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Wenn unterwegs der Durst quält

Wo man im nördlichen Kreis Karlsruhe kostenlos Wasser „tanken“ kann

Wenn unterwegs der Durst quält, dann sorgen in vielen Städten öffentliche Trinkwasserbrunnen für Abhilfe. Die gibt es im nördlichen Landkreis Karlsruhe nicht - kostenloses Wasser aber schon.

ILLUSTRATION - Ein junger Mann trinkt am 15.07.2019 in einem Park in Muenchen aus einer Wasserflasche (gestellte Szene). Foto: Tobias Hase || Modellfreigabe vorhanden
Das tut gut. Doch was kann man machen, wenn die Flasche leer ist? Foto: Tobias Hase picture alliance / dpa Themendienst

Schnell in den Supermarkt oder an den Kiosk gehen und eine Wasserflasche kaufen – so machen es viele Menschen, die an heißen Sommertagen unterwegs sind. Wer dagegen in der Hardt auf die eigene, wiederbefüllbare Trinkflasche setzt, um sich die Euros für das Supermarkt-Wasser zu sparen, steht vor einem Problem: Rund um die Uhr verfügbare Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Plätzen, wie man sie aus den Städten kennt, sucht man im nördlichen Landkreis Karlsruhe vergebens.

Durstig bleiben muss unterwegs trotzdem niemand, sagt einer, der es wissen muss: Dieter Bonsch steht schwitzend im knallgelben Fahrradtrikot mitten in Friedrichstal, den Oberkörper lässig auf den Lenker seines Rennrads gestützt. Heute habe er noch gut 40 Kilometer vor sich, erklärt der Hobby-Radsportler aus Graben-Neudorf.

„Bei solchem Wetter ist Trinken das A und O“. Um Gewicht zu sparen, habe er aber „immer bloß einen Liter dabei“, sagt er und deutet auf die beiden Plastikflaschen, die am Rahmen des Rads befestigt sind. „Die werde ich heute bestimmt noch zweimal auffüllen“, verrät er. „Bis jetzt bin ich immer zu Wasser gekommen.“

Digitale Helfer erleichtern die Suche

Dabei unterstützen sollen inzwischen auch digitale Helfer: „Refill Deutschland“ heißt eine Initiative, die erreichen will, dass Geschäfte flächendeckend anbieten, mitgebrachte Trinkgefäße mit Leitungswasser zu befüllen – das Projekt versteht sich als Beitrag zur Müllvermeidung und zum Umweltschutz, indem Plastik-Wasserflaschen überflüssig werden.

Kleine Aufkleber mit der Aufschrift „Refill Station“ zeigen, welche Läden an der Initiative teilnehmen, eine Karte gibt online oder per App einen Überblick über die Nachfüll-Stellen: Deutschlandweit haben sich über 6.000 Geschäfte registriert.

Doch die Initiative hat einen Haken: Nachfüllstationen befinden sich vor allem in den großen Städten. Wen mitten in Friedrichstal der Durst packt, der sieht beim Blick auf die Karte: Gähnende Leere. Gerade einmal drei Geschäfte in der Hardt beteiligen sich an der Initiative, eine Pizzeria, eine Praxis, eine Apotheke.

Nachgefragt bei den Refill-Stationen: In der Pizzeria weiß die Angestellte zwar nichts vom Eintrag, man würde durstigen Personen aber selbstverständlich die Trinkflasche auffüllen. Der Linkenheimer Apotheker Marc Julian Leichsenring erinnert sich an nur einem Kunden, der mit der Bitte um Leitungswasser gekommen sei. Und in einer Praxis für Physiotherapie in Blankenloch sagt Rezeptionistin Sandra Kurz: „Wir sind gerne hilfsbereit und füllen Trinkflaschen auf.“ Nur: „Bislang war noch niemand da.“

Wo also füllt man in Stutensee nach? „Im Rathaus gibt es einen Trinkwasserspender“, sagt Kornel Stiegeler von der Stadtverwaltung Stutensee. Den könne man zu den Öffnungszeiten gerne nutzen. Tabu sind hingegen die Wassersprudler in Stutensees Schulen: „Eltern und Schüler können die Wasserspender gerne nutzen, Schulfremde sollten das Schulgebäude aber nicht betreten“, sagt Schulleiterin Silvia Anzt vom Thomas Mann-Gymnasium. Das habe Sicherheitsgründe.

Trinkwasser auf den Friedhöfen in Stutensee

Rennradfahrer Dieter Bonsch hat für sein Trinkwasser-Problem eine ganz andere Lösung gefunden: „Einen Friedhof gibt es in jedem Ort“, sagt er. „Und auf jedem Friedhof gibt es Wasserhähne.“ Doch kann man das Wasser, das auf den Friedhöfen in der Region sprudelt, wirklich ohne Bedenken trinken?

Nachgehakt beim Zweckverband Wasserversorgung Mittelhardt, der für das Leitungsnetz verantwortlich ist: „In Stutensee kommt aus sämtlichen Wasserhähnen auf den Friedhöfen Trinkwasser“, informiert Kornel Stiegeler – es gelten also die strengen Standards wie überall für Leitungswasser. „Und das Beste: Um die Friedhöfe zu finden, brauche ich nicht einmal eine App“, grinst Radfahrer Bonsch.

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