Zuletzt hatte in Oberöwisheim ein radikaler Heckenschnitt die Bürger empört. Grundsätzlich ist es jedoch nicht unsinnig, Hecken ab und zu, das heißt etwa alle 15 bis 20 Jahre, auf den Stock zu setzen und dabei auch große Bäume zu entfernen, sagt der Bruchsaler Naturschützer Michael Hassler.
Er ist Vorsitzender der Agnus Bruchsal (Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltschutz) und kennt sich in allen Naturschutzthemen aus. Hassler hat wissenschaftliche Veröffentlichungen zur heimischen Naturkunde sowie Standardwerke zur Flora und Fauna von Deutschland verfasst. Im Interview gibt er Tipps zur richtigen Heckenpflege.
Bruchsaler Naturschützer im Interview
Warum gab es nach Ihrer Einschätzung bei der Heckenpflege in Oberöwisheim einen solchen Aufschrei?
HasslerEs wurden viele Hecken gleichzeitig beschnitten. Und das wurde zudem fachlich und handwerklich falsch gemacht.
Was ist das Ziel einer Heckenpflege?
HasslerZiel ist, dass Hecken niedrigwüchsig und nährstoffarm bleiben und aus dichten Dornensträuchern wie Heckenrose, Schlehe, Weißdorn oder Liguster bestehen. Dadurch wird für Vögel und Insekten ein optimaler Lebensraum geschaffen. Nährstoffreiche Hecken aus Hasel, Feldahorn oder Waldrebe sind licht, bieten den Vögeln wenig Nistmöglichkeiten, und ihr Unterwuchs bleibt artenarm.
Was muss man beim Heckenschnitt sonst noch beachten?
HasslerEine Hecke sollte immer von einem extensiv gemähten Begleitstreifen aus Stauden und Blütenpflanzen wie Wicken, Blatterbsen oder Salbei umgeben sein. Vor allem diejenigen Begleitstreifen auf den Böschungen im Kraichgau.
Wie beurteilen Sie die weitverbreitete Pflegeform des Mulchens? Grünschnitt einfach an Ort und Stelle liegenzulassen?
HasslerMulchen ist sehr schädlich, denn dadurch reichern sich Nährstoffe stark an. Unerwünschte, schnell wachsende Arten wie Hasel oder Brennnessel überwuchern die eigentlich gewünschten Dornsträucher.
Was ist die Alternative?
HasslerSchnittgut sollte abgefahren werden. Auch und gerade an Straßenrainen. Wir fordern als Naturschützer immer wieder von den Kommunen, dass nicht gemulcht, sondern gemäht und das Mahdgut abtransportiert wird.
Stärkere Laubbäume und Büsche an den Straßenrändern sind ja häufig zu sehen. Was macht man mit denen?
HasslerLaubbäume und größere Büsche sollten, wenn möglich, entfernt und durch traditionelle Obstbäume, zum Beispiel Birnen und Kirschen, ersetzt werden, von denen wir in den vergangenen Jahre viel zu viele verloren haben.
Was empfiehlt der Naturschützer für Hecken, wie sie in Schrebergärten oder in Hausgärten als Begrenzungen und Sichtschutz üblich sind?
HasslerAuf keinen Fall sollte man die heute so beliebten nicht einheimischen Arten wie Kirschlorbeer und Thuja in den heimischen Gärten pflanzen. Es gibt als Alternative relativ viele einheimische Sträucher, die für den Garten geeignet sind. Schlehen, Weißdorn und Heckenrose, auch Liguster oder gewöhnlicher Schneeball bieten sich an. Es gibt außerdem einige aus dem Mittelmeerraum stammende, für Insekten besonders wertvolle Sommerblüher wie den Mönchspfeffer, der sehr gut aussieht und gerade für Bienen und Hummeln sehr wertvoll ist.
Brauchen diese Sträucher besondere Pflege?
HasslerAlle diese Pflanzen sind schnittverträglich. Sie sind alle relativ pflegeleicht und machen nicht sehr viel Arbeit.
Was empfehlen Sie Menschen, die Sträucher und Pflanzen in ihrem Garten setzen wollen?
HasslerWir raten grundsätzlich zu heimischen Gewächsen. Was es da an Möglichkeiten gibt, zeigt die Agnus-Broschüre „Die Bruchsaler Gartenliste“ detailliert auf. Sie zeigt auf, wie man Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen, Käfern, Vögeln und vielen anderen Tieren im eigenen Garten wirksam helfen kann.
Service
Die Broschüre kann unter www.agnus-bruchsal.com heruntergeladen werden. Sie liegt auch in Bruchsaler Geschäften aus und kann dort mitgenommen werden.