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Standortfrage noch offen

Stadt Karlsruhe will Auto-Parkhaus in der Innenstadt für Fahrräder umwidmen

In Karlsruhe gibt es zu wenig Abstellmöglichkeiten für Räder. Die Stadt plant deswegen neue Fahrradständer, für die mancherorts auch Auto-Parkplätze weichen sollen. Ein großes Projekt ist zentral in der Innenstadt angedacht.

Fahrräder am Karlsruher Hauptbahnhof
Fahrräder am Karlsruher Hauptbahnhof Foto: Hora

In Karlsruhe gibt es zu wenig Abstellmöglichkeiten für Räder. Die Stadt plant deswegen neue Fahrradständer, für die mancherorts auch Auto-Parkplätze weichen sollen.

Früher konnten im Parkhaus P3 am Karlsruher Hauptbahnhof 40 Autos parken – heute kommen auf der selben Fläche 680 Fahrräder sicher und trocken unter. Die neue Fahrradstation Süd ging 2018 in Betrieb und brachte Karlsruhe vergangene Woche sogar den Deutschen Fahrradpreis ein .

Bedarf wächst schneller als die Zahl der Abstellanlagen

Dennoch gibt es in der Stadt nach wie vor einen Mangel an Abstellanlagen für Fahrräder, wie Ulrich Wagner vom Stadtplanungsamt zugibt: "Wir hecheln schon ein bisschen hinterher. Wir haben aber auch einen wahnsinnigen Zuwachs an Fahrrädern."

Für einen Euro am Tag können Fahrradfahrer ihr Rad in der hellen Station Süd am Karlsruher Hauptbahnhof abstellen.
Für einen Euro am Tag können Fahrradfahrer ihr Rad in der hellen Station Süd am Karlsruher Hauptbahnhof abstellen. Foto: N/A

Am Hauptbahnhof etwa wurden vor einigen Jahren fast 600 herumstehende Räder gezählt. Die Stadt schuf entsprechend viele Fahrradständer. "In der Zeit, wo wir nachgerüstet haben, hat der Bedarf wieder um die gleiche Zahl zugenommen", sagt Wagner.

Weniger Fahrradständer wegen Baustellen für Karlsruher Kombilösung

Mittlerweile würden in Karlsruhe jedes Jahr rund 500 neue Fahrradständer neu aufgestellt. Vor allem in den Quartieren sei man auf einem guten Weg. Aber: "In der Innenstadt haben wir ein großes Defizit, weil wir durch die ganzen Baumaßnahmen viele Abstellanlagen weggemacht haben."

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Radreporter Logo Foto: Christian Bodamer

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Wer in diesen ersten Frühlingstagen durch die Stadt spaziert, sieht vor allem in den Einkaufsgassen rund um die Kaiserstraße viele wild herumstehende Räder. Sobald sich der Kombilösungs-Bau seinem Ende zuneigt, möchte das Stadtplanungsamt im öffentlichen Raum wieder mehr Stellplätze anbieten. Außerdem sei auch im Zentrum eine ähnliche Fahrradstation wie am Hauptbahnhof denkbar, erklärt Wagner.

"Weil wir dort positive Erfahrungen gemacht haben, ist unsere Zielvorstellung, dass wir sowas in der Innenstadt zukünftig auch schaffen." Zwar gebe es noch keine konkreten Pläne und keine Entscheidung für einen Standort. Die Vision sei aber, ein großes Parkhaus in der Innenstadt für Fahrräder umzunutzen.

Diese Karlsruher Parkhäuser kommen als Fahrradanlage in Frage

"Das könnte zum Beispiel am Friedrichsplatz sein", sagt Ulrich Wagner. Dort laufe demnächst der Pachtvertrag für die unterirdische Autogarage aus. "Von der Lage her wäre auch das Parkhaus in der Kreuzstraße ideal. Das ist aber in privater Hand." Außerdem sei ein Parkhaus am Ständehaus in der Diskussion, das momentan für städtische Fahrzeuge genutzt wird.

