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Ausblick auf 2024

In Waghäusel sinkt das Interesse am Neujahrsempfang – trotz großer Herausforderungen

Waghäusels Oberbürgermeister Thomas Deuschle schwört seine Stadt aufs neue Jahr ein. Das wird für Waghäusel nicht einfach. Der OB bleibt trotzdem optimistisch.

In kleinerem Rahmen: Der Waghäuseler Oberbürgermeister stellt die Vorhaben der Stadt für 2024 vor - und beschwört den Zusammenhalt.
Der Waghäuseler Oberbürgermeister Thomas Deuschle stellt die Vorhaben der Stadt für 2024 vor – und beschwört den Zusammenhalt. Foto: David Heger

In Waghäusel wird zusammengerückt – so lautet eine Lesart des Neujahrsempfangs der großen Kreisstadt am Sonntag in der Wiesentaler Wagbachhalle. Die teilt an diesem Vormittag ein weißer Vorhang. Anstatt im großen Foyer findet der Neujahrsempfang im 22. Jahr seiner Ausrichtung erstmals nur auf einer Hallenhälfte statt.

Weniger Stühle, näher beieinander also und ohne die sprichwörtlich große Bühne für den gastgebenden Oberbürgermeister Thomas Deuschle (CDU), der stattdessen von einem Podest aus spricht – so kann man die Symbolik dieses Vormittags verstehen.

Die andere Lesart ist die, die auch das Stadtoberhaupt gleich zu Beginn seiner Rede skizziert: Als im Jahr 2000 zum ersten Mal der städtische Neujahrsempfang ausgerichtet wurde, folgten rund 600 Waghäuselerinnen und Waghäuseler der Einladung, so Deuschle. Heute sind es nur etwa halb so viele. Das Zusammenrücken beim Neujahrsempfang – womöglich ist es auch der Ausdruck eines langsamen Auseinandergleitens der Stadtgesellschaft.

Die Zeit der Sorglosigkeit ist vorbei.
Thomas Deuschle
Oberbürgermeister

Es habe früher ein „großes Interesse gegeben, sich aus erster Hand über das Geschehen in der Stadt zu informieren. Heute versuchen das Viele auf anderen Wegen“, konstatiert Deuschle. Er sieht das Miteinander durch „Unwissenheit, Populismus und Hass“ auf die Probe gestellt: „Mehr und mehr geht es auch bei uns darum, die Demokratie zu verteidigen.“ Und: „Die Zeit der Sorglosigkeit ist vorbei.“

Die großen Krisen machen vor Waghäusel nicht halt

Damit ist der Sound des Vormittags gesetzt, der für einen Neujahrsempfang zumindest ungewöhnlich klingt. Wo sonst die politische Sonntagsrede Konjunktur hat, schwört der Oberbürgermeister die Waghäuseler auf Veränderung ein. Seine Botschaft: Die großen Krisen dieser Zeit machen vor Waghäusel nicht Halt.

Grund zum Pessimismus gibt es dennoch keinen, finden Steffen Hoffner und Andreas Bohnstedt. Die beiden haben am Rande der Veranstaltung kurzerhand ein Podcast-Studio eingerichtet und befragen die Besucher zu ihren Neujahrsplanungen. „Die Waghäuseler sind ein positives Völkchen“, glaubt Steffen Hoffner. Und trotzdem lautet der Neujahrswunsch vieler: „Von Katastrophen verschont zu bleiben“.

Nachgefragt bei denen, die sich der Hoffnung verschrieben haben: Die 18-jährige Celina Mahl war in den vergangenen Tagen als Sternsingerin unterwegs. Welches war der häufigste Neujahrswunsch der Waghäuseler im Jahr 2024? „Frieden für die Welt“, antwortet sie, ohne zu überlegen.

Klimaneutralität: Waghäusel steht vor großen Herausforderungen

Da sind sie wieder – die großen Themen, die im kleinen Waghäusel ausgehandelt werden. Die Antwort aus dem Rathaus: Millionen für die Infrastruktur.

Bis 2035 soll die Stadt klimaneutral werden, bekräftigt Deuschle den Willen der Verwaltung. Die Planungen an einer Erweiterung des kommunalen Wärmenetzes sollen im Jahr 2024 anlaufen. Doch die dafür notwendigen Mittel sind derzeit eingefroren – eine Folge der Ausgabensperre der Bundesregierung.

Investiert werden soll in den Photovoltaik-Ausbau. Ob so die Planungen auf dem Weg zur klimaneutralen Kreisstadt aufgehen, ist im Jahr 2024 jedoch ungewisser denn je. Dem Verkauf eines städtischen Grundstücks zur Errichtung eines Geothermiewerks – einer möglichen Energiequelle in einem künftigen Wärmenetz – hatten die Waghäuseler vor wenigen Monaten in einem Bürgerentscheid eine Absage erteilt.

Der nun vorgelegte Fahrplan Richtung Klimaneutralität könne deshalb nur ein Anfang sein, findet Marvin Steidle. Daneben brauche es vor allem mehr Grün in der Stadt, fordert der Student.

Das finanziell größte Projekt der Kreisstadt, der Neubau der Gemeinschaftsschule, der zum Schuljahr 2025/26 fertiggestellt sein soll, schlägt mit 14 Millionen Euro zu Buche, daneben wird die Realschule erweitert und saniert.

Mit 15 Millionen Euro neuen Schulden plant deshalb der für den Haushalt zuständige Bürgermeister Andreas Emmerich, der im vergangenen Jahr neu ins Rathaus gewählt wurde. Er fühle sich angekommen, so Emmerich. „Ich wurde mit offenen Armen empfangen.“ Sein Neujahrswunsch? Neben Gesundheit vor allem, „dass wir die städtischen Gebäude auf Vordermann bringen“.

Doch nicht bei allen Neujahrswünschen – auch das wird an diesem Vormittag deutlich – mischt die Politik mit. Ex-Oberbürgermeister Walter Heiler treibt derweil eine ganz unpolitische Krise um: 2024 solle das Jahr werden, „in dem der HSV endlich aufsteigt“.

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