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Umsiedlung der Fledermäuse

Erstes Treffen der „Taskforce Hundseck“: Abriss der Ruine verzögert sich weiter

Die Ruine Hundseck ist vielen ein Dorn im Auge. Dem Abriss stehen allerdings noch Hindernisse entgegen. Nun hat sich eine Taskforce erstmals getroffen und weitere Schritte diskutiert.

 Die Taskforce-Runde mit Sebastien Oser, Hansjörg Willig, Hubert Schnurr, Jürgen Pfetzer, Hans-Norbert Marx und Hermann  Müller (von links).
Die Taskforce-Runde mit Sebastien Oser, Hansjörg Willig, Hubert Schnurr, Jürgen Pfetzer, Hans-Norbert Marx und Hermann Müller (von links). Foto: Gerold Hammes

Für die Beseitigung der Ruinenlandschaft auf Hundseck ist im Ottersweierer Rathaus die eigens hierfür zusammengestellte „Taskforce Hundseck“ zusammengekommen, um das gemeinsame strategische Vorgehen abzustimmen. Das Ergebnis: Realistisch ist mit einem Restabbruch der Immobilie frühestens im Spätjahr kommenden Jahres zu rechnen.

Knackpunkt bleibt nicht nur die fehlende Einsicht beziehungsweise Kooperationsbereitschaft der beiden im Grundbuch eingetragenen Eigentümer, sondern als weiteres Hindernis eine Fledermaus-Population, die es vor einem finalen Baggerzugriff umzusiedeln gilt.

Die beiden Besitzer, im Raum Heilbronn wohnhaft, haben sich in der Vergangenheit um ihre Immobilie nicht ernsthaft gekümmert und auf Schreiben der Stadt Bühl als zuständiger Baurechtsbehörde selten bis nie geantwortet.

Weil die bisherigen Teilabbrüche als Folge fehlender Verkehrssicherheit für direkte Nachbarn und Verkehrsteilnehmer der Verbindungsstraße nach Hundsbach (L80b) im Zuge einer Ersatzvornahme durch die Stadt, ergo auf Kosten des Steuerzahlers, erfolgte, ist auch in diesem letzten Schritt nicht von einer gütlichen Lösung, sondern von einem behördlich verfügten Abbruch auf der Grundlage der Landesbauordnung auszugehen.

Wir befinden uns alle in einem Boot, da herrscht völlige Einigung.
Jürgen Pfetzer
Bürgermeister Ottersweier

Oberbürgermeister Hubert Schnurr (Freie Wähler) verwies bei einem Pressegespräch auf intensive Abstimmungen mit dem Landratsamt Rastatt und dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe in sämtlichen bau-, natur- und artenschutzrechtlichen Detailfragen. Ein Anhörungsschreiben zum Abbruch im Wege der Ersatzvornahme sei den Eigentümern zugestellt worden, aber unbeantwortet geblieben.

Der OB betonte den Konsens der Behörden, den Abbruch auf die Ruine, also auf die „sichtbar im Verfall befindlichen Gebäudeteile“ zu konzentrieren. Die ehemalige Turn- und Schwimmhalle zählten nicht dazu. Um erwartbaren Widerspruchs- und Gerichtsverfahren den Wind aus den Segeln zu nehmen, kündigte Schnurr an, „werden wir das alles sauber abarbeiten“. Jürgen Pfetzer (CDU) ließ als Bürgermeister der Standortgemeinde Ottersweier keine Zweifel offen: „Wir befinden uns alle in einem Boot, da herrscht völlige Einigung.“

Eine solche ist in einer artenschutzrechtlichen Angelegenheit noch nicht gänzlich hergestellt. Bei einem Lokaltermin im März mit Artenschutz-Expertinnen des RP wurde im Ruinengebäude die Population von Fledermausarten ausfindig gemacht, darunter die als selten geltende „Nordfledermaus“. Nun also sollen diese Tiere vor einer Abbruchverfügung ein neues Zuhause finden.

Pfetzer schlug als Umsiedlungsquartier die Errichtung von zwei, jeweils sieben Meter hohen Türmen auf dem ehemaligen Skigelände Hundseck (Nordhang) vor. Eine abschließende Bewertung durch das RP steht noch aus. Der Bürgermeister erwartet ein Schreiben aus Karlsruhe „täglich“, um dann im Gemeinderat die Errichtung der Stahlmasten mit Holzaufbau absegnen zu lassen. „Wir sind da flexibel und entscheiden kurzfristig“, drängt er auf eine Nachricht aus der Fächerstadt.

Im Regierungspräsidium wird das Thema Hundseck sehr ernst genommen.
Sebastien Oser
 Dezernent Bauen, Umwelt und öffentliche Ordnung beim Landratsamt Rastatt 

Was aber, wenn die Fledermäuse gar nicht umziehen wollen? Sebastien Oser, Dezernent Bauen, Umwelt und öffentliche Ordnung beim Landratsamt Rastatt als der Unteren Naturschutzbehörde, gibt sich zuversichtlich: „Im Regierungspräsidium wird das Thema Hundseck sehr ernst genommen.“

Die Artenschutzregelung sei klar definiert. Wenn aber sämtliche Möglichkeiten der Behörden für eine einvernehmliche Lösung ausgeschöpft seien, müssten eben die Interessen abgewogen werden. Möglicherweise stünde dann am Ende eine Ausnahmegenehmigung. „Wir wollen da aber keinen Schnellschuss.“

Abriss der Ruine in diesem Jahr ist nicht mehr realistisch

Den wird es auch nicht geben, weil sich ein Zeitfenster erst im September öffnen wird. Konkret: Eine Beseitigung der Ruine noch in diesem Jahr, wie OB Schnurr in einem Doppelinterview mit Kollege Pfetzer in dieser Zeitung im Januar andeutete, gilt als nicht mehr realistisch. Nun ist vom Herbst die Rede. Nach all den bisherigen Erfahrungen vielleicht im nächsten Jahr.

Hansjörg Willig, der als Vorsitzender des Vereins Kulturerbe Schwarzwaldhochstraße mit seinen Mitstreitern Hermann Müller und Hans-Nobert Marx an der Taskforce-Runde teilnahm, zeigte sich ob des neuen Zeitplans „frustriert“. Er und die Bevölkerung seien davon ausgegangen, „dass das Thema Ende dieses Jahres erledigt ist“.

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