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Kritik am Leistungsdruck

Wie eine Mutter aus Stutensee als Coach Kindern beim Lernen hilft

Eine Mutter aus Stutensee-Blankenloch hat bei ihren zwei Kindern schlechte Erfahrungen mit dem Schulsystem gemacht. Und gehandelt. Wie sie als Coach Lust aufs Lernen machen will.

Eine Frau sitzt an einem Tisch.
Mirabela Selena Bagi aus Stutensee-Blankenloch ist zertifizierter Lerncoach. Foto: Werner Breitenstein

Diesen Berufsweg hatte Mirabela Selena Bagi so nie eingeplant. Heute ist die Blankenlocherin Lern-und-Life-Kinetik-Coach mit Zertifikat. Auf diesen Weg geführt haben sie Erfahrungen mit ihren beiden schulpflichtigen Kindern.

Vor etwa 20 Jahren kam sie aus ihrer rumänischen Heimat nach Deutschland, um in Karlsruhe Informationswirtschaft zu studieren. In ihrem Wohnort Blankenloch machte sie sich zusammen mit ihrem Mann selbstständig. Die beiden arbeiten in den Bereichen Web-Design, Entwicklung und Online-Marketing. So war es ihr auch gut möglich, nach der Geburt ihrer Kinder in die Teilzeit überzugehen.

Die für viele Menschen belastende Phase des Homeschoolings konnte sie problemlos meistern. Besonders für ihren frisch eingeschulten Jüngsten waren die Aufgaben der ersten Klasse einfach zu lösen.

Die Probleme begannen bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht

Die Schwierigkeiten tauchten mit der Rückkehr in den Präsenzunterricht auf. „Er hatte einfach keine Lust mehr auf die erste Klasse“, erinnert sich Bagi. „Er verstand nicht, warum er für eine Aufgabe, die er zu Hause in vier Minuten erledigen kann, vier Stunden in der Schule sitzen muss.“ Der Leidensdruck für ihn wurde immer größer.

Auch die vier Jahre ältere Schwester kam wie viele Kinder zu der Einstellung: „Ich will nicht zur Schule, ich will nicht lernen.“ Bagi erzählt, sie habe gemerkt, dass das alles nichts mit Fachwissen zu tun habe, das mit Nachhilfeunterricht aufgefrischt werden könne: „Man muss sich immer fragen: Was steckt dahinter?“ Auf der Suche nach Lösungen stieß sie auf die Möglichkeit, sich zum staatlich geprüften Lerncoach auszubilden, die sie von August bis Januar dieses Jahres nutzte.

Das Prinzip des Lerncoachings beruht auf drei Komponenten: intrinsische Motivation (dazu zählen zum Beispiel Neugier oder die Bereitschaft, eine neue Herausforderung anzunehmen), Lerntechniken und Arbeitsorganisation. „Ziel ist die Arbeit am Mindset, das Erlernen von Resilienz sowie die Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen“, fasst Bagi zusammen. In einer zweiten Ausbildung befasste sie sich noch mit der Life Kinetik. Dabei geht es unter anderem um Fragen wie: Wie funktioniert das menschliche Gehirn? Wie lange kann sich ein Kind konzentrieren?

Mutter aus Blankenloch stößt bei Lehrerinnen auf Verständnis

Bei den Lehrerinnen ihrer Kinder habe sie immer vollstes Verständnis gefunden, erzählt Bagi. Das Hauptproblem liegt für sie im Schulsystem, das Leistungen zu wenig belohne: „Wenn man bei einem Diktat 36 Fehler macht, und beim nächsten nur noch 24, bekommt man immer noch die Note sechs. Bei einem Test mit 20 Vokabeln werden nur die zwei Fehler beachtet, nicht aber die 18 richtigen.“ Sie vergleicht den Leistungsdruck der Kinder mit der Arbeitswelt: „Kein Erwachsener würde es aushalten, während acht Stunden Arbeit unter ständiger Kontrolle zu sein.“

Angebot zum Schulstart im Michaelis-Kindergarten

Kleine Tests, wie zum Beispiel zehn Wörter auswendig zu lernen, könnten hingegen zu einem Erfolgserlebnis und somit zu einem Aha-Effekt führen. Bei älteren Schülern im persönlichen Coaching geht es auch oft um Prüfungsängste, denen mit einigen Techniken begegnet werden kann. Generell ist es ihr wichtig, mit den Kindern im ständigen Austausch zu stehen und auch die Eltern einzubeziehen.

Nach den Pfingstferien bietet Mirabela Bagi im evangelischen Michaelis-Kindergarten in Blankenloch die „Schulstart-Power“ an, um Vorschulkinder mit positiven Gedanken auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Geplant sind außerdem im nächsten Schuljahr Kurse für Dritt- und Viertklässler an der Pestalozzi-Grundschule.

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