Die Abstellbügel am Karlsruher Zirkel sind häufig belegt.
Die Abstellbügel am Karlsruher Zirkel sind häufig belegt. Foto: Hora

Eine solche kostenpflichtige Fahrradstation soll vor allem Pendler ansprechen, die regelmäßig einen sicheren Platz für ihr Rad brauchen. Für Gelegenheitsbesuche in der Innenstadt seien frei verfügbare Abstellanlagen aber ebenso wichtig: "Der öffentliche Raum muss, genau wie er auch Autostellplätze hat, gleichberechtigt Fahrradparkplätze anbieten."

Karlsruhe nutzt verstärkt Autoparkplätze für Fahrräder um

Wagner und seine Kollegen denken mancherorts auch über Dächer für Fahrradständer nach, wie sie an vielen Straßenbahnstationen in der Nordstadt und der östlichen Südstadt schon Standard sind. Und sie nutzen seit einigen Jahren verstärkt Autoparkplätze in den Stadtteilen um, damit Lasten- und Fahrräder der Anwohner die Gehwege nicht verstopfen.

Immer wieder wenden sich Bürger an das Karlsruher Rathaus, weil sie sich in der eigenen Straße Fahrradbügel wünschen. Das Stadtplanungsamt prüft dann vor Ort den Parkdruck und sucht geeignete Plätze. Vor allem an Kreuzungen seien bereits viele Autoflächen zu Fahrradparkplätzen umgenutzt worden, weil dadurch auch die Sicht besser wird.

Trotz der neuen Angebote betont Ulrich Wagner aber, dass das Abstellen von Fahrrädern nicht ausschließlich im öffentlichen Raum stattfinden könne. Bei neuen Bauvorhaben verlange die Stadt auch private Unterstände oder beispielsweise praktikable Tiefgaragen mit flachen Rampen.

Auch private Bauherren müssen für Abstellanlagen sorgen

Früher gab die Landesbauordnung feste Schlüssel zur Berechnung der nötigen Fahrradanlagen vor – seit einigen Jahren liegt diese Entscheidung aber bei den Kommunen. "Dadurch, dass wir einen hohen Radverkehrsanteil haben, fordern wir bei Neubauten auch einen relativ hohen Anteil an Fahrradparkplätzen", erklärt Ulrich Wagner.

Ein Positiv-Beispiel sei der Ikea-Neubau in Karlsruhe: Hier sollen bei der Eröffnung im Sommer zahlreiche überdachte Bügel für Fahrräder und Lastenräder in der Nähe des Eingangs bereitstehen.

Das ist rechtlich nicht in den Griff zu kriegen.
Ulrich Wagner (Stadtplanungsamt) über wild herumstehende Räder

Genau wie am neuen Möbelhaus gibt es auch in der neuen Station am Hauptbahnhof reichlich Platz für verschiedene Arten von Zweirädern – inklusive Lademöglichkeiten für Pedelecs. Dank Kameraüberwachung sei dort auch noch kein einziges Rad gestohlen worden. "Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute verkehrssichere Räder benutzen", betont Birke Bronner vom Stadtplanungsamt.

Stadt wird Schrotträder nur schwer los

Doch Schrotträder, wie sie bisweilen oft an Bahnhöfen anzutreffen sind, machen nicht nur wegen mangelnder Verkehrssicherheit Probleme: Sie verstopfen die kostenlosen Fahrradständer. "Dann muss das Ordnungsamt hin und die Räder als Schrott deklarieren", erklärt Bronner.

Nach einer gewissen Frist müsse das Amt für Abfallwirtschaft kommen und die Räder einsammeln. "Die müssen sie dann aber auch noch mal aufbewahren, dafür sind die Flächen nur begrenzt", so Bronner. Den Kommunen fehle hier eine rechtliche Handhabe, um Schrotträder einfach und schnell zu entfernen.

"Anders als beim Autoverkehr gibt es in der Straßenverkehrsordnung kein Halteverbot für Fahrräder", ergänzt Ulrich Wagner. Er wünscht sich eine Regelung wie in Holland, wo man mit entsprechenden Schildern das Abstellen an bestimmten Orten untersagen kann. "Wir kriegen oft den Vorwurf, direkt vor dem Bahnhofseingang sei alles verschandelt mit Fahrrädern", sagt Wagner. "Aber das ist rechtlich nicht in den Griff zu kriegen."

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