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Straßen reinigen

Unterwegs mit dem Kehrmaschinenfahrer: Dieser Mann hält Loffenau sauber

Udo Möhler hat die Metropolen der Welt gegen seinen Heimatort Loffenau ausgetauscht. Früher war er als Fernfahrer unterwegs. Jetzt hält er mit seiner Kehrmaschine die Loffenauer „Gräbele“ fachmännisch sauber.

Fahrer in einer Kehrmaschine
Udo Möhler in seinem Cockpit. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Ein bisschen erinnert die Sache ja an den Straßenfeger aus dem Buch Momo von Michael Ende. Genau wie in seinem Fall ist auch Udo Möhler langsam, aber mit extrem hoher Konzentration bei der Sache, wenn er gegen den Winterschmutz zu Felde zieht. Zwei Tage lang hat er jetzt in Loffenau die „Gräbele“ fachmännisch gereinigt. Vom Fahrersitz seines MAN-Lkw mit Kehrmaschinen-Spezialaufbau hat er einen ganz eigenen Blick auf die Dinge.

„Manchmal hupen die Menschen, wenn sie hinter mir herfahren müssen“, erzählt er, während er vom rechtsgelenkten Lkw stets den Blick auf seinen Außenspiegel und auf den Rinnstein richtet. Rund fünf Kilometer in der Stunde legt er auf diese Weise zurück. Mehr geht im Einsatz nicht. Schließlich wird nicht nur einfach die Bürste abgesenkt, um mal eben Laub und Splitt zu beseitigen.

Der Lkw nimmt auch auf, was er zusammenkehrt. Das Saugen und im Bedarfsfall auch Spülen braucht die langsame Geschwindigkeit, um sorgsam arbeiten zu können. Obendrein ist Vorsicht geboten, wenn es zu überraschenden Unebenheiten oder anderen Hindernissen kommt. Ein Feldstein etwa hätte fatale Folgen. „Dann ist der Besen krumm.“ Der Arbeitseinsatz wäre gelaufen. Der Tag auch.

Mann an einer Kehrmaschine
Udo Möhler neben seiner Kehrmaschine: Ein Ast hat sich im Besen verfangen. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Sechs Jahre schon fährt Udo Möhler die rund 250.000 Euro teure Kehrmaschinen und liebt diese Tätigkeit. „Früher war ich im Fernverkehr“, erzählt er von den 40-Tonnern, mit denen er auf den verschiedensten Straßen unterwegs war. Jetzt hat er ein geregeltes Leben, ist am Abend wieder zu Hause. Das schätze er sehr. Europäische Metropolen hat er nun gegen die Gemeinden im Sprengel eingetauscht. Dabei ist er nicht nur langsamer unterwegs. „Ich sehe auch tatsächlich etwas von den Orten an denen ich bin.“ In Paris sei wenigstens 15 Mal gewesen. „Den Eiffelturm habe ich nie gesehen.“ Das Be- und Entladen findet zu weit vom Stadtzentrum entfernt statt. Jetzt ist das anders. Udo Möhler hat einen Blick für die Heimat entwickelt. „Loffenau ist ein sehr schöner Ort“, schwärmt er etwa von den vielen gepflegten Grundstücken, vor allem aber von den hübschen Fachwerkhäusern.

Ich wurde auch schon angespuckt.
Udo Möhler

Dass hier die Straßen und Gassen oft eng sind, sei kein Problem. „Wenn nicht gerade ein Auto im Weg steht.“ Das komme immer wieder vor. Wenn gar nichts geht, dann müsse er eben hupen. Manch einer reagiert da empfindlich, hat er schon schmerzlich feststellen müssen. Als ihm einmal ein Radfahrer entgegenkam, der ganz unverblümt auf seinen Lkw zuhielt, habe er sich erlaubt zu hupen, um auf die Gefahrensituation hinzuweisen. Der Radler habe daraufhin schwungvoll sein Gefährt zur Seite geschleudert, sei zum Lkw gerannt und hat dem Fahrer einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, ehe er unerkannt das Weite suchte. „Ich wurde auch schon angespuckt“, sieht er die Sache gelassen. Denn das sind schließlich Ausnahmen, wenn auch unangenehme.

Man muss sich da schon sehr konzentrieren und auch die Augen werden irgendwann müde und der Wagen voll.
Udo Möhler

Während er nach einem selbst ausgefeilten Konzept die kleinen Sträßchen von Loffenau abfährt, hoch und runter, schlägt ihm jedoch offen zur Schau gestellte Sympathie entgegen. Fast alle Wege sind frei, die Anwohner freundlich. Sie lächeln dem Fahrer zu, der auch schon mal einen Fege-Vorgang wiederholt, wenn die Bürste aufgrund von Erdreich auf der Straße etwa einen unschönen Schmierfilm hinterlässt. „Das ist nichts“, meint er angesichts von Resten, die am Asphalt kleben bleiben, während er elegant wendet und den Vorgang wiederholt.

Die Besen werden mit einem Joystick bedient

Den Wagen zu fahren, das sei übrigens relativ leicht, wenn man sich erst einmal an die Besonderheiten gewöhnt hat. Rechts sitzen, die Besen stets beobachten und per Joystick so allerlei in Gang setzen, was das Gerät zu bieten hat. Fast alles lässt sich damit bewerkstelligen, was im Metier gefragt ist.

Anstrengend sei das indessen schon. „Man muss sich da schon sehr konzentrieren und auch die Augen werden irgendwann müde und der Wagen voll.“ Das Leergewicht von 13 Tonnen wächst sich am Ende bis zu 18 Tonnen aus. Dann ist Schluss. Mehr geht nicht.

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