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„German Bluegrass City“

Bühler Bluegrass-Festival: Ansturm von Bands und eine Neuerung

Zahlreiche Bands aus den USA bewerben sich für das Internationale Bühler Bluegrass-Festival. Nun haben die Veranstalter vorgestellt, was in diesem Jahr zu erwarten ist.

Vier Männer scharen sich um ein einziges Mikrofon in der Werkstatt der Firma Oechsle im Gewerbegebiet Süd.
Typisch Bluegrass: Vier Herrschaften scharen sich um ein einziges Mikrofon. Hier in der Werkstatt der Firma Oechsle im Gewerbegebiet Süd, wo auch das diesjährige Festival wieder eröffnet wird. Foto: Joachim Eiermann

Lange ist’s her: 2003 bestand das erste Internationale Bühler Bluegrass-Festival seine Feuertaufe. Aus einem Veranstaltungstag wurden bald zwei, in diesem Jahr werden es erstmals drei sein. Der künstlerische Leiter Patrick Fuchs kündigte bei der städtischen Pressekonferenz zur Programm-Vorstellung überraschend einen zusätzlichen Auftritt am Sonntagvormittag an.

Als Beigabe anlässlich der runden Zahl eines 20. Festivals. Es geht am Wochenende vom 3. bis 5. Mai an den bekannten Spielorten – Bürgerhaus Neuer Markt und Firma Oechsle – über die Bühne.

Bluegrass ist eine handgemachte, akustische US-amerikanische Musik, in vielen Facetten. Sie ist ländlichen Ursprungs mit urbanen Einflüssen, changiert zwischen Folk und Jazz. Die Zwetschgenstadt firmiert (inoffiziell) als German Bluegrass-City.

Wir hatten so viele Bandbewerbungen wie nie zuvor.
Patrick Fuchs
Festival-Leiter

Tatsache ist: Das Bühler Festival ist in ganz Europa bei Musikern, Branchenleute und Fans weithin bekannt. Ebenso auf der anderen Seite des Atlantiks. „Wir hatten zuletzt so viele Bandbewerbungen wie nie zuvor, vor allem aus den USA“, sagte Fuchs und attestierte einen „postcoronalen Effekt“.

John Jorgenson lässt bei Bühler Bluegrass-Festival die Herzen höher schlagen

Allen voran lässt ein Multiinstrumentalist aus dem US-Bundesstaat Wisconsin die Bluegrass-Herzen höher schlagen: John Jorgenson wird in der Zwetschgenstadt zusammen mit seiner Band „J2B2“ gastieren. Angekündigt als vierköpfige „Bluegrass Supergroup“ mit dem 79-jährigen Banjo-Spieler Herb Pedersen.

„Da ist Legenden-Status garantiert“, meinte der Festivalleiter, zumal die beiden früher der Country-Rock-Formation Desert Rose Band angehört hatten. Der vielseitige Jorgenson („Bluegrass ist sein Hobby“) habe sich darüber hinaus als Tour-Gitarrist des Pop-Stars Elton John einen Namen gemacht. Hinzu kommen seine Ausflüge in den Jazz im Stil von Django Reinhardt.

Woody Guthrie gilt als die US-amerikanische Folk-Ikone schlechthin. Sein Sohn Arlo Guthrie wurde durch den Hippie-Film „Alice’s Restaurant“ und sein Gastspiel beim legendären Woodstock-Festival berühmt. In Bühl wird Woodys Enkel, Arlos Neffe, zu hören sein: Cole Quest, Sänger und „wahnsinnig schneller“ Dobro-Gitarrist, zusammen mit den „City Pickers“ aus New York. Patrick Fuchs hatte die wilde Truppe vorab besucht: „Das war einer der schönsten Bluegrass-Abende, die ich je erlebt habe.“

Die John Jorgenson Bluegrass Band „J2B2“ mit dem Namensgeber an der Mandoline.
Prominente Gäste des Festivals 2024: Die John Jorgenson Bluegrass Band „J2B2“ mit dem Namensgeber an der Mandoline (Zweiter von rechts). Foto: Mike Melnyk/Stadt Bühl

In Nashville befindet sich das Epizentrum der US-amerikanischen Country Music. Dort hat sich Bertolf Lentink, ein Niederländer, einen Traum erfüllt und mit drei „Helden seiner Kindheit“ ein Bluegrass-Album aufgenommen. Eine Konzerttournee in seinem Heimatland führte durch ausverkaufte Säle. In seiner Band „Bluefinger“ wirken Musiker mit, die in Bühl bereits in anderen Konstellationen zu hören waren.

Wir haben ein sehr volkstümliches Preisniveau.
Patrick Fuchs
Festivalleiter

Auch die meisten Protagonisten der Kölner Formation „Bashed Potatoes“ kennt Fuchs „schon ziemlich lange“, wie er sagte. Als „zerdrückte Kartoffeln“ hatten sie 2022 zusammengefunden und im vergangenen Jahr eine CD mit traditionellem wie modernem Bluegrass einspielt. „Die sind jetzt reif fürs Festival.“

Ein Wiedersehen gibt es mit der „Lonesome Ace Stringband“ aus Kanada und den „Truffle Valley Boys“ aus Italien. 2019 beziehungsweise 2016 hatten sie das Publikum im Bürgerhaus begeistert. Nun sind beide Bands auserkoren, den Besucherinnen und Besuchern beim Eröffnungsabend in der Firma Oechsle (Motto: „Bluegrass unter Hebebühnen“) buchstäblich Beine zu machen.

Dort ist wegen der jüngeren Zielgruppe, die sich bewegen will, nur wieder in den Randbereichen bestuhlt, während im Bürgerhaus laut Kulturabteilungsleiterin Corinna Doba exakt 526 gepolsterte Stühle zur Verfügung stehen. Im städtischen Musentempel wird das dreitägige Spektakel auch ausklingen: mit einer Matinee entspannter Country- und Bluegrass-Songs von Irene Kelley aus Nashville, begleitet von ihrer Tochter und einem Gitarristen.

Von klein auf ein Bluegrass-Fan: Der niederländische Gitarrist und Sänger Bertolf Lentink mit seiner Band Bluefinger.
Von klein auf ein Bluegrass-Fan: Der niederländische Gitarrist und Sänger Bertolf Lentink mit seiner Band Bluefinger. Foto: Ray van Olphen/Stadt Bühl

„Wir sind stolz darauf, wieder Gastgeber zu sein“, unterstrich Bürgermeister Daniel Fritz (CDU) für die Stadt als Ausrichter. Das Festival ziehe zahlreiche Besucher von teils weither an. „Es ist ein wichtiger Baustein in unserem kulturellen Angebot.“

Organisatorisch ergeben sich in diesem Jahr ein paar Änderungen. Chiara Cammisano vom Kulturbüro stellte die Einführung zweier vergünstigter Kombi-Tickets vor. Für Rollstuhlfahrer stehen im Bürgerhaus ausgewiesene Plätze zur Verfügung, deren Nutzung jedoch einer Anmeldung bedürfe.

Trotz allgemein gestiegener bis gesalzener Ticketpreise sollen die Bühler nicht tief in die Tasche greifen müssen. „Wir haben ein sehr volkstümliches Preisniveau“, befand Fuchs. Die Spanne im Vorverkauf reicht von 15 Euro für das Sonntagskonzert bis zu 61 Euro für das Drei-Tage-Festivalticket mit sieben Auftritten. Schüler, Studierende und Menschen mit Behinderung erhalten Rabatt.

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