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Kommunalwahl

Warum die FDP im Murgtal großes Potenzial für sich sieht

Rolf Thilenius hieß der letzte Mandatsträger, der für die FDP im Gemeinderat Gernsbach saß. Das war vor über 40 Jahren. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 planen die Freien Demokraten in Gernsbach ihre Rückkehr.

Drei junge Männer vor dem Kornhaus in der Gernsbacher Altstadt.
Der erst im Jahr 2019 reaktivierte Ortsverband der FDP Mittleres Murgtal, dessen Zuständigkeitsgebiet von Forbach bis nach Gernsbach reicht, hat in Ryan Chalak (links) einen neuen Vorsitzenden. Paul Fritz (Mitte) und Patrick Wilczek kandidieren für den Gernsbacher Gemeinderat. Foto: Stephan Juch

Im Murgtal ist die FDP nur im Gemeinderat von Gaggenau vertreten. Das soll sich am 9. Juni ändern. Neben der Großen Kreisstadt, in der die Freien Demokraten längst kommunalpolitisch etabliert sind, treten sie bei der Kommunalwahl auch in Gernsbach mit einer eigenen Liste an.

Damit löst Patrick Wilczek ein Versprechen ein, das der FDP-Kandidat für die Landtagswahlen 2021 bei seiner Wahlparty am 16. März 2021 gegeben hat. Auf der Liste der FDP für den Gernsbacher Gemeinderat stehen fünf Personen.

FDP: Fünf Kandidaten im Altersbereich zwischen 19 und 30 Jahren

Es sind dies Leon Schwend (25 Jahre alt, Softwareentwickler), Lara Sofie Sejic (26, Physiotherapeutin), Paul Fritz (19, dualer Student), Marnie Wilczek (29, Kauffrau, derzeit in Elternzeit) und Patrick Wilczek (30, Rechtsreferendar am Landgericht Baden-Baden).

„Wir wollen das politische Angebot in Gernsbach größer machen“, erklärt Patrick Wilczek. Der Rechtsreferendar sieht im Murgtal generell großes Potenzial für seine Partei. „Die FDP hat hier immer sehr gute Ergebnisse erzielt“, verweist er auf den Zuspruch bei Landtags- und Bundestagswahlen.

In Weisenbach und Loffenau habe man 2021 gar mit die besten Ergebnisse in der Region erzielt. „Obwohl wir dort so gut wie gar keinen Wahlkampf gemacht haben“, blickt Wilczek zurück. „Das zeigt, dass es den Bedarf, den Willen nach liberaler Politik gibt.“

Diesen Willen erkennen auch Ryan Chalak und Paul Fritz. Die beiden 19-Jährigen, die 2023 am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Gernsbach Abitur gemacht haben, möchten sich kommunalpolitisch engagieren, um ihre Heimatstädte voranzubringen. Chalak, einst Schülersprecher am ASG, wohnt in Hörden und kandidiert für den Gemeinderat in Gaggenau. Fritz ist Gernsbacher.

FDP: Ryan Chalak neuer Vorsitzender des Ortsvereins Mittleres Murgtal

Beide erinnern sich noch gut an die Juniorwahl an ihrer Schule. Bei der Simulation der Bundestagswahl 2021 landete die FDP in der Gunst der Gymnasiasten am ASG mit 20,4 Prozent auf Platz zwei (hinter den Grünen, 29,8 Prozent).

Das habe dazu beigetragen, dass die zwei 19-Jährigen nach der Bundestagswahl in die FDP eingetreten sind. „Der Trend geht bei vielen jungen Leuten hin zur FDP“, stellt Chalak fest.

Das zeige die verhältnismäßig junge Liste, die für den Gemeinderat Gernsbach an den Start geht. Und das zeige auch die Entwicklung des erst im Jahr 2019 reaktivierten Ortsverbands der FDP Mittleres Murgtal. Dessen Zuständigkeitsgebiet erstreckt sich von Forbach bis nach Gernsbach.

Jüngst ist Ryan Chalak dort zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Derzeit absolviert er ein Pflichtpraktikum in der Pflege beim Klinikum Mittelbaden in Rastatt. Das Pflichtpraktikum bereitet den angehenden Studenten auf sein Medizin-Studium in Heidelberg vor.

Wir wollen zeigen, dass wir für liberale Werte stehen.
Paul Fritz
Junges FDP-Mitglied aus Gernsbach

Sein Stellvertreter im FDP-Ortsverband ist Paul Fritz. Er absolviert ein duales Studium in der Wirtschaftsprüfung mit dem Studiengang BWL-Bank an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

In einer gemeinsamen Erklärung bedanken sich die beiden Neugewählten bei ihren Vorgängern Helena Weiler und Marc Debelt. Sie hatten den Ortsverband Mittleres Murgtal nach einer langen Zeit der Inaktivität neu belebt.

„Gesicht zeigen, sich engagieren – nicht nur durch Kommentare im Internet.“ So beschreiben Chalak und Fritz die Triebfeder hinter ihrem Entschluss, als Gemeinderäte zu kandidieren. „Wir wollen zeigen, dass wir für liberale Werte stehen.“ Sie kennen zwar viele Gleichgesinnte. „Aktiv werden dann aber doch nur wenige“, bedauert Chalak.

Dauerhafte Fußgängerzone laut FDP „unnötig“

Das bestätigt Paul Fritz. Er hatte sich schon im früheren 8er-Rat in Gernsbach engagiert. Das Gremium war das letzte kommunalpolitische Beteiligungsformat in der Stadt, konnte sich aber nicht durchsetzen. „Ideen gab es viele“, erinnert sich Fritz. Umgesetzt wurden sie aber nicht.

Als Sprachrohr für die junge Wählerschaft möchte sich Paul Fritz unter anderem für mehr Nachhaltigkeit in der Stadt einsetzen. Stichwort Solar auf kommunalen Dächern. „Da macht die Stadt zu wenig“, meint der 19-Jährige. Sie sollte aber mit gutem Beispiel vorangehen. „Dann steigt auch die Akzeptanz bei der Bevölkerung“, ist Fritz überzeugt.

Wenn man von den sechs Wochen im Sommer absieht, ist hier doch relativ wenig los.
Patrick Wilczek
FDP-Kandidat für Gernsbach

Etwas übereifrig findet der Gernsbacher hingegen die dauerhafte Einrichtung der Fußgängerzone in der Altstadt. „Unnötig“, sagt er dazu. Und bekommt Bestätigung von Patrick Wilczek. „Wenn man von den sechs Wochen im Sommer absieht, ist hier doch relativ wenig los“, stellt der Jurist fest.

Er und seine liberalen Mitstreiter erkennen zwar gute Ansätze in der Altstadt, etwa das Kornhaus oder die Veranstaltungsreihe Altstadt live. Man sollte aber daraufhin arbeiten, dass die Leute generell mehr Zeit in der Stadt verbringen – nicht nur bei den Events.

Dass der Wörthgarten, der am 14. März öffnet, zu mehr öffentlichem Leben in Gernsbach beiträgt, glaubt Wilczek nicht. „Man kauft ein und fährt heim“, befürchtet er. Die FDP möchte versuchen, künftig zusammen mit dem Gewerbeverein Konzepte zu erarbeiten, die dazu führen, die Gernsbacher Innenstadt dauerhaft zu beleben.

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