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Ernte in der Corona-Zeit

Erdbeer- und Spargelsaison vor dem Ende: „Wir haben gemacht, was möglich war”

Die Zeit der Spargel- und Erdbeerernte neigt sich dem Ende entgegen. In diesem Jahr war die Ernte geprägt von der Corona-Krise und den dadurch fehlenden Erntehelfern. Dennoch sind die Bauern nicht vollkommen unzufrieden.

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Spargel im Hofladen Leicht Eggenstein-Leopoldshafen Foto: None

Von Alexander Werner

Riesen-Aufwand für ein durchschnittliches Jahr

Im Blick auf Abstandsregelungen und Unterbringung sei fehlende Infrastruktur auf dem Hof das größte Problem gewesen. „Wir haben gemacht, was möglich war“, betont Meier. Konkrete Aussagen zu den geschäftlichen Auswirkungen könne er derzeit noch nicht macht. Spargel wurden jedenfalls die ganze Zeit über verkauft. Die Preise hätten sich gut gehalten, so Meier. Unterm Strich sei es bei riesigem Aufwand ein normales, durchschnittliches Spargeljahr gewesen.

Bei der sehr empfindlichen Erdbeere aber könne man die Ernte nicht einfach ein paar Tage hinausschieben. Da sei wohl einiges auf dem Feld geblieben, schätzt Meier. Allerdings sei Selbstpflücken sehr gut angenommen worden. Die frühen Erdbeeren sind soweit durch. Bis zur Ernte der späten Sorten braucht es noch rund zehn Tage.

„Bislang war wunderbares Erdbeerwetter, aber länger hätte die Hitze nicht anhalten dürfen“, schließt Meier. Die Trockenheit mache dennoch schwer zu schaffen. Das Getreide habe Schaden genommen. Bei Spargel sei dies nicht der Fall, so Meier. Er brauche erst mehr Wasser beim Austrieb und werde dann beregnet.

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In der Corona-Krise sind einige Erdbeeren auf dem Feld liegen geblieben - weil die Erntehelfer gefehlt haben. Foto: N/A

Auch beim Hof von Uwe Kammerer in Graben-Neudorf geht der Spargel langsam zu Ende. Die gestochenen Spargel würden dünner und die Pflanzen schwächer, erklärt er. Am Samstag sei deshalb dann Schluss. In Partnerschaft mit Familie Raupp bewirtschaftet Kammerer fünf Hektar mit weißen und grünen Spargeln.

In der Corona-Krise mit blauem Auge davongekommen

Geerntet wurde ab Karfreitag. Übliche Erträge erreiche man wegen Corona nicht ganz. Grundsätzlich sei es das dritte Jahr in Folge zu trocken, fährt Kammerer fort. Allerdings seien in diesem Jahr die Voraussetzungen völlig anders gewesen.

„Ich wusste nicht, wie sich Corona auf den Verkauf und die Arbeitskräfte auswirken werden“, hebt Kammerer hervor. Insofern habe er gleich zu Beginn eine Teilfläche mit grünem Spargel ausgelassen, weil er zu wenige Arbeitskräfte gehabt habe. Es sei aber gelungen, das mit Freunden, Bekannten und Studenten auszugleichen. Letztlich sei man mit einem blauen Auge davongekommen.

Die Abnahme von Restaurants habe zwar gefehlt, dafür aber hätten die Leute mehr Spargel zu Hause gegessen. Mit dem Spargel gehe es nahtlos weiter über Sommer. Die Deiche würden weggepflügt, der Spargel wachse raus und bekomme seine Nährstoffe.

Weniger Helfer für Ernte von Erdbeeren und Spargel

Auf 40 Hektar baut der Erdbeer- und Spargelhof Leicht in Eggenstein-Leopoldshafen und der Umgebung Spargel an. „Wir versuchen, Spargel noch bis zum 20. Juni zu ernten und anzubieten“, informiert Markus Leicht. Er komme von Anlagen, die bis vor Kurzem mit weißer Folie abgedeckt worden seien. In frühen Anlagen wachse der Spargel schon raus.

Von 300 Erntehelfern, die man an sich brauche, seien nur 60 bis 70 Prozent gekommen, berichtet er. So habe man sich durchgeschlängelt. Beim Spargel hätte die Witterung geholfen, die die Reife verzögert habe. Bei den Erdbeeren, die Leicht auf insgesamt 25 Hektar anbaut, gab es wegen des Mangels an Arbeitskräften Ausfälle.

Auch Leicht kommt beim Spargel auf einen normalen Ertrag. Die Gastronomie sei größtenteils weggebrochen, dafür sei die Nachfrage beim Handel gut gewesen und die Direktvermarktung gestiegen. Ein Hauptgrund dafür sieht Leicht darin, dass die Leute nirgendwo hin konnten. Einkaufen sei zum Erlebnis geworden und über Ostern waren alle daheim geblieben.

„Mit Erdbeeren fingen wir dieses Jahr wegen der Witterung sehr früh an“, berichtet Leicht. Die Nachfrage sei groß gewesen. In April und Mai habe man im Prinzip kalifornisches Klima gehabt. Deswegen habe man eine tolle Qualität erhalten, so Leicht weiter. Mit der Haupternte sei man jetzt fertig.

Für die Zeit taten sich vergangene Woche indessen untypische Engpässe auf. „Es gab ein richtiges Erdbeerloch“, stellt Leicht fest. Hintergrund sei, dass in dieser Zeit der Handel auf norddeutsche Erdbeeren umstelle. Die Witterung aber verzögerte Lieferungen und bei Leicht liefen die Telefone heiß: „So etwas habe ich in der ersten Juniwoche noch nie erlebt“, berichtet er.

In zwei bis die Wochen gehe es dann mit den immer tragenden Erdbeeren bis Oktober in Direktvermarktung weiter. Himbeeren und Blaubeeren sind jetzt angelaufen.

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