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Projekt zu Lernzwecken

Azubis im Gernsbacher Autohaus Haitzler zerlegen einen Verbrenner

Auszubildende im Autohaus Haitzler haben zu Lernzwecken einen ausgedienten Skoda-Motor auseinandergenommen – und noch anschaulicher zusammengesetzt.

Die Zusammensetzung des Verbrenners ist den Schützlingen von Ausbilder Damian Grohs (von links) und Serviceleiter Christian Warth geglückt: Stolz zeigen Justin Motz, Kevin Zahn, Janina Moritz und Semin Walter ihr eingefärbtes Lehrobjekt.
Die Zusammensetzung des Verbrenners ist den Schützlingen von Ausbilder Damian Grohs (von links) und Serviceleiter Christian Warth geglückt: Stolz zeigen Justin Motz, Kevin Zahn, Janina Moritz und Semin Walter ihr eingefärbtes Lehrobjekt. Foto: Hartmut Metz

Wozu kann ein ausrangierter Motor in einem Autohaus noch dienen? Vielleicht kann man noch schwer zu beschaffende Bestandteile nutzen. Aber einen alten Verbrenner baut ein Autohaus natürlich bei keinem Kunden ganz ein.

Serviceleiter Christian Warth ließ sich das scheinbar unnütze Teil sogar ein paar Euro kosten – und die Investition hat sich für das Gernsbacher Autohaus Haitzler mehr als gelohnt, obwohl der Verbrenner „nur“ auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurde.

Feuer und Flamme für das Zerlegen des Verbrenners

Weil sich die Berufsschulen bei der Ausbildung der Mechatroniker inzwischen auf Elektroautos und deren Technik fokussieren, fehlen den Auszubildenden im Kfz-Gewerbe Einblicke in die herkömmlichen Antriebe. „Wir verkaufen schließlich noch hauptsächlich Verbrenner – und die werden noch zehn, 20 Jahre auf der Straße fahren“, sieht Warth lange Bedarf an geschultem Personal in dem Bereich.

Um diese Defizite zu beheben, schlug der 45-Jährige dem Haitzler-Ausbilder Damian Grohs und seinen sechs Auszubildenden vor, doch den Skoda-Antrieb auseinanderzuschrauben und wieder zusammenzusetzen. Die Azubis waren sofort Feuer und Flamme für das Zerlegen des Verbrenners.

Ziemlich cool.
Janina Moritz
Auszubildende

„Ziemlich cool“, fand das Janina Moritz, die sich als Mädchen in den von Jungs dominierten Beruf traute. Das sehen ihre Altersgenossen offensichtlich ähnlich. Das Haitzler-Sextett begleitete alle Arbeitsschritte auf Instagram und Facebook und stieß auf den Plattformen auf einiges Interesse. Zudem will die Firma den Motor künftig auf Ausbildungsmessen zeigen, um mehr Jugendliche anzulocken.

Farbliche Kennungen machen Motorabläufe anschaulich

Dafür haben die Auszubildenden sogar ein Gestell gebaut, auf dem der Verbrenner gut präsentiert werden kann – und vor allem mit den Rollen darunter leicht zu transportieren ist. Die beim Zusammenbauen angebrachten farblichen Markierungen an der Maschine machen es zudem leichter erkennbar, wie der Kraftstoff fließt oder wo die Wasserkanäle, die natürlich blau sind, verlaufen. So wurde das Aggregat noch mehr zum Hingucker. „Die Farben geben zusätzlich etwas her“, findet Warth.

Das Projekt, dessen Kosten Warth auf 2.000 Euro beziffert, hat sich schon gelohnt für das Autohaus. „Wir haben keine Probleme, Auszubildende zu finden“, kennt man bei den Gernsbachern bis dato keinen Fachkräftemangel. Der alte Verbrenner hat sich als Job-Motor für die Firma entpuppt. Die im Zeitraffer auf Instagram und Facebook gezeigten Arbeitsschritte, um die sich der ehemalige Auszubildende Andre Hürst kümmerte, befeuerten das Interesse an dem Beruf.

Zweites Mädchen begeistert sich für Ausbildung

So konnte das Autohaus die Zahl von sechs auf sieben erhöhen. Darunter befindet sich mit Chiara Qualatrucci sogar nach Janina Moritz ein zweites Mädchen, das in die Jungsdomäne eindringt.

„Der Frauenanteil wächst. Damen haben natürlich körperliche Nachteile beim Radwechsel, aber das Jobbild ändert sich: Durch die viele Elektronik ist vor allem Köpfchen gefragt“, verweist Warth auf den Wandel in der Branche.

Ötigheimer Kevin Zahn bewirbt sich wegen Instagram-Veröffentlichungen

Kevin Zahn verfolgte das Projekt auf Instagram. Der 16-jährige Ötigheimer fand es „interessant“ und bewarb sich für eine Ausbildungsstelle. Jetzt ist er mit dabei und zieht weitere Vorteile aus dem Job-Motor. „Es ist sehr lehrreich“, stellt Zahn fest, nachdem er an der Berufsschule erst einmal theoretisch aufs Berufsleben vorbereitet wurde.

„An dem Modell kann ich alles besser erklären“, geleitet Ausbilder Grohs seine Schützlinge während Reparaturen gelegentlich zu dem Skoda-Verbrenner. Dort lässt sich manches leichter und schneller zeigen, sind die Blicke doch hier weit freier als die auf einen verbauten Motor. „Zur Veranschaulichung war das Lehrprojekt sehr gut. Man begreift die Abläufe schneller und besser“, bestätigt Semin Walter seinen Chef. Vor allem machte dem Auszubildenden aus Scheuern das Einfärben der einzelnen Teile „Spaß“. Was will man mehr von einem Job-Motor?

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