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Frühjahrsblüher

Wie ein Paar aus dem Murgtal 150.000 Gernsbacher Tulpen für Baden züchtet

Holländische Tulpen waren gestern: Jasmin und Franc Gerloff aus Gernsbach bauen mehr als 90 Sorten an. Die beliebteste heißt „Flair“ und leuchtet in Gelb und Rot.

Unter der Regionalmarke „Ich bin von hier!“ haben sich Gärtnereien zusammengeschlossen, die die Erzeugung in einem 100-Kilometer-Umkreis garantieren. Jasmin und Franc Gerloff aus Gernsbach sind dabei.
Unter der Regionalmarke „Ich bin von hier!“ haben sich Gärtnereien zusammengeschlossen, die die Erzeugung in einem 100-Kilometer-Umkreis garantieren. Jasmin und Franc Gerloff aus Gernsbach sind dabei. Foto: Ann-Kristin Hanell

Als Rudolf Leiber im Jahr 1930 seinen Gärtnereibetrieb in der Gernsbacher Schwarzwaldstraße gründete, drehte sich das Geschäft hauptsächlich um Gemüsepflanzen. Nun, über 90 Jahre später, gibt es zwar immer noch viele Zwiebeln, aber nicht mehr die zum Essen. 

Tulpen und Narzissen stehen Reihe an Reihe in den verschiedenen Glashäusern. „Hier werden aktuell Tulpen durch Wärme zum Wachstum angeregt und vorgezogen. Wenn sie eine bestimmte Reife erreicht haben, ziehen sie ein paar Reihen weiter, ins Kühlhaus. Dort stoppt dann das Wachstum, damit wir sie nach und nach verkaufen können”, erklärt Franc Gerloff. 

Jasmin Gerloff zieht Blumenkinder groß

Heute führt er die Gärtnerei zusammen mit seiner Frau Jasmin. Die ehemalige Grundschullehrerin hat ihren Beruf und die Verbeamtung an den Nagel gehängt, um stattdessen Blumenkinder groß zu ziehen.

Schon Ende September werden die ersten Tulpen in Gernsbach für die Saison vorgezogen. Wie lange sie brauchen und ab wann sie in die Erde kommen, bestimmen die Sorte und die gärtnerische Erfahrung. Insgesamt kommen mehr als 700.000 Zwiebeln hier in die Erde, um sie auf den Großmärkten der Region weiterzuverkaufen. Von dort gehen sie dann über Händler auf die Wochenmärkte oder in Fachmärkte.

50.000 Tulpentöpfe mit je drei Zwiebeln bestückt

Allein 50.000 Tulpentöpfe werden in Gernsbach mit jeweils drei Zwiebeln bestückt. Alles in Handarbeit und mit Erde aus Deutschland. Pro Saison kommen rund fünf Sattelzüge voller Erde zum Einsatz und drei Mitarbeiter sind von Ende September bis Ende Dezember mit dem Eintopfen der Zwiebeln beschäftigt.

Den Betrieb hat Gerloff 2006 von seinem Vater übernommen. Auch der hatte schon ein großes Herz für Tulpen. Gemeinsam haben Vater und Sohn damals rund 1,3 Millionen Schnitt-Tulpen und hunderttausende Osterglocken pro Jahr verkauft. „Damals gab es noch keine Rosen aus Kolumbien oder Afrika”, resümiert der Gärtner. Aber irgendwann waren die Tulpenzwiebeln, die nach wie vor aus Holland kommen, genauso teuer wie die Schnitt-Tulpe von dort. Deswegen hat sich der Betrieb dann auf Topfzwiebelpflanzen spezialisiert. 

Export in die Niederlande

„In Topfblumen sind wir inzwischen so gut, dass wir einen Teil der fertigen Ware wieder zurück in die Niederlande exportieren”, sagt der 58-Jährige weiter.

Mehr als 90 Tulpensorten werden in Gernsbach angebaut. Die beliebteste Tulpe in der Region heißt „Flair“. „Sie hat einen recht kurzen Stiel und Blüten, so groß wie Ostereier. Außerdem ist sie gelb-rot, wie die badische Landesflagge”, erklärt der Fachmann. 

Blumenstrauß zum Geburtstag

Das Blumen-Gen reicht in der Familie weit zurück. Schon der Großvater hatte 150 Rosenhochstämme im Garten, deren Baumkronen im Winter in mühevoller Arbeit eingegraben wurden, damit sie früher zur Blüte kamen. „Meine Oma hatte im Frühjahr Geburtstag und das Ziel war immer, dass sie einen blühenden Strauß Rosen bekam.”

Diese Tradition wird heute noch in leicht abgewandelter Form fortgeführt. Nur, dass Jasmin Gerloff die Blumen zum Valentinstag bekommt und dass statt Rosen der Strauß selbstverständlich voller bunter Tulpen ist. Von denen kann man sich in der Schwarzwaldstraße offenbar nie satt sehen.

Bekenntnis zur regionalen Erzeugung

Und wie kann man nun auf dem Markt erkennen, ob man Tulpen aus Gernsbach vor sich hat? Das Schild „Ich bin von hier!“ gibt einen Hinweis darauf. Unter dieser Regionalmarke haben sich Gärtnereien zusammengeschlossen, die die Erzeugung in einem 100-Kilometer-Umkreis garantieren. „Hier in der Region haben sich einige Gärtnereien auf verschiedene Pflanzenarten spezialisiert. Wir kaufen alle voneinander die Spezialitäten und bieten sie unseren Kunden an. So oder so ist es eine gute Sache, regional zu kaufen und in den Gärtnereien vorbeizukommen”, sagen die Gerloffs.

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