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Informationen und Rollenspiel

Veranstaltung in Graben-Neudorf entlarvt die miesen Tricks der Betrüger

Die Tricks der Betrüger sind vielseitig. Und trotz aller Warnungen fallen vor allem viele ältere Menschen auf sie herein. Wie man sich schützt, das war Thema in Graben-Neudorf.

Eine Frau spricht vor einer Menschengruppe.
Brigitte Holtz-Kasper (links mit Handy und Mikrofon) spielt ein Betrugsopfer, das sich zu helfen weiß. Ebenfalls stehend: Hella Fitterer-Metzger (roter Pullover) vom Verein Sofienhof und Astrid Knopf von der Kriminalpolizei Karlsruhe. Foto: Monika Eisele

Das Handy klingelt. Brigitte Holtz-Kasper bekommt einen Anruf von einem angeblichen Polizeibeamten. Für ihren Sohn müssten 15.000 Euro Kaution hinterlegt werden. Man ahnt es bereits – an diesem Anruf ist alles falsch. Bis auf den Namen der Angerufenen.

„Die Polizei ruft niemals an und verlangt niemals Geld oder Wertgegenstände. Legen Sie sofort auf“, lautet denn auch die Botschaft, die Astrid Knopf, von der Abteilung Prävention der Kriminalpolizei Karlsruhe mitgebracht hat.

Brigitte Holtz-Kasper, die Angerufene, engagiert sich beim Sofienhof/Sorgende Gemeinde und hat gemeinsam mit vielen weiteren Helferinnen und Helfern zu dieser Informationsveranstaltung in den Roten Saal der Pestalozzi-Halle geladen.

Rund 40 Menschen informieren sich in Graben-Neudorf

Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher, an die 40 Menschen waren gekommen, konnten viel lernen über die Tricks und üblen Machenschaften von Betrügern. Aber auch einige Tricks und Ratschläge, wie man sich schützen kann, konnten sie am Ende mit nach Hause nehmen.

So hat Holtz-Kasper in dem kleinen Schauspiel nicht aufgelegt, sondern selbst getrickst. Sie erzählt dem vermeintlichen Polizisten, dass sie eben Besuch von ihrer Nichte habe, die selbst bei der Polizei sei. Der Anrufer hat aufgelegt. Claudia Sobotzik, ebenfalls beim Sofienhof engagiert, spielt das nächste Opfer. Auch sie erhält einen Anruf und wird darüber informiert, dass von ihrem PayPal-Konto eine Summe abgebucht wurde.

Das versetzt die junge Frau zwar in Aufregung, trotzdem beendet sie das Gespräch recht schnell, um sich erst einmal selbst ein Bild von den Vorgängen auf ihrem Konto zu machen. Und siehe da – nichts passiert. „Die Täter nutzen die emotionale Situation der potentiellen Opfer aus, spielen mit deren Gefühlen“, sagt Knopf.

Nicht alles gleich glauben.
Claudia Sobotzik
Sofienhof

Natürlich ist es nicht immer leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn man einen solchen Anruf aus heiterem Himmel erhält. „Nicht alles gleich glauben, sich erst einmal Zeit nehmen und selbst einen Überblick verschaffen“, sagt die Expertin. Wirklich nicht einfach, wenn plötzlich die Großnichte anruft, von der man schon viele Jahre nichts mehr gehört hat.

Norbert Bögle von der Bürgerinitiative Füreinander-Miteinander freut sich über den Anruf, es werden Nettigkeiten ausgetauscht und dann erzählt die fingierte Großnichte, ihr Geldbeutel sei gestohlen worden, ob der Onkel ihr 600 Euro leihen könnte, ihr Freund würde das Geld abholen.

So ziemlich jeder Mensch würde natürlich helfen wollen und das wird schamlos von den Betrügern ausgenutzt. „Da sitzen meist gut geschulte Leute am anderen Ende der Leitung. Die wissen genau, über Psychologie und Gesprächsführung Bescheid, ziehen Informationen aus Ihren Antworten und nutzen diese“, erklärt Knopf.

Betrüger wollen immer an Geld oder Wertgegenstände

Die Maschen der Betrügerbanden variieren, nur eines ist dabei beständig – sie wollen an das Geld oder die Wertgegenstände der Opfer gelangen. Die drei Darsteller haben die Szenen extra eingeübt. „Das ist einprägsamer als ein Vortrag“, sagt Holtz-Kasper.

In jüngster Zeit tauchten vermehrt Anrufe auf, bei denen die 110 auf dem Display zu sehen ist, berichtet Knopf und zeigt ein kleines Filmchen dazu. „Das geht gar nicht. Die Polizei ruft niemals unter dieser Nummer an. Das ist eine Notrufnummer für die Bürger. Von der aus kann nicht angerufen werden“, sagt Knopf.

Nicht nur einmal konnte größerer Schaden vermieden werden, weil Bankmitarbeitende aufmerksam waren. Dirk Saffert, Filialleiter der Sparkasse Graben-Neudorf, kennt solche Fälle. Aber nicht immer wollen sich die Kunden öffnen und sagen, wofür sie eine größere Summe Bargeld bräuchten. „Manchmal gelingt es, die Kunden so lange im Gespräch zu halten bis die Polizei da ist. Aber jeder hat natürlich das Recht sein Geld abzuheben“, erklärt er.

Zwar seien die Fallzahlen gesunken, aber noch immer werden vor allem, aber nicht nur, ältere Menschen zu Betrugsopfern. „Jeder Fall ist einer zu viel. Da werden Menschen um ihr womöglich sauer Erspartes gebracht“, sagt Knopf. Die Liste der Betrugsmaschen sei lang und beschränke sich nicht nur auf Anrufe, so Knopf.

Kriminelle im Internet und an der Haustür

Allein für alle möglichen Formen des Internetbetrugs bräuchte man eine eigene Veranstaltung, so Knopf und warnt auch vor sogenannten WhatsApp-Betrügern. „Geben Sie niemals, weder am Telefon noch über Kurznachrichten, ihr Geburtsdatum und Bankverbindungen preis“, lautet ihr Rat. Schließlich wären da noch die Haustürgeschäfte, bei denen ebenfalls Vorsicht geboten sei. „Lassen Sie sich nicht drängen, verlangen Sie ein schriftliches Angebot, vergleichen Sie“, sagt Knopf.

Letztendlich noch der Rat: „Sie müssen niemand ins Haus oder in die Wohnung lassen“. Und auf Rückfrage aus dem Publikum: „Nein, niemand bekommt eine Anzeige, wenn er jemanden nicht rein lässt, der vermeintlich dringend die Toilette benutzen muss“. In den Fragen und Gesprächen mit dem Publikum wird klar, das Thema beschäftigt die Menschen und sie wollen darüber reden. „Wir werden dran bleiben“, verspricht Hella Fitterer-Metzger vom Sofienhof.

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