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Wilde Tiere

Jäger aus Bruchsal: Damwild ist in der Region schon lange heimisch

Viele Menschen kennen die Wildtierart Damwild nicht und verwechseln sie mit Rehen oder Hirschen. Warum sie dem Wald zwischen Karlsruhe und Graben-Neudorf schaden können und wieso Spaziergänger oft von ihrem Ruf irritiert sind.

Rudel aus weiblichem Damwild
Rudel aus weiblichem Damwild Foto: Franz Lechner

Wer zwischen Ende Oktober und Mitte November in den Wäldern zwischen Karlsruhe und Graben-Neudorf oder auch in der sogenannten Lußhardt zwischen Hambrücken und Kronau unterwegs ist, der wundert sich vielleicht, dass jemand abseits der Wege tief im Wald laut vor sich hin rülpst. So beschreiben zumindest manche Menschen die Geräusche, die männliche Damhirsche in der Brunftzeit von sich geben.

Der ehemalige Leiter der Forstabteilung West und stellvertretende Kreisjägermeister der Jägervereinigung Bruchsal, Thomas Eichkorn, beschreibt das Geräusch, das Damhirsche während der Brunft von sich geben, dagegen als „irgendwas zwischen einem meckernden Schaf und einem bellenden Hund“.

Egal ob rülpsender Mensch, meckerndes Schaf oder bellender Hund: Die meisten Menschen wird das Geräusch ratlos zurücklassen. „Es ist verwunderlich, wie wenig Menschen in der Region wissen, dass in ihrer Nachbarschaft Damwild lebt“, sagt Thomas Eichkorn und fügt hinzu: „Spaziergänger oder Jogger berichten immer wieder von Rehen mit riesigen Geweihen, die sie im Wald gesehen hätten.“

Niemand kennt die genaue Zahl der Damhirsche im nördlichen Landkreis

Der Friedrichstaler Jagdpächter und Stutenseer Gemeinderat Thomas Hornung weiß natürlich vom Damwild, das in den benachbarten Wäldern seines Feldreviers lebt. „Ich hatte einmal das Glück, ein ganzes Rudel aus fast 15 männlichen Tieren auf den Feldern bei Friedrichstal beobachten zu können“, erinnert sich der Jäger noch heute mit Freude an diesen Moment.

Dass nur männliche Tiere ein Rudel bilden, ist bei Damhirschen nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil – bei den stattlichen Tieren herrscht strenge Geschlechtertrennung. „Männliche Tiere werden in weiblichen Rudeln nur bis zur Geschlechtsreife akzeptiert“, berichtet Thomas Eichkorn. Allerdings sei das Damwild nicht immer in Rudeln, sondern oft auch einzeln oder in Kleingruppen unterwegs, fügt der pensionierte Forstbeamte hinzu.

Wie viel Damwild genau durch den nördlichen Landkreis streift, weiß niemand ganz genau, „aber wenn man sie auf eine niedrige dreistellige Zahl schätzt, liegt man sicher nicht falsch“, sagt Eichkorn. Aber wie kamen die ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum lebenden Tiere in den Landkreis? „Die Tiere in der Lußhardt stammen sehr wahrscheinlich von Tieren ab, die in den 1970er Jahren aus privaten Damhirsch-Gehegen freigelassen wurden“, berichtet Thomas Eichkorn.

Damwild zwischen Karlsruhe und Graben-Neudorf gibt es schon lange

Die Tiere, die zwischen Karlsruhe und Graben-Neudorf leben, sind dagegen schon seit dem 18. Jahrhundert hier heimisch. „Damals war der Wald zwischen Karlsruhe und Graben-Neudorf das herrschaftliche Jagdrevier der Markgrafen von Baden und die ließen dort gezielt Dam- und Rothirsche ansiedeln“, erklärt Eichkorn.

Mehr als 2.000 Damhirsche und über 500 Rothirsche lebten zeitweilig in diesem „überschaubaren“ Teil des Hardtwalds. Die herrschaftlichen Jagdfeste der adeligen Herren dürften daher eher an ein Schlachtfest erinnert haben, als an das, was Jäger heute unter waidgerechter Jagd verstehen.

So viele Tiere in dem kleinen Waldgebiet konnten aber nur überleben, weil sie täglich gefüttert und für ihre Versorgung mit Wasser sogar eigens ein Graben angelegt wurde. Der auch heute noch Hirschgraben genannten Wasserlauf verläuft parallel zur Grabener Allee durch den Hardtwald

Damwild-Bestände im Landkreis Karlsruhe werden kontrolliert bejagt

Auch wenn es heute sehr viel weniger Damhirsche sind, die in den Wäldern des nördlichen Landkreises leben: Bejagt werden sie immer noch. „Damwild frisst gerne die Triebe und Knospen junger Bäume und die Hirsche schaden dem Wald zusätzlich noch dadurch, dass sie ihr jedes Jahr neu wachsendes Geweih vom Bast, also von der Haut befreien, indem sie das Geweih an jungen Bäumen fegen“, erklärt Thomas Eichkorn, warum zu viel Damwild dem Wirtschaftswald nicht gut bekommt.

Aber nicht nur deswegen werden die Damwild-Bestände im Landkreis kontrolliert bejagt. „Vor allem in der Brunft, also in der Paarungszeit zwischen Mitte Oktober und Mitte November, kommt es immer mal wieder zu Wildunfällen mit Damwild“, erklärt Thomas Eichkorn.

Und so ein Zusammenstoß mit einem bis zu 100 Kilogramm schweren Damhirsch ist wesentlich folgenreicher, als ein Unfall mit höchstens 30 Kilogramm schweren Rehen. Da Damhirsche aber im Gegensatz zu vielen anderen Wildtieren eher tagaktiv sind, kommt es im Jahr nur zu durchschnittlich etwa zehn Unfällen.

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