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„Die Zeit meines Lebens”

Silvan Bach aus Bühl ist seit zwei Jahren mit dem Fahrrad in Südamerika unterwegs

Er lebt gerade die Zeit seines Lebens: Silvan Bach aus Bühl ist seit mehr als zwei Jahren in Südamerika unterwegs - mit dem Fahrrad. Derzeit kann er wegen Corona in Brasilien nicht weiter fahren. Sein Ziel indes bleibt Mexiko.

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Grandiose Landschaften erkundet Silvan Bach aus Bühl per Fahrrad in Südamerika. Foto: pr

Von Katrin König

Es ist eine ganz besondere Reise: Seit mehr als zwei Jahren ist der Bühler Silvan Bach per Fahrrad in Südamerika unterwegs. Dabei erlebt er viel Gastfreundschaft – auch aktuell, da er wegen der Corona-Pandemie im Brasilien nicht weiter kann.

Silvan Bach aus Bühl meldet sich aus dem Nordosten Brasiliens, konkret aus dem Bundesstaat Bahía. Der gelernte Schreinermeister und Handwerks-Designer, seit mehr als zwei Jahren mit dem Rad in Südamerika unterwegs, verbringt die durch die Corona-Pandemie bedingte Unterbrechung seiner Tour bei einem jungen Brasilianer, der ihn und eine chilenische Mitreisende bei sich aufgenommen hat.

„Er hat selbst gerade eine Radtour hinter sich und viel Gastfreundschaft erfahren“, erzählt Bach per WhatsApp. Dankbar für diese Möglichkeit, die Krise mitten in der fast unberührten Natur „auszusitzen“, „helfen wir ihm in Haus und Garten, ich habe auch schon ein paar Möbel gebaut“.

Das Ziel ist Mexiko

Ein „Geben und Nehmen“, wie Bach es häufig erlebte während seiner Reise. Welche viel länger geriet als eigentlich geplant. Und auch jetzt ist der Zeitpunkt der Rückkehr noch ungewiss, schließlich möchte er, sobald es wieder möglich ist, noch bis nach Mexiko weiterfahren.

Was aber bewog ihn zu der Südamerika-Tour? „Es war der klassische Wunsch, vor dem ‚richtigen Leben‘ mit Haus, Kindern und festem Job in der Welt unterwegs zu sein, besser zu wissen, was ich eigentlich will, möglichst viele Menschen und Lebensweisen kennenzulernen“, sagt er.

Wirklich allein immer nur streckenweise

Ursprünglich habe er die Radtour mit seiner Freundin geplant: „Wir sind von Frankfurt aus nach Bogotá in Kolumbien geflogen und von dort aus mit dem Rad Richtung Süden gestartet. Meine Freundin hat sich aber nach drei Monaten von mir getrennt. Das war für mich ein großer Einschnitt, denn ich war damals überzeugt, nicht allein reisen zu können. Dennoch habe ich mich entschieden, weiterzufahren.“

So wirklich „allein“, blickt er zurück, sei er letztlich immer nur streckenweise geblieben: Angefangen mit einem jungen Schweizer, den er zufällig in Ecuador traf, „ergaben sich auch später immer wieder Begegnungen mit Radfahrern, mit denen ich dann für Wochen oder Monate unterwegs war“.

Bis zur südlichsten Stadt des Kontinents

Seine Route führte über die Anden nach Peru, teils auf 5.000 Meter Höhe, von dort aus nach Bolivien, Chile und Argentinien bis zur südlichsten Stadt des Kontinents, Ushuaia. Er verbrachte Weihnachtsfeste, Silvester und Geburtstage fern der Familie, zumeist aber herzlich aufgenommen von Einheimischen. Und entwickelte die Idee, auch noch nach Brasilien zu reisen – ein Land, von dem viele Radfahrer ihm gegenüber geschwärmt hatten.

„Die einzige Straße von Ushuaia nach Buenos Aires ist allerdings 3.000 Kilometer lang und führt vorrangig durch die Pampa, deshalb bin ich in dem Fall getrampt und mit dem Bus gefahren.“ Auf die argentinische Hauptstadt folgte eine Station in Uruguay, bevor Silvan nach Brasilien überwechselte, wo er vorwiegend die Küste entlang gen Norden fuhr.

Wenig Raum für Heimweh

Die Reise finanziert er über Ersparnisse. „Ich brauche als Radfahrer nicht viel. Eigentlich muss ich fast nur mein Essen bezahlen, denn immer wieder durfte ich etwa bei Feuerwehren, an Schulen oder sogar in Fußballstadien zelten. In Städten benutze ich soziale Netzwerke wie Couch-Surfing & Warmshowers, um einen kulturellen Austausch mit den Einheimischen zu haben.“

In Brasilien sei ihm sogar schon mehrfach Geld zugesteckt worden. Zwar vermisst er Familie und Freunde, manchmal auch einen Rückzugsort, doch: Der südamerikanische Kontinent fasziniert ihn, für Heimweh bleibt da wenig Raum. „Ich lebe gerade die Zeit meines Lebens“, sagt Silvan Bach.

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