Skip to main content

Versorgung ist gesichert

Oberderdinger Hausärztin Schwindenhammer verabschiedet sich

Eva-Maria Schwindenhammer übergibt ihre Praxis an ihre Nachfolgerin zum Jahreswechsel. Nach 32 Jahren geht sie in den Ruhestand.

Eva-Maria Schwindenhammer und Nathalie Vogel
Eva-Maria Schwindenhammer übergibt ihre Praxis an ihre bisherige Mitarbeiterin Nathalie Vogel. Foto: Florian Ertl

Eva-Maria Schwindenhammer geht in den Ruhestand. Die Patientinnen und Patienten ihrer Hausarztpraxis in Oberderdingen müssen sich allerdings keine Gedanken um die Versorgung machen: Die Suche nach einer Nachfolgerin ist der Ärztin geglückt. Sie übergibt ihre Praxis zum Jahreswechsel an Nathalie Vogel.

In Baden-Württemberg mangelt es an Hausärzten. Abseits der Großstädte machen immer mehr Praxen dicht. Im Ländle sind über 25 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich für viele Ärztinnen und Ärzte im Rentenalter schwierig. In Oberderdingen ist nun eine Praxisübernahme geglückt.

Nach 32 Jahren verabschiedet sich hier zum Jahresende Eva-Maria Schwindenhammer in den Ruhestand. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie wird im nächsten Jahr 67 Jahre alt. „Da ist dann auch mal Zeit zu gehen“, meint Schwindenhammer. Die Medizinerin tritt im Wissen ab, eine geeignete Nachfolgerin für ihre Praxis und all ihre Patientinnen und Patienten gefunden zu haben.

Die „Neue“ ist ein alter Hase in Oberderdingen

Nathalie Vogel heißt „die Neue“, die eigentlich gar nicht so neu in Oberderdingen ist. Immerhin arbeitet die vierfache Mutter schon seit drei Jahren in der Hausarztpraxis mit und wohnt seit einiger Zeit im Stadtteil Flehingen.

„Viele der Patienten kennen meine Nachfolgerin also bereits und konnten sich von ihrer fachlichen Kompetenz überzeugen“, sagt Schwindenhammer. Über die Zeit sei in ihr der Entschluss gereift, ihre Praxis an Vogel zu übergeben. Vor einem Jahr habe sie dann erstmals mit der 44-jährigen Internistin und Allgemeinmedizinerin über dieses Vorhaben gesprochen.

Vogel erklärt, sie sei von dem Angebot überrascht worden. „Mir war nicht klar, dass sie schon vorhat, in den Ruhestand zu gehen. Ich dachte, mir bliebe noch ein bisschen Zeit“, erinnert sich Vogel. Sie habe das Übernahmeangebot dann mit ihrer Familie besprochen und einen Entschluss gefasst. Dieser, so vermutet sie, sei aber wohl schon länger in ihr herangereift.

„Ursprünglich hatte ich mal den Gedanken, wieder zurück ans Krankenhaus zu gehen. Doch über mehrere Elternzeiten bin ich dann immer in Praxen geblieben“, erzählt die Medizinerin. Die Arbeit gefalle ihr sehr.

Nach ihrem Medizinstudium in Heidelberg und Mannheim verschlug es Vogel als junge Ärztin nach Weinheim und anschließend nach Hamburg, ehe sie wieder in ihre Heimatstadt Heidelberg zurückkehrte. Dann fand sie durch einen Zufall die Stelle in der Praxis von Eva-Maria Schwindenhammer. Im beschaulicheren Oberderdingen fühlt sich die 44-Jährige nun offenbar besonders wohl. „Ich habe hier mehr als genug zu tun. Langweilig wird es also nicht“, versichert Vogel.

Praxisräume sind frisch renoviert

In der vergangenen Monaten sahen sich die beiden Ärztinnen vor allem mit viel Bürokratie konfrontiert. „So eine Praxisübergabe ist komplizierter, als man im ersten Moment denkt“, sagt Schwindenhammer. Mittlerweile seien aber alle Formalitäten erledigt.

Im November modernisierte Nathalie Vogel außerdem bereits die Praxisräumlichkeiten. Fertig ist bislang noch nicht alles, doch die meisten Arbeiten konnten innerhalb der jährlichen, zweieinhalbwöchigen Betriebsferien abgeschlossen werden.

Die Patienten hätten bislang vor allem erleichtert auf die Übernahmepläne reagiert. „Viele waren erstmal erstaunt, dass ihre langjährige Hausärztin bereits in den Ruhestand geht. Aber die Leute haben es akzeptiert. Geschimpft wurde nicht“, berichtet Schwindenhammer.

Scheidende Chefin rät zu Selbstfürsorge

Die 66-Jährige möchte nun häufiger zwischen Oberderdingen und der Westpfalz pendeln. Die Medizinerin, die in Paris und Straßburg studierte und einst selbst durch eine Praxisübernahme nach Oberderdingen gekommen war, stammt von dort.

„Ich möchte auch weiterhin viel reisen. Das habe ich auch schon während der letzten 32 Jahre immer konsequent gemacht“, so Schwindenhammer. Urlaube in Frankreich und Italien seien ganz besondere Ruhe- und Erholungsanker gewesen. „Ich möchte jetzt auch wieder verstärkt alte Freundschaften in diesen Ländern pflegen“, erklärt die Medizinerin.

Sie soll ja immer gut für sich selbst sorgen. Es muss einem selbst gut gehen, damit es auch den Menschen um einen herum gut gehen kann.
Eva-Maria Schwindenhammer
Hausärztin

In ihrer Praxis behandelte Schwindenhammer zuletzt je nach Jahreszeit drei- bis viermal so viele Patienten wie noch zu ihrer Anfangszeit. „Es hat sich über die Jahre viel geändert“, findet sie. Für ihre Nachfolgerin gibt es einen besonderen Ratschlag: „Sie soll ja immer gut für sich selbst sorgen. Es muss einem selbst gut gehen, damit es auch den Menschen um einen herum gut gehen kann.“

Schwindenhammer freut sich, dass ihre vier Mitarbeiterinnen von Vogel weiterbeschäftigt werden. „Wenn man 32 Jahre in einer Praxis gearbeitet hat, dann ist das Wichtigste ein gutes Team“, ist die 66-Jährige überzeugt.

Am 28. Dezember verabschiedet Schwindenhammer nun ihre letzten psychotherapeutischen Patienten. Am Tag darauf folgt ein letzter Bereitschaftsdienst. Dann übernimmt Vogel.

nach oben Zurück zum Seitenanfang