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Wohnraumakquise

Eignet sich ein Karlsruher Wohnraum-Modell auch für Bretten?

Ein Karlsruher Konzept zur Wohnraumakquise wird bereits seit 2005 erfolgreich umgesetzt. Nun möchte die SPD es auch in Bretten anwenden.

Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur durch Neubau – wie hier am Brettener Wannenweg – zu schaffen. Das zeigt ein Wohnraum-Projekt aus Karlsruhe, über das sich die SPD in Bretten informierte.
Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur durch Neubau – wie hier am Brettener Wannenweg – zu schaffen. Das zeigt ein Wohnraum-Projekt aus Karlsruhe, über das sich die SPD in Bretten informierte. Foto: Gerd Markowetz

Stagnierender sozialer Wohnungsbau, steigende Mieten, Mangelware bezahlbare Wohnungen: Die Unterbringung Wohnungssuchender ist für Kommunen in den sozialpolitischen Fokus gerückt wie selten zuvor. Gleichzeitig stehen viele Wohnungen leer, deren Eigentümer nicht ans Vermieten denken.

Genau da setzt ein Modell an, das in Karlsruhe seit 2005 erfolgreich umgesetzt wird: Wohnraumakquise durch Kooperation. Steffen Schäfer, im Karlsruher Rathaus dafür verantwortlich, zeigte auf Einladung der Brettener SPD wie das funktioniert.

Karlsruher Wohnraum-Modell setzt auf gutes Netzwerk

Die Zahlen sprechen laut Schäfer für sich: 3.061 Menschen bewohnen dank des Karlsruher Modells aktuell 1.278 Wohnungen, begonnen habe man 2005 mit 24 Wohnungen. Als Schlüssel des Erfolgs bezeichnete Schäfer ein gutes Netzwerk, aber auch die Sicherheiten, die die Stadt den Vermietern biete: Neben einem Zuschuss für Sanierungen seien das eine Belegungsvereinbarung und eine einjährige Mietausfallgarantie. Das Wichtigste jedoch sei die Begleitung der Mieter. Von der kinderreichen Familie bis zu Pflegepersonal reiche das Klientel.

Über 95 Prozent der Mieter blieben über das erste Jahr hinaus. Und: Seit 18 Jahren habe es weder Kündigungen noch Räumungsklagen gegeben. Fingerspitzengefühl bei der Zuweisung sei wichtig, Mieter und Vermieter müssten „passen“.

In Karlsruhe mache man keine Unterschiede zwischen Obdachsuchenden, Flüchtlingen und Wohnungssuchenden mit eigenem Einkommen, so Schäfer. Inzwischen habe sich das Angebot beispielsweise nach Umbau der Paracelsusklinik zu Wohnraum in Durlach mit über 100 Wohnungen erweitert: Dort lebten nun 240 Menschen. Auch in der Innenstadt sei der Umbau eines Ex-Pflegeheims mit weiteren 100 Wohnungen geplant.

Knapp drei Prozent beträgt die durchschnittliche Leerstandsquote aktuell in Deutschland. Großes Potenzial, um Flächenverbrauch sowie Kosten für Neubauten zu verhindern: 1.000 Wohnungen in den Wohnungsmarkt zu bringen koste die Stadt rund fünf Millionen Euro.

Der Bau von ebenso vielen neuen Wohnungen wäre 300 Millionen Euro teuer. Im Vergleich zu den Kosten für eine Hotelunterkunft spare man durch die Bereitstellung einer leerstehenden Wohnung dank des Programms bei einer dreiköpfigen Familie etwa 28.000 Euro pro Jahr, bei 50 Familien seien das 1,1 Millionen Euro.

900.000 Euro als Projektbudget in Karlsruhe

900.000 Euro betrage das Budget für das Programm in Karlsruhe, das bundesweit aufhorchen lässt. In Miete wohnen statt Unterbringung in Sporthallen oder Containern, das gelinge, wenn man die Vermieter einbinde, betonte Schäfer.

Ob und wie das Vorbild aus Karlsruhe auch in Bretten umgesetzt werden kann, wolle die SPD-Fraktion im Gemeinderat einbringen, so Fraktionsvorsitzender Edgar Schlotterbeck: „Wir finden da sicher Mitstreiter“, ist er sicher. Dazu brauche es ein Konzept, den politischen Willen und „viel Öffentlichkeitsarbeit“. Aber: „Vorhandenen Wohnraum zu nutzen, ist allemal günstiger und klimaneutraler als neu zu bauen.“

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