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Bekämpfung mit Kieselgur

Freude in Freiolsheim über einen Einsatz gegen die Asiatische Hornisse

Die Asiatische Hornisse bedroht einheimische Bienen und weitere Insekten. In Freiolsheim wurde nun ein Nest bekämpft. Doch das Vordringen der invasiven Art ins Murgtal lässt sich offenkundig nicht aufhalten.

Von links Hornissenbeauftragter Peter Westermann, Thomas Beissel, Miriam Wahr und Christine Seiter.
Christine Seiter (rechts) freut sich: Thomas Beissel (Zweiter von links) und Miriam Wahr haben die Gefahr für ihre Bienenstöcke vorerst gebannt. Hornissenbeauftragter Peter Westermann (links) ist Hornissenbeauftragter im Landkreis Rastatt. Er unterstützt auch Christine Seiter. Foto: Thomas Senger

Christine Seiter aus Freiolsheim hat nicht lockergelassen. Über Wochen hinweg suchte sie im Wald vergeblich ein Nest der Asiatischen Hornisse. Denn von dort aus wurden regelmäßig ihre Bienenstöcke angeflogen: Eine tödliche Gefahr für die Immen. In rund 800 Metern Entfernung, im Gemeindewald von Waldprechtsweier, hat die Hobby-Imkerin schließlich das Nest entdeckt: in rund 32 Metern Höhe, in der Krone einer Lärche. Weithin sichtbar überragt der Baum als sogenannter Überhälter eine „Lothar“-Sturmfläche. Mit geübtem Auge hat Christine Seiter das Nest schließlich erspäht. Am Sonntagmittag wurden die Hornissen bekämpft.

„Ein Tag wie jeder andere auch“, bilanziert Thomas Beissel seinen Arbeitstag. Er hat viel zu tun. Aus seiner Heimatgemeinde Much im Bergischen Land ist der Imker und Hornissenexperte an diesem Sonntagmorgen angereist. Nicht nur wegen der Hornissen, die Christine Seiter entdeckt hat. Am frühen Vormittag hat er bereits ein Nest in Sinzheim und in Oberweier bekämpft. Am Nachmittag steht zusätzlich noch eine Bekämpfung in Moosbronn im Kalender.

Auch in Sinzheim erfolgreich

Imker Jörg Starke aus Lichtenau hatte das Nest in Sinzheim gemeldet. In der Gemeinde dort hat er ebenfalls Bienen. Für die Bekämpfungsaktion hat Starke eigens einen Lkw mit Hubsteiger organisiert. Mit ihm nähern sich Beissel und seine Kollegin Miriam Wahr dem Nest, das Christine Seiter entdeckt hat. Für die letzten Meter fährt Beissel eine Teleskoplanze aus. Mit ihr wird Kieselgur in das Nest gesprüht. Das Silizium dieser Substanz führt zu Rissen im Chitinpanzer der Insekten. Dadurch trocknen sie aus und sterben. Die Methode gilt als umweltverträglich, weil sie nur in engem Umkreis und nur insektenspezifisch wirkt. Das Nest mit dem Hubsteiger zu entfernen, das ist angesichts der Höhe von über 30 Metern in diesem Fall nicht möglich.

Mit dem Hubsteiger nähern sich Thomas Beissel und Miriam Wahr dem Hornissennest. Es hängt in einer Lärche in rund 32 Metern Höhe.
Mit dem Hubsteiger nähern sich Thomas Beissel und Miriam Wahr dem Hornissennest. Es hängt in einer Lärche in rund 32 Metern Höhe. Foto: Thomas Senger

Beissel ist laut eigenem Bekunden derzeit einer von lediglich zwei Fachleuten, die mit dieser Methode in Deutschland die Asiatische Hornisse bekämpfen. Ob sein Einsatz an diesem Sonntag langfristig erfolgreich war? „Hoffentlich hat er auch alle Königinnen erwischt“, gibt Christine Seiter zu bedenken. Bis zu 500 Königinnen könnten in einem Nest aufgezogen werden. Die wenigsten kommen üblicherweise durch. Aber jede trägt die Bestimmung in sich, ein eigenes Nest zu gründen.

Das ist kein reines Imkerproblem.
Thomas Beissel
Imker und Hornissenbekämpfer

Beauftragt mit der Bekämpfung der Nester – Beissel spricht von Tilgung – wird Beissel vom Regierungspräsidium. Für Imker Jörg Starke dauert das alles viel zu lang. „Zwischen Sichtung und Zerstörung vergehen sechs Wochen. Das ist zu langsam“, berichtet er aus seiner eigenen Erfahrung. Am Mittwoch habe er mit einem Imkerkollegen selbst ein Hornissennest entfernt. „Aber diese Aufgabe darf nicht an den Imkern hängenbleiben“, fordert Starke. Schließlich sei die Asiatische Hornisse nicht nur für die Honigbienen eine existenzielle Bedrohung.

Thomas Beissel bestätigt: „Das ist kein reines Imkerproblem.“ Auch Obst- und Weinbauern sind in Gefahr. Wegen der Fraßschäden durch die Hornissen. Eine tödliche Gefahr ist der Eindringlich aus Asien auch für die heimische Insektenwelt. „Die fressen alles, was sie irgendwie fangen können.“

Bedroht sind nicht nur Honigbienen

Pro Volk und Jahr werden durchschnittlich elf Kilo Insekten pro Nest an die Hornissenbrut verfüttert, verweist Beissel auf eine Studie aus Frankreich. Allerdings sei der Schaden bezogen auf die Massenbilanz viel höher: „Denn die Asiatische Hornisse nimmt nur das eiweißreiche Bruststück.“

Christine Seiter will nun weiter beobachten, ob sich in den nächsten Tagen noch Asiatische Hornissen ihren Bienenstücken nähern. Mit einem Faltblatt macht sie darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein Freiolsheim die Bürger im Ort auf die Gefahr aufmerksam und bittet um Mithilfe. „Beobachtet unsere Bäume und die Umgebung. Gebt unbedingt Bescheid, wenn ihr ein derartiges Nest entdeckt!“

Asiatische Hornisse auch in Hilpertsau

Für den Hornissenbeauftragten Peter Westermann aus Bad Rotenfels ist die Gefahr ebenfalls nicht gebannt. Man müsse davon ausgehen, dass auch das mittlere Murgtal und seine Höhenlagen bereits von der invasiven Art bedroht werden. Seine Freude über die Erfolge in Freiolsheim und Moosbronn erhielt bereits am Sonntagabend einen Dämpfer: Auch in Gernsbach-Hilpertsau wurde ein Nest von Vespa Veluntina bestätigt: „Es befindet sich in einem Obstbaum in circa acht Metern Höhe.“

Und Hornissenjäger Thomas Beissel bekräftigt: „Die Hornisse wird bleiben, die kriegen wir nicht mehr weg. Was wir machen, das ist Schadensbegrenzung.“

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