Über 100 Termine an 37 Orten: Vielseitig sind sie, die Veranstaltungen der 6. Woche der Stille, zu der Religionsgemeinschaften, Einzelpersonen, Institutionen und Initiativen aktuell einladen.
Auch an eher ungewöhnlichen Orten für dieses Thema wird über die Stille nachgedacht und so hat das KIT House of Competence (HoC) in den Hörsaal geladen, wo es um „Stille und Selbstbegegnung“ geht. „Sich selbst und andere führen“, so lautet der Vortrag von Pater Anselm Grün.
KIT arbeitet mit Benediktinerabtei zusammen, um Studierende vorzubereiten
„Unsere Studierenden sind die Führungskräfte von morgen“, stellt Alexander Wanner, Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten, fest. Um die Studierenden auf ihre künftigen Aufgaben gut vorzubereiten, wurde das Leadership Talent Lab ins Leben gerufen.
Unter dem Stichwort „Good Leadership“ werde eine Haltung vermittelt, die es erlaube, Menschen auf dem Weg zu ihrer Potenzialentfaltung zu begleiten. In diesem Zusammenhang gibt es eine langjährige Kooperation mit der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, der Abtei, in der Anselm Grün lebt.
Dort finden regelmäßig Seminare statt. HoC-Geschäftsführer Michael Stolle weist darauf hin, dass Pater Anselm Grün nun erstmals auch am KIT zu Gast ist.
Laut Pater Anselm Grün haben viele Menschen Probleme mit dem Schweigen
„Wer führen will, muss zur Selbstbegegnung fähig sein“, stellt der Pater, der nicht nur studierter Theologe, sondern auch Betriebswirt ist, gleich zu Beginn seines Vortrags fest.
„Das Schweigen führt zur Selbstbegegnung“, meint er, fügt aber auch gleich hinzu, dass viele Menschen Probleme mit dem Schweigen, mit der Stille, haben. Er zitiert eine Seminarteilnehmerin, die erzählt habe, dass „ein Vulkan in ihr brodelt“, wenn sie in die Stille gehe.
Ein Mann habe zugegeben, in solchen Situationen in Panik zu geraten. „Warum ist das so?“, fragt der Pater und gibt auch gleich eine Antwort: „Wir haben Angst, dass etwas Ungutes nach oben kommen könnte“.
Auf schwierige Gespräche kann man sich mit „Voraus-Meditation“ vorbereiten
Pater Anselm Grün bietet regelmäßig Kurse für Führungskräfte an, weshalb der Arbeitsbereich in seinem Vortrag eine große Rolle einnimmt. „Wie wir unsere Arbeit erleben, hängt von den inneren Bildern ab, die wir uns von unserer Arbeit machen“, erklärt Anselm Grün und erzählt von Erfahrungen seiner Seminarteilnehmer.
Da war zum Beispiel eine Lehrerin, die sich immer selbst als Dompteuse gesehen hat. Ein Banker hat vor Arbeitsbeginn immer die besonders anstrengenden Kunden vor sich gesehen. „Mit solchen Bildern wird es schwierig, eine positive Einstellung zu entwickeln“, meint Anselm Grün. „Wir müssen dem, was wir tun, ein anderes Bild geben und uns so entlasten“, ist er überzeugt.
Wer schwierige Gespräche erwartet, kann sich zum Beispiel mit einer „Voraus-Meditation“ stärken. Man stellt sich in dieser Meditation vor, was man selbst antworten möchte, nicht, was der Gegenüber uns vorgibt.
Am Ende der Veranstaltung entlässt Pater Anselm Grün seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem mehr als 1.600 Jahre alten Abendsegen: „Herr, kehre ein in dieses Haus und lass deine heiligen Engel darin wohnen. Sie mögen uns in Frieden behüten“.