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Upgecycelte Kuscheltiere

Martina Herold aus Baden-Baden ist ehrenamtliche Spielzeugmacherin

Zu Besuch bei Frau Weihnachtsmann. Die Spielzeugmacherin aus Baden-Baden sucht händeringend Futter für ihre Kuscheltiere − in Form von Füllmaterial aus alten Kissen.

Martina Herold macht aus alten Kissen und Decken Füllmaterial für Kuscheltiere
Martina Herold macht aus alten Kissen und Decken Füllmaterial für Kuscheltiere Foto: Christiane Krause-Dimmock

In der Werkstatt von Frau Nikoklaus sieht es im Augenblick noch wenig adventlich aus. Zwar ist Martina Herold schon mächtig dabei, all das zu produzieren, was andere ein bisschen fröhlich machen soll. Dicke, bunte Sockenpaare etwa, Füchse, Dinos, Hunde, Krokodile und sogar Esel entstehen dort.

Aber all die Tierchen, die rechtzeitig zum Advent auf die karitative Reise geschickt werden sollen, brauchen Futter. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, erklärt die ausgebildete Spielzeugmacher-Meisterin.

Ihre knallbunten, handgefertigten und selbst designten Werke schneidert und näht sie aus Stoffen, die sie sorgsam auswählt und zusammenträgt, damit ein jedes Kuscheltier ein individuelles Aussehen erhält. Deren Innenleben sei im Vergleich dazu eher simpel und dennoch von ganz immenser Wichtigkeit. Es besteht aus Synthetik-Gewebe, wie es etwa in Sofakissen und manchen Bettdecken enthalten ist. „Und genau das kann ich dringend gebrauchen.“

Tafel erhält von Spielzeugmacherin aus Baden-Baden 70 Kuscheltiere

So eine Bettdecke im Standardmaß, die könne ungefähr drei Tiere füllen. Ein Sofakissen genügt knapp für eins. Was also zum Wärmen ausgedient hat, könne zum Kuscheln neu geboren werden, meint sie augenzwinkernd und macht anhand einer kurzen Berechnung klar, wie viel Füllmaterial sie jeweils verarbeitet.

„Allein zur Tafel werde ich in diesem Jahr wieder 70 Kuscheltiere abgeben, zehn gehen an die Kirche, die sie an Waisenkinder verteilen. Auch die Fördergesellschaft zur Erforschung des Kinderkrebs Neuroblastom hat angefragt und wird auch zehn Stück bekommen.“

Von den kleinen Erlösen, welche die Organisationen damit erzielen, hat Martina Herold übrigens selbst nichts. „Außer der Freude. Wenn die anderen lächeln, ist für mich die Welt in Ordnung.“ Genau wie bei den vielen Socken, die sie ebenfalls mit Blick auf die Feiertage fertigt, beschafft sie das Material auf eigene Kosten. „Wenn ich natürlich hierbei unterstützt werde, hilft mir das sehr.“ Sie hofft auf das erwähnte Füllmaterial, das sie vorzugsweise durch Upcycling alter Kunststoffdecken und -kissen gewinnt.

Martina Herold will ihre Produktion nicht einstellen

Dafür wäscht sie das gebrauchte Material zunächst und behandelt es dann weiter. „Für mich sind diese Dinge von echter Bedeutung“, erzählt sie von Flohmärkten und von Haushaltsauflösungen, bei denen sie jeweils auf die Suche geht. Anders wäre das finanziell nicht zu leisten. Denn von der kostenlosen Abgabe an die Einrichtungen, welche sie unterstützt, möchte sie auf gar keinen Fall abkommen.

Ihre kleine Produktion einzustellen, komme ebenso wenig infrage. „Ich kann nicht einfach vor dem Fernseher sitzen und nichts tun“, meint sie schulterzuckend. So entstanden alleine in diesem Jahr bereits 80 Paar Socken in allen Größen – von Kleinkind bis hin zu 46/47. „An den großen kann man ganz schön lange sitzen.“ Aber sie tut es gerne und gibt auch diese Dinge kostenlos an die genannten Einrichtungen weiter.

„In meiner Familie und im Freundeskreis gibt es, glaube ich, niemanden, der noch keine Socken von mir bekommen hat.“ Die bestehen aus einer speziellen Wolle, die eigens für diesen Zweck angeboten wird. Deshalb helfen ihr entsprechende Wollspenden nur dann, wenn es sich tatsächlich um das richtige Material handle.

Spielzeugmacherin stammt aus dem Erzgebirge

Dass Martina Herold ihr Handwerk versteht, erklärt sich bei einem Blick auf ihre Vita. Geboren im Erzgebirge, genaugenommen in der für ihren hölzernen Weihnachtsschmuck wie Schwippbogen, Nussknacker, Räuchermann und Pyramide bekannten Stadt Seiffen, ergriff sie nach der Schule den Beruf der Spielzeugmacherin.

Später arbeitete sie in ihrer Wahlheimat Nürnberg als Näherin. Eine gute Basis für ihr heutiges Hobby, dass sie ausweitete, als sie in Kontakt zu einer Behinderteneinrichtung kam. Der bot sie ihre Unterstützung an. „Geld habe ich nicht viel. Aber ich habe zwei Hände und ich bin geschickt.“ Weil Kuscheltiere gewünscht wurden, machte sie sich frisch ans Werk. Aus der Inspiration, die sie zunächst aus alten Schnittmusterheften gewann, wurden alsbald eigene Ideen und Formen. Und die ändern sich jedes Jahr.

Wenn der Prototyp fertig ist, wird erst einmal experimentiert.
Martina Herold
Spielzeugmacherin

Wenn eine Vorlage lange genug zeichnerisch entwickelt worden ist, kommt es zur Fertigung von Unikaten. Das Gros davon, so betont die sehr selbstkritische Schöpferin, fände oftmals nicht den Weg in die Öffentlichkeit. „Wenn der Prototyp fertig ist, wird erst einmal experimentiert.“

Der Produkterstling durchläuft beispielsweise einen wahrlich waschechten Stresstest, wie sie lachend verrät. Denn so ein Herold-Tierchen, das muss selbst dann noch gut aussehen, wenn es beispielsweise in der Waschmaschine einer Reinigung unterzogen wurde. Erst wenn alles ihrem hohen Anspruch gerecht wird, dann geht Martina Herold gewissermaßen in Serie.

Kontakt

Wer Martina Herold alte Kopfkissen spenden möchte, kann sie unter (07221) 7020634 kontaktieren.

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