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Schwierige Anpassung

Wie die Winzer in Sinzheim und Bühl auf zunehmende Wetterextreme reagieren

Zu viel Regen auf einmal und anhaltende Dürre: Die Winzer in Sinzheim und Bühl stellen sich auf den schwierigen Umgang mit Extremen ein.

Zisterne Weingut Johannes Kopp in Sinzheim-Ebenung
Riesige Tanks hat Johannes Kopp auf seinem Weingut in Sinzheim-Ebenung vergraben. Sie fassen insgesamt 240.000 Liter und werden mit Regenwasser gespeist. Foto: Johannes Kopp

Die Winzer in der Region stellen sich immer mehr auf extreme Wetterverhältnisse ein. „Durch den Klimawandel gibt es nicht die eine Richtung wie etwa bei den zurückliegenden Sommern mit extremer Hitze und Trockenheit. Es gibt auch die extrem nassen Jahre, wie etwa 2021“, berichtet Johannes Kopp aus Sinzheim-Ebenung.

Beim Thema Wasser spielt auch der Winter eine Rolle. „Die Weinberge haben den andauernden Regen in den vergangenen Wochen sehr gebraucht. Viel Schnee gab es nicht im milden Winter. Das spielt aber eine wesentliche Rolle. Und ob die Niederschläge auch in der Tiefe angekommen, weiß ich nicht“, erklärt Ralf Schäfer von der Affentaler Winzergenossenschaft.

Noch alles für die Ernte drin

Beim Blick in die Natur präsentiert sich die Vegetation sattgrün. „Der Austrieb in den Reben war durch die kühle Witterung nicht zu früh und es gab auch keine Spätfröste. Somit bewegen wir uns eigentlich im normalen Bereich“, setzt der Affentaler-Geschäftsführer auseinander. „Im Endeffekt ist jetzt alles noch ergebnisoffen, da die Rebe das Wasser vor allem ab Juli bis Oktober braucht, um den richtigen Ertrag zu entwickeln.“

Nun richtet sich die Aufmerksamkeit der Winzer auf die Rebblüte, die je nach weiterem Witterungsverlauf in rund zwei Wochen zu erwarten ist. Im vergangenen Jahr hätten die rechtzeitigen Niederschläge im September sehr dabei geholfen, nicht nur eine gute Qualität, sondern auch eine ausreichende Menge bei der Ernte einzufahren.

Was bringt die Zukunft?

Und wie gestaltet sich für die Winzer die Zukunft, wenn wieder wochenlang der Regen ausbleibt. Brauchen wir andere Sorten?

„Das ist eine gute Frage. Es gibt natürlich auch bei uns exponierte Standorte, die vom Trockenstress beeinflusst sind. Das Ausweichen auf andere Rebsorten sehe ich nicht als Lösung, denn wir haben auch extrem nasse Jahre wie 2014 und 2016, wo es auch im Juli und August extrem feucht war“, gibt Schäfer zu bedenken und sieht durch die Extreme große Schwankungen über die Jahre hinweg.

„Bewässern ist nicht so einfach möglich. Denn es braucht Investitionen im Weinberg und vor allem müssen große Mengen Wasser erstmal in die Weinberge gebracht werden. Das ist das Problem. Das ist zeitaufwendig und teuer. Und dann kommen noch die Kosten für das Wasser dazu“, macht Schäfer die Rechnung auf. „Ob der Bau von Zisternen eine Lösung ist bezweifle ich, denn dafür muss es ja auch regnen.“

„Grundsätzlich ist momentan noch alles drin“, meint Johannes Kopp vom gleichnamigen Weingut in Sinzheim-Ebenung zur aktuellen Situation bei den Winzern. Er berichtet von einem normalen Austrieb im Frühjahr bei unterschiedlicher Entwicklung durch die kühle Witterung etwa beim Chardonnay, der schon kräftig gewachsen ist, und einer langsamen Entwicklung bei Riesling und Weißburgunder.

Ist der April feucht und nass, füllt er Scheuer und Fass.
Johannes Kopp, Winzer aus Sinzheim-Ebenung

Johannes Kopp zitiert: „Ist der Mai feucht und nass, füllt er Scheuer und Fass“. Diese Regel könne man jedoch nicht einfach übernehmen, denn zwischenzeitlich sei es sehr warm gewesen was zusammen mit der Feuchte den Pilzdruck stark erhöht hat. „Deshalb bin ich froh, dass es bei kühleren Temperaturen auch immer wieder trockene Zeitfenster gibt.“ Nach seinen Beobachtungen nehmen die Wetterextreme zu. „Entweder richtig heiß und extrem trocken oder richtig nass. Wir Landwirte müssen auf beides reagieren“, stellt Kopp fest.

Tiefgründige und vitale Humusböden, die Niederschlag schnell aufnehmen und speichern sind eine gute Voraussetzung, die er mit gezielter Bewirtschaftung im Weinberg, dem sogenannten Grünmanagement, erzielt. „Dabei gibt es aber auch eine Grenze, wenn es viel regnet“, räumt er ein. Ein später Grasschnitt sei dann besonders wichtig.

Große Mengen an Wasser

Und auf der anderen Seite setzt Kopp auf seine Zisterne, die er im vergangenen Jahr mit Fässern realisiert hat. „Sie fasst 240.000 Liter, die wir das ganze Jahr über nutzen und über unsere Dachflächen mit rund 2.000 Quadratmeter speisen“, setzt er auseinander. So ein Weingut braucht große Mengen an Wasser.

Allein der Pflanzenschutz verschlingt 100.000 Liter. „Und nicht zu vergessen der Betrieb, der für das Reinigen der Fässer und Geräte 120.000 Liter braucht. Unterm Strich ist klar, dass diese Menge keine Zisterne bringen kann“, bilanziert Kopp. Aber ohne Zisterne verbraucht das Weingut im Jahr sonst rund eine Million Liter Trinkwasser. Ein Ausgabeposten, der ordentlich zu Buche schlägt.

Der Winzer setzt deshalb stark auf eine regenerative Bewirtschaftung, bei der auch Photovoltaik auf dem Dach eine große Rolle spielen wird. Den Einsatz von Dünger reduziert er erheblich über hochkonzentrierte Präparate, die er teilweise auch selbst aus Kuhdung herstellt. „Und wir kommen immer mehr davon ab, die letzten zehn Prozent herausholen zu müssen. Wir wollen mit der Umstellung auf Demeter-Bewirtschaftung die Reben und den Wein eher begleiten zu einem hochwertigen Produkt“, gibt Johannes Kopp zu verstehen.

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