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Kurze Sätze, keine Kritik

Neue Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenzerkrankten in Baden-Baden

„Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Für Angehörige von Demenzkranken gilt diese Redensart im wahren Leben. Sie haben jetzt in Baden-Baden eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Beater Ringer-Rauch (v.l.), Ilona Zehe sowie Horst und Anka Faulhaber macht das Fotoshooting einen Riesenspaß
Beater Ringe-Rauch, Ilona Zehe sowie Horst und Anka Faulhaber (von links) macht das Fotoshooting einen Riesenspaß. Foto: Veruschka Rechel

„Die pflegenden Angehörigen von Demenzpatienten hoffen immer auf die Wirkung von Medikamenten, dabei ist der milieutherapeutische Ansatz mindestens genauso wichtig“, betont Ilona Zehe, zweite Vorsitzende des Vereins Alzheimer Gesellschaft Baden-Baden (AGB).

Angehörige lernen den entspannten Umgang mit Demenz

Deshalb führt sie im Rahmen der Demenzkampagne regelmäßig Schulungen für die Angehörigen von Betroffenen durch. So eine Schulung dauert eine Woche – jeden Abend zwei Stunden – und beinhaltet schwerpunktmäßig den Umgang mit demenziell Erkrankten aller Stufen. Dazu gehört die spezielle Kommunikation wie in kurzen Sätzen sprechen, wenig Fragen stellen, Fehlverhalten nicht kritisieren, nicht erziehen wollen sowie immer recht geben.

„Das alles ist deshalb so wichtig, weil die kognitiven Fähigkeiten aufgrund der Veränderungen im Gehirn eingeschränkt sind, zum Beispiel bei der Alzheimer-Krankheit“, erklärt Ilona Zehe. Wer so eine Schulung absolviert hat, ist nicht nur in der Lage, sich und dem Angehörigen das Leben zu erleichtern, sondern auch den ehrenamtlichen Besuchsdienst der AGB tatkräftig zu unterstützen.

Hier wird die Redensart wahr, dass geteiltes Leid halbes Leid ist.
Anka Faulhaber, Leiterin der Selbsthilfegruppe

Die AGB ist nämlich sehr engagiert. Erst im vergangenen Jahr stellte sie mit Beate Ringer-Rauch eine geringfügig Beschäftigte ein, die einen Besuchsdienst auf die Beine stellte und anschließend koordinierte. Das Projekt läuft hervorragend. Es beinhaltet, dass einmal pro Woche eine ehrenamtliche Helferin der Alzheimer Gesellschaft für zwei Stunden ins Haus kommt, um pflegenden Angehörigen etwas Zeit zu schenken. Zeit, um beispielsweise in Ruhe einzukaufen, zum Arzt zu gehen oder mit der Freundin einen Kaffee zu trinken.

Jetzt wurde bereits das nächste Projekt der AGB aus der Taufe gehoben. Nach zwei kürzlich abgeschlossenen Angehörigenschulungen wünschten sich die Teilnehmer einen weiteren Austausch über die Schulungen hinaus. Deshalb regte Ilona Zehe die Gründung einer Selbsthilfegruppe an, die sich einmal monatlich trifft, um Erfahrungen auszutauschen und Sorgen zu teilen.

„Hier wird die Redensart wahr, dass geteiltes Leid halbes Leid ist“, bekräftigt Schulungsteilnehmerin Anka Faulhaber aus Rheinau. Zusammen mit Sabine Engel hat sie die Leitung dieser Gruppe übernommen. Sie haben sich auch den Namen „Demenztreff mit Herz“ ausgedacht. „Bis jetzt sind wir schon sechzehn Betroffene, die regelmäßig kommen, und jeder weitere Interessierte ist herzlich willkommen.“

Betroffene leiten die neue Selbsthilfegruppe in Baden-Baden

Anka betreut ihren 61-jährigen Ehemann Horst, der bereits vor fünf Jahren an Demenz erkrankte und sich jetzt in der sogenannten mittelschweren Phase befindet. Zur Symptomatik gehört, dass seine aktive Sprache deutlich eingeschränkt ist und er unter Wortfindungsstörungen leidet.

Körperlich ist er noch total fit, fährt Fahrrad, läuft kleine Strecken mit dem Hund allein. „Ansonsten lasse ich ihn nicht mehr allein“, sagt die Arzthelferin. Auch seinen Humor hat Horst noch nicht verloren. Beim Fotografieren posierte er wie ein Model und lachte sich halbtot dabei.

Sabine Engel hat die Schulung mitgemacht, weil ihre an Demenz erkrankte Schwiegermutter aus Berlin demnächst nach Baden-Baden zieht, um in der Nähe ihres Sohnes zu sein. „Ich wollte vorbereitet sein auf den Umgang mit ihr, deshalb haben mein Mann und ich die Schulung mitgemacht“, erzählt sie.

So hat sie dadurch gelernt, mit ihr am Telefon relativ gut zu kommunizieren. „Ich verstehe sie zwar nicht immer, aber immer öfter“, schmunzelt Sabine.

Service

Die neue Selbsthilfegruppe trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat im Erdgeschoss der Caritas am Menton-Ring 1, von 18 bis 19.30 Uhr. Weitere Infos über Anka Faulhaber unter (01 76) 95 44 90 85.

Der offene Stammtisch für Menschen mit und ohne Demenz findet an jedem 1. Donnerstag im Monat ab 15.30 in der Geroldsauer Mühle statt. Infos dazu und zum häuslichen Besuchsdienst über Beate Ringer-Rauch unter (01 51) 42 03 22 67 oder www.alzheimer-baden-baden.de.

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