nun die erste Gemeinde im Landkreis Karlsruhe, die an dem Projekt teilnimmt.

Spezielle Einrichtungen: Patientlifter und Platz für Pflegepersonal

Bei der Einweihung war neben dem ehrenamtlichen Beauftragen für Menschen mit Behinderung, Willi Moritz, auch die politische Prominenz aus dem Land erschienen.

Zusammen mit den anderen Gästen verfolgten sie interessiert, wie LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl die Besonderheiten einer „Toilette für alle“ erläuterte.

Sie biete ausreichend Bewegungsfläche für Schwerbehinderte und deren Assistenz, wobei bereits etwa zwölf Quadratmeter für eine Person im Rollstuhl und zwei Betreuer ausreichten.

Zudem gebe es eine höhenverstellbare Pflegeliege für Erwachsene, einen Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einen luftdichten Windeleimer.

Überall dort, wo es kein solches Serviceangebot gibt, müssen die Windeln auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette gewechselt werde, im Kofferraum oder der Rückbank des Autos oder hinter einem Busch – das ist unwürdig.
Jutta Pagel-Steidl, LVKM Baden-Württemberg

„Überall dort, wo es kein solches Serviceangebot gibt, müssen die Windeln auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette gewechselt werde, im Kofferraum oder der Rückbank des Autos oder hinter einem Busch – das ist unwürdig“, betonte Pagel-Steidl die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung. Schätzungen zufolge lebten allein in Baden-Württemberg rund 380.000 Menschen, die an Inkontinenz leiden.

Anschließend wurde die Nutzung der Toilette demonstriert. Per Knopfdruck ging es von einem Stuhl in die Höhe und wahlweise auf das WC-Becken oder die Pflegeliege.

Herrentoilette im Erdgeschoss musste für die Einrichtung weichen

„Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft und nicht an ihren Rand. Barrierefreiheit und Inklusion sind Herzensanliegen. Deswegen setzt sich die Gemeinde Graben-Neudorf dafür ein“, erklärte Bürgermeister Christian Eheim (SPD).

Für den Umbau der ehemaligen Herrentoilette im Erdgeschoss des Rathauses in eine „Toilette für alle“ investierte die Gemeinde rund 60.000 Euro. Bezuschusst wurde das Projekt vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg mit 12.000 Euro.

nach oben Zurück zum Seitenanfang