Skip to main content

Dank Schutzmaßnahmen

Positiver Corona-Test erschreckt im Seniorenzentrum in Hochstetten nicht mehr

Die Pandemie hat die Menschen an Erfahrungen reicher gemacht. Die können sie auch weiterhin nutzen, zum Beispiel in den Pflegeheimen.

Im Altenpflegeheim Stiftung Geschwister Nees in Linkenheim-Hochstetten ist Heimleiter Marek Piecha über Restbestände an Corona-Tests und Masken froh. Denn die Kosten für neue Lieferungen müssen nach Wegfall des Rettungsschirms wieder selbst übernommen werden.
Im Altenpflegeheim Stiftung Geschwister Nees ist Heimleiter Marek Piecha über Restbestände an Corona-Tests und Masken froh. Denn die Kosten für neue Lieferungen müssen wieder selbst übernommen werden. Foto: Pia Frei

Als zum Jahresanfang 2020 die ersten Meldungen über die Corona-Pandemie durch die Medien gingen, gab es von heute auf morgen die Welt von gestern nicht mehr. Politiker waren überfordert. Bürger verunsichert. Viele hatten Angst um ihr Leben.

„Für mich als Selbstständige war die Zeit ein Albtraum“, erinnert sich die Friseurmeisterin Nicole Raupp aus Linkenheim-Hochstetten. „Vor allem der erste Lockdown. Ich wusste nicht, wann ich wieder Geld verdienen konnte. Ich hatte Fixkosten von über 10.000 Euro pro Monat zu bewältigen.“ Auch ihre Mitarbeiter im Friseursalon wollten nur noch eines: geimpft werden. Beim Friseur gibt es keinen Sicherheitsabstand, Körperkontakt ist unvermeidlich.

„Mit Masken den ganzen Tag arbeiten, das war für uns extrem anstrengend. Abends konnte ich kaum noch sprechen“, so Raupp. War bis dahin ein Friseurbesuch ein Moment des Wohlfühlens, wurde er nun, mit der Maske vor dem Gesicht der Kunden, ein ungleich schwieriges Unterfangen. Gesichtspartien waren komplett verborgen, die Mimik nicht erkennbar.

In zwei Jahren keine Erkrankung

Jede Woche neue Herausforderungen gab es im Altenpflegeheim Geschwister Nees Stiftung in Linkenheim-Hochstetten. „Peu à peu wuchsen mit den Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts auch unsere Beschränkungen“, erinnert sich Heimleiter Marek Piecha. „Wir hatten nur zwei Hände. Mussten priorisieren. Die Pandemie stand an erster Stelle.“ Verständnis dafür hat er in dieser Zeit durch die Heimaufsicht und den Medizinischen Dienst erfahren.

Schwierig war es für die Bewohner. Keine Besuche von Angehörigen. Kohorten-Trennung und Absonderung. Einstellung des Restaurantbetriebs. Die Maßnahmen glichen denen einer Intensivstation im Krankenhaus. Hygiene hatte oberste Priorität. „Es gab mehrere Wochen, da waren unsere Betten nicht voll belegt. Auch Kurzzeitpflegeplätze waren vakant“, so Piecha. „Keiner wollte ins Pflegeheim aus Angst vor Ansteckung.“ Eine unbegründete Befürchtung, wie sich herausstellen sollte: Aufgrund der strengen Vorgehensweise blieben die Bewohner des Pflegeheims zwei Jahre von Corona-Erkrankungen verschont.

Die letzten Grippe-Erkrankungen waren schlimmer.
Marek Piecha
Heimleiter

Ohne Rettungsschirm wäre die Stiftung finanziell nicht durch diese Zeit gekommen. Mehrausgaben für tägliche Tests, Masken und Hygieneartikel beliefen sich pro Jahr auf Beträge im sechsstelligen Bereich. Nicht alle finanziellen Mehrbelastungen wurden kompensiert, vor allem nicht im Bereich der freien Betten. Schuld daran war der Referenzmonat, der den wirtschaftlichen Ausfall der Gesamtzeit zu niedrig wiedergab.

Die Lage hat sich zwischenzeitlich entspannt. Trotz vermehrter Corona-Erkrankungen in diesem Winter gibt es keine offiziellen Beschränkungen mehr. Die Menschen sind geimpft oder waren bereits mit dem Virus infiziert. „Ein positiver Test erschreckt uns heute nicht mehr“, sagt Piecha. „Der Krankheitsverlauf ist entscheidend. Die letzten Grippe-Erkrankungen waren schlimmer.“

Dankbar ist der Heimleiter dafür, dass bei Bewohnern und deren Besuchern das Verständnis für Schutzmaßnahmen geblieben ist. Mit dem Virus Infizierte bleiben generell für fünf Tage isoliert in ihren Zimmern. Sie werden von Pflegern mit FFP2-Masken betreut. Keiner komme auf die Idee, während dieser Zeit mit anderen Bewohnern Kontakt aufzunehmen, denn schließlich wolle niemand einen anderen anstecken.

Für Handwerksbetriebe gab es zwar während der Corona-Pandemie auch Auflagen, aber der Arbeitsalltag ging weiter. „Vom Lockdown waren wir nicht betroffen. Nur unsere Azubis konnten in der Zeit nicht zur Schule gehen“, sagt Michael Ratzel, der Geschäftsführer der Zimmerei Ratzel in Linkenheim-Hochstetten. „Corona hat die Menschen ängstlicher gemacht. Was früher galt, gilt morgen vielleicht nicht mehr. Die Unsicherheit hat sich auf andere Themen übertragen. Viele fragen sich, ob sie noch bauen können und wie sie bauen sollen. Gerade im Blick auf die Energiewende.“ Denn mit Corona wuchs bei vielen auch der Wunsch nach schönem Wohnen und der privaten Wohlfühloase.

Die Corona-Pandemie hat sensibilisiert, vor allem auch dafür, nicht alles als selbstverständlich zu nehmen: „Wir sind an Erfahrung reicher geworden. Der Austausch in Arbeitskreisen der Pflegeeinrichtungen im Landkreis verbessert die Qualität der Pflege. Das ist gut“, fasst Piecha für sich zusammen. Auch Nicole Raupp begrüßt das Miteinander, das in der Pandemie aufkam. Menschen hätten wieder angefangen, Nöte ihrer Mitmenschen zu sehen. Auch ihrem Berufsstand sei eine größere Wertschätzung entgegengebracht worden. „Schön wäre es, wenn dies für die Zukunft auch so bliebe“, sagt sie.

nach oben Zurück zum Seitenanfang