
Große Parkanlagen, die bis ins Herz der Stadt reichen, alte Baumriesen, ein riesiger Stadtwald drumherum – und die Oos plätschert mitten hindurch: Baden-Baden bietet auch an heißesten Sommertagen manch kühles Plätzchen.
Damit das auch künftig so bleibt, soll die Bewahrung des Stadtklimas einen größeren Stellenwert einnehmen. Bei der Stadtentwicklung soll der Klimaschutz Kernthema sein.
Zum Ende des Jahrhunderts viermal mehr heiße Tage
Die Folgen des Klimawandels sind auch in Baden-Baden drastisch. Im zurückliegenden Jahrhundert hatte es im Jahresmittel etwa zehn Tage gegeben, an denen die Tagestemperatur an der Wetterstation in Geroldsau die 30-Grad-Marke überstiegen hat. Dieser Wert wird sich bis in 20 Jahren verdoppelt haben, sagen Experten voraus – und bis zum Ende des Jahrhunderts vervierfacht.

Folgen hat das nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern natürlich auch für die Menschen, die ebenso mit der Hitze zurechtkommen müssen.
Ziel müsse es sein, so Daniel Noyes vom städtischen Fachgebiet Umwelt und Arbeitsschutz am Mittwoch bei einem Pressegespräch, Baden-Baden widerstandsfähig gegen den Klimawandel aufzustellen.
Bei der Stadtentwicklung müsse es darum gehen, besonders gefährdete Gruppen, beispielsweise ältere Menschen und Kranke, vor schädlichen klimatischen Folgen zu schützen. Es gelte, „eine lebenswerte Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität zu bewahren“.
Klimatische Eingriffe sind nicht ausgleichbar.Alexander Uhlig, Baubürgermeister
Das hat konkrete Folgen für die Stadtpolitik. Beispielsweise bei Bauvorhaben: „Mit jedem Bebauungsplan greifen wir in ein bislang ungenutztes Gebiet ein“, sagt Baubürgermeister Alexander Uhlig (parteilos).
Daraus resultierende Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt könne man in der Regel ausgleichen, indem man woanders tätig werde – wenn es oft auch aufwendig sei. „Klimatische Eingriffe sind aber nicht ausgleichbar. Sie sind ausschließlich auf den konkreten Ort bezogen, an dem die Baumaßnahme stattfindet.“
Unser Ziel muss es sein, diese gute Qualität zu erhalten.Roland Kaiser, Umweltbürgermeister
Die Stadt verfüge über beste Rahmenbedingungen durch ihre Lage in einem Schwarzwaldtal. „Unser Ziel muss es sein, diese gute Qualität zu erhalten“, sagt Uhligs Kollege Roland Kaiser (Grüne), der für die städtische Umweltabteilung zuständig ist.
Grundlage dafür sind Ergebnisse einer detaillierten Stadtklimaanalyse. Sie wurde 2021 angestoßen. Jetzt liegen die genauen Ergebnisse in Form von Landkarten und Modellen vor.
So wurden beispielsweise Klima-Steckbriefe für insgesamt 40 Plangebiete in der Stadt erstellt – Neubaugebiete, Gewerbeflächen, Bebauungspläne aus alten Zeiten. Die Auswirkungen der jeweils geplanten Bebauung auf das dortige Kleinklima vor Ort wurden dafür in einem Modell simuliert.

Die interaktiven Landkarten, die das Baden-Badener Stadtklima in einer Auflösung von fünf mal fünf Metern aufzeigen, sollen künftig im Internet-Auftritt der Kurstadt zu finden sein.
Dann kann jeder genau nachvollziehen, wie weit es von ihm daheim zum nächsten kühlen, schattigen Plätzchen ist, wie groß der Temperaturunterschied zwischen der Nord- und Südfassade seines Wohnhauses ist und aus welchem Seitental der „Oostäler“, der abendliche Frischluftstrom, besonders stark strömt.
Stefan Hetzel vom Fachgebiet Vermessung und Geoinformation will mit seinem Team sicherstellen, dass diese Daten in allen Einzelheiten im Sommer von allen abrufbar sind.
70 Prozent der Einwohner leben nur 250 Meter vom Grünen entfernt
Ein Blick in diese Landkarten offenbart auch ein ganz besonders erfreuliches Detail: Etwa 70 Prozent der Bewohner Baden-Badens haben nur eine Strecke von 250 Metern zu bewältigen, um ins Grüne zu gelangen – in eine Parkanlage oder in den Wald.
Bei 94 Prozent der Einwohner sind es nicht mehr als 500 Meter. Das sind Traumwerte im Vergleich zu anderen Städten. „Wir haben einfach viel bessere Voraussetzungen als beispielsweise Mannheim oder Karlsruhe“, sagt Roland Kaiser.
Damit das auch künftig so ist, werde man wohl auch bei der Realisierung von Bauprojekten künftig regulierend eingreifen müssen. „Das Klima muss bei der Bebauung immer mehr Berücksichtigung finden“, meint Uhlig.
So könnten auch alte, bestehende Bebauungspläne wieder neu aufgeblättert werden. Die Datenlage sei eben eine andere als vor 15 oder 20 Jahren. Und die Landkarten und Modelle seien eine gute Entscheidungshilfe für Verwaltung und Gemeinderat.