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Neues Vorstandstrio

Kulturgemeinde Gernsbach stellt sich neu auf und sucht die Nähe zu Gaggenau

Die Kulturgemeinde Gernsbach hat sich neu aufgestellt. Künftig soll auch ein jüngeres Publikum angesprochen und mit dem Kulturring Gaggenau zusammengearbeitet werden.

Eins von zuletzt wenigen kostendeckenden Konzerten der Kulturgemeinde Gernsbach: Der Auftritt von Jazz-Pianistin Johanna Summer im September 2021.
Eins von zuletzt wenigen kostendeckenden Konzerten der Kulturgemeinde Gernsbach: Der Auftritt von Jazz-Pianistin Johanna Summer im September 2021. Foto: Gregor Hohenberg

Die Kultur ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nach wie vor besonders betroffen. Monatelang blieben die Scheinwerfer dunkel. Zwar sind die Einschränkungen inzwischen aufgehoben, doch es ist noch längst nicht wieder alles beim Alten. Oft bleiben bei Konzerten und Lesungen viele Plätze, ja ganze Reihen, unbesetzt.

Das ist für Künstler wie Veranstalter gleichermaßen unbefriedigend. Das geht der Kulturgemeinde Gernsbach nicht anders. Sie hat sich jetzt personell neu aufgestellt und will mit frischen Ideen und Kreativität diesem Problem begegnen – und es so überwinden.

„Es kann ja nicht sein, dass wir hohe Qualität liefern, aber die Akzeptanz ist nicht da“, fasst Bürgermeister a. D. Dieter Knittel das Dilemma zusammen. Er war bis Montagabend einer von drei gleichberechtigten Vorsitzenden der Kulturgemeinde und gab diesen Posten nun auf.

Genauso wie Hans-Christoph Graf von Nayhauss. Der Professor war im Vorstandstrio für den Bereich Literatur und Zeitgeschehen zuständig, der zuletzt besonders stark vom Zuschauerschwund betroffen war. Der Literaturwissenschaftler sieht sich und sein Programm gar als „Opfer einer Epochenentwicklung“, weshalb er den Weg frei machte für frisches Blut in der Vorstandsspitze einhergehend mit einer Veränderung oder (Teil-)Einstellung des bisherigen Veranstaltungsangebots.

Bleibt der Dritte im Bunde: Wolfgang Tzschaschel, der das Ressort Musik verantwortet und dies auch weiter tun wird. Seit knapp drei Jahren im Amt, war sein bisheriges Schaffen von vielen coronabedingten Absagen und Verschiebungen geprägt. „Aber gerade das letzte Konzert, das wirklich ein fulminantes war, hat mich darin bestätigt, dass das Interesse nach wie vor da ist.“

Positives Echo, aber zu wenige Besucher

Das preisgekrönte Fauré-Quartett begeisterte am 30. November 121 Besucher in der Stadthalle und war damit das am besten besuchte Konzert seiner Amtszeit. Und die Tatsache, dass das Publikum in Gernsbach offen sei für Neues, habe ihn darin bestärkt, diesen Weg weiter zu gehen. So gehörten die Auftritte der Jazz-Pianistin Johanna Summer oder die Kombination von Saxofon und Harfe beim Jerusalem Duo zu den wenigen auch finanziell erfolgreichen Veranstaltungen der vergangenen drei Jahre. „Vom Echo der Besucher insgesamt kann ich zufrieden sein, von der Anzahl her nicht“, resümiert Tzschaschel.

Wieder mehr, neues und vor allem auch jüngeres Publikum für die Kulturangebote in Gernsbach zu begeistern, lautet der Auftrag, den die Mitglieder dem neuen Vorstandstrio einstimmig anvertrauten. Neben Wolfgang Tzschaschel gehören ihm Kai Roolf (41) und Karl-Heinz Dittgen (67) an. Letzterer möchte versuchen, das Ressort Literatur und Zeitgeschehen zukunftsfähig zu machen und setzt dabei auch auf Kontakte, die aus seiner 25-jährigen Mitgliedschaft im Staatstheater Karlsruhe herrühren.

Roolf stammt aus Gernsbach und zieht in wenigen Monaten in seine Heimatstadt zurück, wo er einst unter anderem die Musikschule Murgtal besuchte und bei Werner Roth „in die Lehre ging“. Er ist Partner bei einer Investmentfirma in München und ehrenamtlich kulturell engagiert. Roolf will bei der Kulturgemeinde künftig auch daran arbeiten, die Angebote über Social Media zu bewerben – ein Bereich, mit dem die Vorstandschaft bislang fremdelt.

Zusammenarbeit mit Kulturring Gaggenau im Blick

Dass sich darüber durchaus neues und jüngeres Publikum gewinnen lässt, bestätigen Robert Scharff und Thomas Maisch vom Kulturring Gaggenau, die der Sitzung am Montag im Trausaal des Gernsbacher Rathauses beiwohnten. Sie verweisen auf eine ohnehin große Schnittmenge beider Organisationen und sehen eine künftig verstärkte Zusammenarbeit ebenso positiv. Wie die genau aussehen kann, wird nun Aufgabe der nächsten Monate sein.

Den „Impuls einer engeren Vernetzung mit Gaggenau“, wertet Dieter Knittel genauso wie die ganze Diskussion und die verhältnismäßig große Resonanz auf die Mitgliederversammlung als „sehr mutmachend“ für die angestrebte Neuausrichtung. Fazit: „Die Kulturgemeinde wird noch gebraucht und ist wichtig für Gernsbach.“

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