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Firma leert 3.400 Abflüsse

In den Gernsbacher Regenabläufen sammelt sich bei Starkregen mehr Dreck

In Gernsbach und Umgebung werden momentan die Regenabläufe auf den Straßen geleert, damit das Wasser besser abfließen kann. Aber was machen die Arbeiter da genau eigentlich und wie viel Dreck sammelt sich unter Gernsbachs Straßen?

Zwei Männer leeren die Sinkkästen in Gernsbach.
Gut gefüllt: Knapp 3.400 Abflüsse reinigen die Mitarbeiter von Adnan Emin in diesen Wochen in Gernsbach und der Umgebung. Am Tag schaffen sie über 200 Sinkkästen. Foto: Felix Doll

Mit einem Haken ziehen die beiden Arbeiter den schweren Eisendeckel über dem Abfluss zur Seite. Vor ihren Füßen liegt ein prall mit Blättern, Matsch und Müll gefüllter Metalleimer.

„In anderen Städten öffnen Leute manchmal die Deckel und klauen die Eimer, um das Metall zu verkaufen“, sagt Adnan Emin von der Straßenreinigungsfirma Tiryaki. „Dann fällt der ganze Dreck direkt in den Kanal und verstopft die Kanalisation.“

Seit zehn Jahren reinigt seine Firma zweimal im Jahr die Regenabflüsse in den Gernsbacher Straßen, in der Fachsprache als Sinkkästen bezeichnet. Nach den Worten von Ralf Wolf vom Tiefbauamt der Stadt wurden in Gernsbach bisher aber noch keine Fangeimer gestohlen.

Er sagt dazu: „Bei uns gibt es kritische Stellen, das sind vor allem Straßen, die bergab führen und in Waldwege übergehen.“ Wenn diese nicht asphaltiert, sondern geschottert seien, dann komme es öfters vor, dass auch Steine vom abfließenden Regenwasser mit in die Sinkkästen gespült würden. Beispiele für Straßen kann Wolf spontan allerdings keine nennen.

Wenn Sinkkästen nicht gereinigt werden, gibt es in Gernsbach eine Überschwemmung

Und was würde passieren, wenn die Kästen nicht gereinigt werden? „Dann gibt es bei Regen eine Überschwemmung, weil das Wasser nicht mehr ablaufen könnte“, antwortet Emin auf die Frage.

Währenddessen kratzen seine Mitarbeiter mit einem Spachtel die angesammelte Erde von den Rändern des Abflusses. „Das ist wichtig, damit der Deckel hinterher wieder richtig aufliegt und nicht klappert“, so Emin. Ansonsten kämen hinterher Beschwerden von Anwohnern über die Geräusche, ergänzt er. Von Beschwerden von Anwohnern berichtet auch Wolf vom Tiefbauamt.

Den vollen Eimer aus dem Abfluss leeren die Arbeiter auf der Ladefläche ihres kleinen Transporters aus. Dabei müssen sie auf den Verkehr achten, damit keiner der Autofahrer über das offene Loch am Straßenrand fährt. Neben den modrigen Blättern, Erde und Schlamm holen die Arbeiter auch allerhand medizinische Masken, Zigarettenstummel und sonstigen Müll aus dem Loch.

Bei Starkregen landet mehr Dreck in den Abflüssen

Anschließend wird der Dreck gewogen. „Wir wiegen wie viel Dreck zusammen kommt, damit wir sagen können, ob wir in Zukunft zum Beispiel häufiger leeren müssen“, sagt Emin. Pro Tag holen die Mitarbeiter knapp drei Tonnen Gewicht aus den Abläufen in Gernsbach, Tendenz steigend, denn durch starken Regen wird mehr Dreck von den Straßen in die Abflüsse gespült, sagt Emin.

Dass sich durch Starkregen mehr Dreck in den Abläufen sammelt, sieht auch das Tiefbauamt. Aus diesem Grund achtet das Tiefbauamt darauf, dass die Abläufe frei sind und kaputte Kästen möglichst schnell repariert oder ersetzt werden. Wolf sagt: „Ich schätze mal, dass 20 bis 30 Kästen pro Jahr ersetzt werden.“

Zwei Männer schütten den Inhalt von Sinkkästen auf ihren Transporter.
Gut gefüllt: Knapp 3.400 Abflüsse reinigen die Mitarbeiter von Adnan Emin in diesen Wochen in Gernsbach und der Umgebung. Am Tag schaffen sie über 200 Sinkkästen. Foto: Felix Doll

Zur Relation: Emin und seine Mitarbeiter reinigten in der vergangenen Woche alleine in Gernsbach knapp 1.900 Straßenabläufe. Bis zum 24. Mai werden auch noch die Abflüsse in den Stadtteilen Scheuern, Obertsrot. Hilpertsau, Reichental, Lautenbach und Staufenberg gesäubert. Insgesamt leeren die Arbeiter so innerhalb von zwei Wochen fast 3.400 Regenabläufe, pro Tag schaffen sie zwischen 200 und 250 Stück.

Arbeiter leeren Kästen mit der Hand

In Gernsbach arbeiten die Arbeiter aktuell mit der Hand und leeren die Eimer selbst. Alternativ dazu gibt es auch einen kleinen Kran mit einem Greifarm, der die Kästen mechanisch aus dem Boden hebt. „Wir versuchen da immer etwas zu wechseln, um unsere Mitarbeiter auch zu schonen.“

Eigentlich wollte die Firma in Gernsbach mit dem Kran anfangen, aber das Fahrzeug sei in der Inspektion und benötige neue Teile. Seit dem Krieg in der Ukraine seien die Lieferzeiten für diese Ersatzteile sehr viel länger, so Emin. Für die Stadt hat das aber auch einen Vorteil, merkt er an. „Die Kästen mit der Hand zu leeren geht schneller als mit dem Kran.“ Der muss immer erst in die richtige Position gebracht werden und richtig stehen .

Aber nicht immer können Emin und seine Leute die Abflüsse reinigen. „Manchmal stehen Autos über den Sinkkästen, dann müssen wir diese Abflüsse erst einmal auslassen.“ Aus diesem Grund fahren die Mitarbeiter jede Straße mehrfach ab – nicht immer mit Erfolg.

Ein Auto steht über einem Straßenablauf.
Versperrt: Weil immer wieder Fahrzeuge die Abläufe blockieren, fahren die Mitarbeiter die Straßen mehrfach ab, um alle Fangeimer leeren zu können. Foto: Felix Doll

„Wir melden das an die Stadt, wenn wir einen Abfluss nicht reinigen können oder wenn Abflüsse kaputt sind“, erklärt Emin. Die kümmere sich dann darum. Zahlen, wie oft so etwas vorkommt, nennt er keine, es sei aber immer wieder der Fall. Während er erzählt, folgt er mit seinem Wagen dem Transporter in der Scheffelstraße. Er fährt an einer Reihe parkender Autos vorbei, die mehrere Regenabläufe blockieren.

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