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Alter Handwerkerhof

Nach Streit gibt es grünes Licht bei Wohnbauprojekt in Baden-Baden

Nach hitzigen Debatten stimmt der Gestaltungsbeirat der Sanierung des alten Handwerkerhofs an der Langen Straße in Baden-Baden zu. Denn der Investor kommt Forderungen des Gremiums nach.

Besonderer Schutz: Der alte Handwerkerhof an der Langen Straße ist Teil des historischen Erbes der Kurstadt.
Besonderer Schutz: Der alte Handwerkerhof an der Langen Straße ist Teil des historischen Erbes der Kurstadt. Foto: Henning Zorn

Nachdem es wegen des geplanten Umbaus eines alten Handwerkerhofs an der Langen Straße noch im November zu heftigen Dissonanzen in einer Sitzung des Gestaltungsbeirats gekommen war, zeichnet sich nun doch eine Realisierung des Projekts ab.

Der Investor – dies wurde in der jüngsten Sitzung des Expertengremiums deutlich – will den meisten Forderungen des Beirats nachkommen, der sich daher sehr lobend über das neue Planungskonzept äußerte.

Das Wohnungsbauprojekt zwischen der Langen Straße und der Kapuzinerstraße (unweit des Hotels Badischer Hof) umfasst einen sehr sensiblen Bereich des Baden-Badener Weltkulturerbe-Bereichs, denn der Handwerkerhof steht für die gründerzeitliche Bebauung im alten Bahnhofsviertel der Stadt.

Ausgehend von den großen, repräsentativen Gebäuden an der Langen Straße mit prächtigen Wohn- und Geschäftshäusern, Hotels und Villen ist der hintere Bereich abgestaffelt bis zu den einfacheren und niedrigeren Hinterhöfen, die gerne gewerblich genutzt wurden.

Um diese für den Kurort Baden-Baden charakteristische und bis heute überlieferte Struktur zu erhalten, wurde das Bahnhofsquartier in den Gültigkeitsbereich der Gesamtanlagensatzung und der Unesco-Welterbe-Kernzone aufgenommen. Dies bedeutet, dass hier bei Baumaßnahmen strengste Kriterien hinsichtlich der Erhaltung des Stadtbilds zu beachten sind.

Neues Konzept überzeugt Baden-Badener Gestaltungsbeirat

Die Pläne für eine Sanierung und einen Umbau des Handwerkerhofs mit drei Gebäudeflügeln (einer davon steht unter Denkmalschutz) – der Hof wird schon geraume Zeit nicht mehr gewerblich genutzt – sind schon lange ein Thema für die Stadtverwaltung. Der Unternehmer Joachim Leitermann möchte hier bezahlbare Wohnungen für „Menschen ab 60“ entstehen lassen.

Ein ursprünglich vorgesehener Neubau wurde jedoch von der Stadt nicht akzeptiert, und auch der Umbau des Bestands sorgte im Gestaltungsbeirat zunächst einmal für große Bedenken. Besondere Kritik gab es in der Novembersitzung am Bauvolumen durch die Geschosserhöhung, an der Ausrichtung der Balkone weg vom Innenhof und an der außen am Gebäude vorgesehenen Treppen- und Aufzuganlage.

Beide Seiten hatten damals diese Einschätzungen mit einer deutlichen Wortwahl „garniert“. Für den Gestaltungsbeirat hatte Friedrich Bär von einer „Verunstaltung“ gesprochen, die den Charakter des Handwerkerhofs zerstöre.

Von Investor Leitermann war das Projekt angesichts der Bedenken der Architekten in Frage gestellt worden, denen er Radikalität und „althistorisches Denken“ vorwarf. Unter diesen Umständen schien das gesamte Vorhaben plötzlich infrage gestellt.

Investor legt nach Unzufriedenheit im vergangenen Jahr neue Pläne vor

Doch davon war nun in der jüngsten Beiratssitzung nicht mehr viel zu spüren. Vom Bauherrn wurde eine deutlich abgeänderte Planung vorgelegt mit unter anderem einer Reduzierung des Volumens, einer Verlagerung des Treppenhauses nach innen, einem Verzicht auf neue Unterkellerung und einer Orientierung der Balkone zum Hof hin. Für die Dachgestaltung hat man verschiedene Varianten mit Gauben ausgearbeitet.

Das gefällt uns sehr gut.
Hans-Rudolf Meier
Mitglied des Gestaltungsrats

Dies alles sorgte für strahlende Gesichter beim Gestaltungsbeirat. Für das Gremium dankte Hans-Rudolf Meier dem Investor für die Umsetzung der wesentlichen vorgebrachten Anregungen: „Das gefällt uns sehr gut“.

Besonders zufrieden zeigte er sich mit der Verringerung des Volumens und der Ausrichtung der Balkone zum Hof.

Beiratsmitglied Friedrich Bär schloss sich der Beurteilung an: „Das ist nun viel harmonischer und entspricht dem Charakter des Ortes.“ Er schlug vor, eventuell auf den einen oder anderen Balkon zu verzichten.

Doch grundsätzliche Einwände gibt es keine mehr, Investor Leitermann kann nun einen Bauantrag stellen.

Leitermann zeigte sich zwar erleichtert über das „grüne Licht“ für sein Vorhaben, ermahnte aber den Gestaltungsbeirat, bei seinen Beurteilungen mehr an die Investoren zu denken. Denn für diese bedeute eine Reduzierung der erlaubten Flächen einen finanziellen Verlust.

Bürgermeister Alexander Uhlig (parteilos) betonte allerdings, dass die Stadt bei der Genehmigung von Bauvorhaben auch andere Aspekte zu beachten habe: „Wir müssen die stadtbaulichen Qualitäten aus früheren Jahrhunderten bewahren.“

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