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Vernissage am Freitag

„Einstieg in die menschliche Tragodie“: Oberderdinger Künstler zeigt Kriegsbilder aus Afghanistan

Der Oberderdinger Künstler Harald Kille gibt traumatisierten Menschen ein Gesicht. Er malt aus Überzeugung, nicht für den Kommerz. Denn Kille weiß: Bilder mit Blumensträußen und Landschaften ließen sich wahrscheinlich besser verkaufen.

Ein Demonstrationszug und Männer mit langen Bärten
In jedem seiner zwölf Bilder kombiniert Harald Kille vier Momentaufnahmen des Krieges in Afghanistan. Fast ein Jahr hat der Oberderdinger Künstler an seiner aktuellen Ausstellung gemalt. Foto: Catrin Dederichs

Drei Menschen kauern am Wegrand, ihre Köpfe liegen in den Händen. Alle starren vor sich hin. Sie wirken verloren, traumatisiert.

Drei Gestrandete. In ihre Gesichter hat sich die Geschichte eingebrannt: die Machtergreifung der Taliban, der Bombenhagel, die Flucht aus Afghanistan. Wie es für sie weitergeht, weiß niemand.

Oberderdinger Künstler bringt Kriegsszenen auf die Leinwand

Ein Kamerateam fängt diesen Moment ein. Der Künstler Harald Kille sieht die Szene im Fernsehen, fotografiert sie und bringt sie mit Öl auf eine Leinwand. Dort kombiniert er sie mit drei anderen Momenten des Krieges.

Zu sehen sind dieses und weitere Bilder in der Ausstellung „Afghanistan/The West lost ists Face“ („Afghanistan/Der Westen verlor sein Gesicht) in Killes Atelier in Oberderdingen.

Es sind Menschen, die seit 40 Jahren nichts anderes kennen, als dass Bomben durch die Gegend fliegen.
Harald Kille
Künstler

Auf zwölf Leinwänden zeigt er verschleierte Frauen neben Kämpfern mit Maschinengewehren. Er zeigt Widerständler, die die Arme in die Höhe reißen und Gläubige, die sich in der Koranschule über Bücher beugen. „Es sind Menschen, die seit 40 Jahren nichts anderes kennen, als dass Bomben durch die Gegend fliegen“, sagt Kille.

Allgegenwärtig sind die Taliban: finster dreinblickende Männer in Schwarz, mit langen Bärten und runder Kopfbedeckung. Kille bezeichnet sie als „eine faschistische Sekte“.

Die Taliban entrechten vor allem die Frauen

Doch der Künstler sagt, es gebe auch Menschen, die dankbar seien. Dankbar dafür, jetzt etwas zur Ruhe zu kommen. Menschen, die sagen, dass die Taliban „eine gewisse Ordnung geschaffen“ hätten.

Und sei es zu dem Preis, dass Frauen nun nicht mehr studieren können, keinen Sport treiben dürfen und das Haus nur noch in männlicher Begleitung verlassen. Killes Ausstellung beginnt fast genau zwei Jahre, nachdem die Taliban erneut die Macht in Afghanistan übernommen haben.

Ich male nicht für ihre Wohnzimmer.
Harald Kille
Künstler

Bilder mit Blumensträußen oder Landschaften würden sich vermutlich besser verkaufen als Leinwände mit bandagierten Köpfen, Maschinengewehren und traumatisierten Menschen. „Leute sagen, sie finden die Bilder interessant, würden sie sich aber nicht ins Wohnzimmer hängen“, sagt Kille. „Aber ich male nicht für ihre Wohnzimmer.“

Auch Bilder mit Blumensträußen und Landschaften haben durchaus eine Berechtigung, sagt Kille. Trotzdem malt er sie nicht. „Würde ich den kommerziellen Weg einschlagen, müsste ich Kompromisse eingehen. Und das mache ich nicht.“

Kille will durch seine Arbeit zum Nachdenken anregen. „Mein politisches Anliegen ist, dass der Betrachter tiefer einsteigt in die menschliche Tragödie“, sagt er. Seit fast einem Jahr beschäftigt er sich mit seiner Serie über Afghanistan. Mit dem Thema Krieg und Elend befasst sich der Künstler auch noch danach: Im November zeigt er Momente aus der Ukraine.

Die Ausstellung

Harald Kille zeigt die Werke in seinem Atelier in der Haustraße 3/1 in Oberderdingen. Die Vernissage ist am Freitag, 25. August, ab 19 Uhr. Seine Bilder sind am Samstag, 26. August, und Sonntag, 27. August, zu sehen. Uhrzeit nach Absprache unter Telefon (01 52) 24 82 50 78.

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