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„Teufelsflieger“ sind glücklich

Kein Windpark rund um die Teufelsmühle in Loffenau

Nach 20-jährigen Diskussionen ringt sich der Loffenauer Gemeinderat zu Windkraft durch. Sogar die CDU zieht in Teilen mit, obwohl ihr Antrag durchfällt.

Der Wald rund um die Teufelsmühle bleibt unberührt. Der malerische Ausblick soll auch künftig nicht durch ein Windrad getrübt werden.
Der Wald rund um die Teufelsmühle bleibt unberührt. Der malerische Ausblick soll auch künftig nicht durch ein Windrad getrübt werden. Foto: Willi Walter/BT-Archiv

„Für mich ist es eine Genugtuung, dass die Windkraft endlich vorankommt“, bekennt Reiner Singer. Diesmal saß der ehemalige Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft (FWG) während der Gemeinderatssitzung in Loffenau nur im Publikum und hatte kein Stimmrecht mehr.

Trotzdem ging sein Herzensprojekt, das er seit 20 Jahren vorantrieb, endlich über die Bühne – wenn auch nicht ganz so einmütig wie erhofft. „Ich bin froh, dass der Antrag der CDU keine Mehrheit gefunden hat“, schob Singer deshalb nach der Sitzung nach.

Steigerwald nimmt Entscheidung emotionslos auf

Die war am Dienstagabend ungewöhnlich gut besucht mit rund zehn Zuhörern. So gab sich selbst Erich Steigerwald die Ehre, der einst der jüngste Bürgermeister in Baden-Württemberg war und über Jahrzehnte die Geschicke der Kommune bestimmte.

An ihm biss sich Singer auch in Sachen Windkraft lange Zeit die Zähne aus. Steigerwald nahm das Lob für seinen Nachfolger, Markus Burger, der das Gremium laut Wolfgang Reik (SPD&ALB) perfekt im Vorfeld informiert habe bis hin zu einer Besichtigung eines Windrads, emotionslos auf, genauso wie das Votum pro Windkraft auf Loffenauer Gemarkung.

„Teufelsflieger“ auch trotz des abgeschmetterten CDU-Vorschlags glücklich

Grund zur Freude hatten neben Singer die „Teufelsflieger“, auch wenn der optimale CDU-Vorschlag für den Gleitschirmfliegerverein abgeschmettert wurde. Der hätte den Mitgliedern, von denen mehrere die ausgiebige Debatte interessiert verfolgten, größtmögliche Planungssicherheit gegeben.

Aber auch mit der jetzigen Mehrheitsentscheidung dürften die Teufelsflieger weiterhin sorglos von der Teufelsmühle aus abheben und über die Hügel und die Wälder der rund 17 Quadratkilometer großen Gemarkung schweben.

Einig war sich das Gremium bei drei der vier Vorschläge der Rathausverwaltung: So beschloss der Gemeinderat einstimmig, dass Windkraft zur Energiegewinnung genutzt werden soll.

Die Fläche von 4,4 Prozent (rund 75 Hektar), die der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) als Suchraumkulisse auswies, wird zur Pacht ausgeschrieben. Die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz kümmert sich darum zum Preis von 19.500 Euro. Zudem zeigt sich Loffenau offen für die Zusammenarbeit, falls Gemeinden Windkraftprojekte an den Gemarkungsgrenzen planen sollten.

Einziger Streitpunkt ist das Wörtchen „vorerst“

Beim einzigen „Streitpunkt“ ging es nur um ein Wort. Dass man auf dem Höhenrücken Teufelsmühle keine Windkraft will, obwohl dieser von der Windhöffigkeit her die beste Fläche wäre, war unstrittig. Wegen des Schutzes von Auerhühnern sowie dem „hohen Naherholungswert“ für Wanderer, Ski-Langläufer und die Gleitschirmflieger, die von dort abheben, sollte dort „vorerst“ nicht die Errichtung von Windkraftanlagen verfolgt werden.

CDU-Fraktionssprecherin Sylvia Westermeyer schlug vor, das Wörtchen „vorerst“ kompensationslos zu streichen, um den Wald dort „als Naherholungsgebiet zu erhalten“. Dieser weitergehende Vorschlag wurde nur von den drei CDU-Räten befürwortet. FWG und SPD&ALB wollten sich nicht in Zukunft beschränken lassen, zumal das Ortsparlament auch weiterhin „Herr des Verfahrens bleibt“, wie Burger betonte.

Waldschädigung aktuell das kleinere Übel

Der Beschlussvorschlag mit dem Wort „vorerst“ fand eine klare Mehrheit. Siegbert Schweikhardt (FWG) votierte als einziger von elf Gremiumsmitgliedern dagegen. Westermeyer, Uwe Rothenberger (CDU) und Markus Schweikhardt (FWG) enthielten sich. Ramona Oertel stimmte auch dafür. Das jüngste CDU-Ratsmitglied begründete ihr Votum damit, dass sie zwar die „Gefahr“ sehe, dass der Wald durch die Windkrafträder „geschädigt“ werde. Aber aufgrund des Klimawandels müsse man das als kleineres Übel aktuell hinnehmen.

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