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Schlecht für den Tourismus

Schwarzwaldverein will Wolf an den Kragen

Wie positioniert sich der Schwarzwaldverein in der Debatte über die Rückkehr des Wolfes? Das geht nun aus einem Positionspapier des Wander- und Naturschutzverbands hervor. Es lässt keine Zweifel über den Standpunkt offen.

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Der Wolf mit dem offiziellen Kürzel "GW 852m" soll im vergangenen Jahr mehrere Schafe in Gernsbach gerissen haben. Nun wurde er offenbar im Bühler Stadtwald gesichtet. Foto: Stadt Bühl

Nach Ansicht des Schwarzwaldvereins muss die Landesregierung ihren bisherigen Umgang mit dem Wolf grundlegend überdenken. Die Weidetierhaltung müsse Vorrang vor dem wieder heimisch werdenden Raubtier haben, betont der Präsident des 65 000 Mitglieder zählenden Wander- und Naturschutzverbandes, Georg Keller.

„Ein Nebeneinander von Wolf und Weidetieren kann es nicht geben“, sagt Keller. Er fordert die Landesregierung auf, eine Wiederansiedlung von Wolfsrudeln im Schwarzwald mit geeigneten Maßnahmen zu begrenzen. Angesichts der immer weiter fortschreitenden Ausbreitung des Raubtiers müsse sein Schutzstatus „überprüft und angepasst“ – sprich: gelockert – werden. Der Schwarzwaldverein rät der Landesregierung, dem Beispiel Sachsens zu folgen und den Wolf ins Jagd- und Wildtiermanagement aufzunehmen. So könne eine Regulierung der Bestände erleichtert werden, ist sich Präsident Keller sicher. Eine angemessene Wolfsjagd erhöhe im Übrigen dessen Scheu vor Menschen. Um Siedlungen und Höfe machten die Tiere dann einen Bogen, mutmaßt man beim Schwarzwaldverein.

Wolfssichere Elektrozäune behindern Wanderer

Nimmt die Wolfspopulation im Schwarzwald weiter zu und ändert sich nichts am Schutzstatus des Beutegreifers, dann befürchten die Experten des Schwarzwaldvereins einschneidende Folgen. Die Haltung von Weidetieren gehe dann mangels Rentabilität zurück, was der Attraktivität und Biodiversität nicht gut bekäme. Herdenschutz und wolfssichere Elektrozäune erschwerten das Betreten der freien Landschaft – inklusive weitreichender Auswirkungen auf das Netz der Wanderwege. Hochgerüstete Zäune würden nach Ansicht von Naturschutzreferent Peter Lutz auch andere Wildtiere in Mitleidenschaft ziehen. Reh- oder auch Niederwild stünden dann unüberwindlichen Hindernissen gegenüber und würden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Wolf soll regulär bejagt werden

Präventionsmaßnahmen wie Strom führende Zäune sind nach Auffassung des Schwarzwaldvereins mit naturnahem Tourismus unvereinbar. Der Verein befürchtet erhebliche Einbußen für die touristische Wertschöpfung, wenn man der Ausbreitung des Wolfs nicht Einhalt gebiete. Der Schwarzwaldverein plädiert für ein Bejagungsmodell, bei dem in definierten Wolfsgebieten die Raubtiere wie andere Wildarten auch bejagt werden. Dazu gehörten Jagd- und Schonzeiten, ein konsequenter Muttertier-Schutz sowie am Zuwachs orientierte Abschussquoten. Die Jagd auf den Wolf solle den Zuwachs abschöpfen, „um den Druck auf Gebiete zu verringern, in denen der Wolf unerwünscht ist“, erläutert Verbandspräsident Keller. In ausgewiesenen Wolfsgebieten – etwa Nationalparks und Truppenübungsplätzen – gibt es Schutz- und Ruhezonen. Außerhalb seien wandernde Einzeltiere während der Jagdzeit aber zum Abschuss freigegeben, so die Vorstellungen im Schwarzwaldverein.

Grüne sehen keinen Handlungsbedarf

Der mitgliederstarke Wander- und Naturschutzverband erwartet von der grün-schwarzen Landesregierung alsbald eine eindeutige Positionierung. Diese allerdings fällt Stuttgart bislang schwer: Während Agrarminister Peter Hauk (CDU) den Wolf im Jagdrecht sehen will, erkennt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hier keinen akuten Handlungsbedarf.
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